Der Fehler des Colonels
Iraner wollten Sie und Daria heute Abend festnehmen und Sie beide in das Haus bringen, in dem Minabi festgehalten wird – zum Verhör. So wahr mir Gott helfe, ich habe versucht, sie aufzuhalten.«
»So wahr mir Gott helfe, ich glaube, Sie labern nur Scheiße.«
»Dann sind Sie ein Narr. Und jetzt besteht kaum noch eine Chance, dass sie Daria auch ins Haus bringen. Wir müssen rausfinden, wohin sie gebracht wird, bevor es zu spät ist.«
»Ein Narr?«
»Wir verschwenden unsere Zeit!«
»Wer ist da draußen alles zugange?«
»Vier Iraner und die zwei Mann, die ich mitgebracht habe«, sagte Amato. »Meine Leute waren hier, um Ihnen und Daria zu helfen. Unter meinem Befehl. Ihr Freund hat alles ruiniert. Er hat die Guten angegriffen.«
Mark kaufte ihm das nicht ab. Das Dröhnen in seinem Kopf bezeugte, dass Amatos Leute nicht nur hier gewesen waren, um eine Rettungsaktion auf die Beine zu stellen. Aber wenn Amato in Verbindung zu den Iranern stand, würde er herausfinden, was es damit auf sich hatte.
»Wo haben Sie Ihr Funkgerät?«
Amato suchte den Boden ab, bis er es fand.
Mark hob die Pistole. »Ein Wort über Ihren Standort und Sie sind tot.«
Amato stellte einen Kanal ein und drückte die Sendetaste. »Hier spricht Partner, haben Sie verstanden?« Er wartete einen Augenblick. Als keine Antwort kam, versuchte er es noch einmal, und wieder blieb die Antwort aus.
Er wechselte zu einem anderen Kanal, und wieder zu einem anderen.
Sie befanden sich in einem offenen, ungeschützten Bereich des Waldes. Schließlich nahm Mark das Funkgerät an sich und schaltete es ab. »Gehen Sie«, sagte er.
72
Amato ging, wohin es ihm befohlen wurde, aber er geriet in Versuchung, sich umzudrehen und zu kämpfen, damit er im Wald selbstständig nach Daria suchen konnte. Mark Savas Figur beeindruckte ihn nicht sonderlich und Amato zweifelte nicht daran, dass er, obgleich zwanzig Jahre älter, Sava den Hals umdrehen konnte, wenn es sein musste.
»Lass Sie mich das Funkgerät noch einmal versuchen«, bat er.
»Gehen Sie weiter.«
»Glauben Sie an Gott, Sava?« Durch die Bäume sah Amato die Kirche brennen. Insgeheim fragte er sich, ob er schon zur Hölle gefahren war und es nur noch nicht wusste.
»Schneller.«
»Das fasse ich als ein Nein auf. Ich kenne Typen wie Sie.«
Sava war ein Wiesel, er war es gewohnt, zu lügen und anderen nachzuspionieren, und er lebte von seiner Heimtücke, dachte Amato. Was hieß, er war ein typischer CIA-Mann, und daher durfte man ihm Darias Leben nicht anvertrauen. Er musste Sava aus dem Weg räumen.
»Sie können das als Befehl auffassen, schneller zu gehen.«
»Tja, ich glaube an Gott. Und ich glaube, dass mein Gott mich in die Hölle stoßen wird, wenn ich nicht alles Menschenmögliche tue, um Daria zu retten. Lassen Sie mich das Funkgerät noch mal benutzen.«
»Noch nicht.«
Nun schrie Amato geradezu. »Ich weigere mich –«
Amato spürte, wie ihm ein Schmerz vom Kopf durch den Nacken bis in die Beine fuhr, sodass sie unter ihm einknickten. Dann schlug Sava noch einmal zu und traf ihn direkt unterhalb des Ohrs, an dem sensiblen Bereich zwischen Schädel und Hals. Er ging zu Boden.
»Das ist das letzte Mal, dass ich es dir sage, alter Mann …«
Das Gefühl von Savas Bartstoppeln an seinem Nacken und dem heißen Atem an seinem Ohr war einfach abstoßend.
»… sprich verdammt noch mal leise.«
73
Mark fand Deckers Versteck auf einem kleinen Hügelkamm und stieß Amato hinein. Die gewaltige Wurzelscheibe einer umgestürzten Eiche bildete nach hinten einen natürlichen Erdwall, nach vorn hatte Decker einen Sichtschutz aus herabgefallenen Ästen gebaut. Mark stellte sich vor, dass Decker von hier aus die Kirche, die immer noch brannte, und das jetzt in Dunkel gehüllte Bauernhaus im Blick gehabt hatte.
Sein Kopf tat immer noch weh, aber seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Er reichte Amato das Funkgerät. Wieder wechselte Amato von Kanal zu Kanal und geriet zunehmend in Panik, weil die Iraner nicht reagierten.
»Sie tragen einen Anzug«, sagte Mark schließlich. Hier, mitten im Wald, wirkte Amato völlig fehl am Platz. Außerdem hatte er sich längere Zeit nicht rasiert.
»Ich bin überstürzt aufgebrochen.«
»Aus den Staaten?«
»Direkt aus Washington.«
»Damit Sie hier sein können, wenn wir inhaftiert werden?«
»Oder kurz danach.«
»Warum?«
»Das ist auch kompliziert. Um der Liebe Gottes willen«, sagte Amato und betätigte wieder das
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