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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
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recht nicht dieses Monstrum.
    Aber
dieser hier schien ihm tatsächlich nichts Böses zu wollen.
Wusste er wer er war?
    Langsam
setzte er sich wieder, argwöhnisch.
    "Ich
war also Söldner, wie du. Ich habe eine handvoll schlimmer Dinge
getan, aber im Grunde doch nur getan, was das gute Volk von mir
wollte. Das weiß ich noch. Dann kommen die Leute vom Orden und
auf einmal hält mir so ein schmächtiges, blondes Ding meine
eigene Klinge an den Hals und eh ich mich versehe knie ich vor einem
Feuer und sie hält mir die Eisenstange an die Kehle."
    Der
Fremde begann unruhig hin und her zu rutschen, unbequeme Erinnerungen
schlichen sich zurück vor sein inneres Auge, er konnte die Hitze
des Brenneisens förmlich spüren.
    Auch
sein Nachbar fühlte sich sichtlich unwohl bei dem Thema, er
setzte ein paar mal an bevor er schließlich tief Luft holte und
fortfuhr.
    "Sie
hat mich gefragt... diese Sachen, die sie ihre Novizen fragen. Möchte
ich ein Teil des Ordens werden? Gebe ich mein Leben? Lasse ich mich
reinigen und fang' von vorne an?"
    Er
schüttelte den Kopf.
    "Ich
weiß nicht wieso, aber ich habe gesagt was sie wollte. Ich habe
ihr alles vorgebetet, alle wichtigen, heiligen Worte. Ich dachte es
wär' danach vorbei, nach der Brennung. Ich meine. Ich bin kein
Novize, ich bin keiner von denen. Ich hab nicht gedacht, dass sie
mich immer in Ketten hinter sich her ziehen wollen. Eigentlich habe
ich gar nicht gedacht. Alles war so... überwältigend."
    Der
Fremde blickte vor sich auf den Tisch, die Maserung des Steins
verschwamm. Wie
das Flimmern über einer Flamme. Er fragte sich wieder, was ihn davon abhielt einfach zu gehen.
    "Das
Brennen selbst war unglaublich. Ich kann das nicht richtig
beschreiben. Der Moment, wenn jemand stirbt. Wenn das Leben in ihren
Augen ausgeht. So ähnlich, aber anders .
Und als ich aufgewacht bin war ich leer."
    Er
lachte kurz auf.
    "Genau
wie sie gesagt haben. Mein ganzes Leben war weit weg, als wäre
das jemand anders gewesen, der dieses Leben geführt hatte. Und
ich lag da, konnte kaum atmen vor Schmerzen, und innen drin war
nichts mehr."
    Wieso
erzählt er mir das?
    "Und
dann kam dieses Mädchen, das mir all das eingebrockt hat, und
redet mit mir, erklärt mir Dinge. Und auf einmal macht alles
Sinn, weißt du? Ich war leer und sie hat mir neue Dinge
gegeben, aus denen ich mein Leben bauen konnte. So ein Fundament, wo
vorher nur Unordnung war. Seit meiner Brennung bin ich mit ihr
gereist, wir haben gemeinsam Sünder gejagt und den Menschen
geholfen und alles hat Sinn gemacht."
    Sinn.
    Die
Aussicht auf so etwas wie einen Sinn in dieser Welt irritierte ihn fast noch mehr, als die Erinnerung an
die weiß glühende Eisenstange.
    Alles
in ihm sträubte sich gegen den Gedanken, die Auslöschung
seiner Existenz. Ein Nichts, Leere.
    Alles
was ihn ausmachte, weg. Leere! Er sah die endlosen Weiten vor sich, der Norden.
    Nein,
nein, nein. Er wollte eine leere Welt, die Abwesenheit allen Lebens. Nicht seiner
selbst. Unsinn!
    Sinn.
Verdammt.
    Sein
Unwohlsein war mittlerweile körperlich. Jeder Muskel im Körper
angespannt und sein Kopf schien vor lauter Gedanken platzen zu
wollen.
    "Das...dass
du dein ganzes Leben verloren hast macht dir nichts? Dass du nicht mehr du selbst bist?"
    Seine
Stimme klang beinahe gierig, er verfluchte sich dafür.
    "Es
ist schwer. Ich wurde hier geboren, ich wollte den Ort noch einmal
sehen, um zu sehen, wo ich her komme. Ich kenn' das alles hier, aber
es sagt mir kaum noch etwas. Ich erinnere mich an alles, aber es...
spielt keine Rolle. Ich habe das alles hinter mir gelassen."
    Leer,
neu, unschuldig.
    "Das
Feuer ist jetzt in mir, und das ist etwas viel besseres, stärkeres
und größeres, als ich allein jemals hätte sein
können."
    Gib
ihm Feuer, Ord.
    Plötzlich
musste er weg. Raus, sich bewegen, weg von hier. Flucht.
    Seine
Beine verfingen sich im Aufstehen erneut in dem dämlichen Hocker
und er ging rücklings zu Boden.
    Diesmal
streckte sich ihm keine helfende Hand entgegen.
    Stattdessen
kniete der andere jetzt über ihm und presste ihn mit einer
einzigen Hand hart gegen den gestampften Lehmboden.
    "Wo
willst du denn hin?"
    Hinter
ihm waren Köpfe aufgetaucht, neugierige Gesichter. Dorfleute
und... Orden .
    "Ich
werd' mich nicht brennen lassen. Niemals."
    "Oh,
du wirst. Ich habe gehofft dich umstimmen zu können, aber wenn
du stur sein willst, so sei es. Jaris wartet."
    Mit
den Worten drehte er ihn mit einem Ruck an der Schulter herum und
presste sein Gesicht auf die

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