Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
gestampfte Erde, eine massige Faust in
die dunklen Haare gekrallt.
Er
kämpfte, natürlich. Aber nichts was er dem Riesen entgegen
zu setzen hatte, zeigte auch nur annähernd Wirkung. Er lag auf
dem Boden und da blieb er. Seine Hände erreichten sein Schwert
nicht, seine Beine traten ins Leere und immer war da die massige
Hand, die ihn mit unmenschlicher Stärke hinunter gedrückt
hielt, egal wie kraftvoll alle Muskeln seines Körpers sich
sträubten und dagegen warfen bis es weg tat.
Schließlich
spürte er den unnachgiebigen Griff an seinen Unterarmen, hörte
das Klacken, spürte, wie sich kaltes Eisen um seine Handgelenke
schloss und resignierte.
Unterlegen,
besiegt... wieder.
Seine
Gedanken rasten, aber in keiner der Szenarien, die sich vor seinem
inneren Auge abspielten, ging es gut für ihn aus.
Wenn
es eine Chance auf Flucht gab, dann unterwegs, entschied er. Es war
ein weiter Weg bis zum Kloster, vorausgesetzt sie brachten ihn
dorthin.
Wenn
Jaris wirklich das große neue Oberhaupt des Ordens war würde
sie sich sicherlich nicht mehr herablassen mit dem gemeinen Volk
durch Dörfer zu ziehen, erst recht nicht hier .
Der
Geläuterte entledigte ihn noch seiner Schwerter und begann dann
ihn Stück für Stück aus seiner Rüstung zu
schälen, bis er nur noch in dünne Unterkleider gehüllt
vor ihnen hockte. Noch
hilfloser. Warum schlitzt er mir nicht gleich die Kehle auf und
bringt es hinter sich.
Er
wurde in eine stehende Position gerissen und nach draußen
gezerrt, wo ein Wagen wartete.
Ein
klapperiges Ding mit einem noch klapperigeren Horntier, das ihn zog.
Das
wird ewig dauern.
Die
geringe Geschwindigkeit, mit der sie voran kommen würden, war
nur ein kleiner Trost, als ihm eine weitere Kette um den Hals gelegt
und diese anschließend hinten an den Wagen gebunden wurde.
Wie
ein Sklave. Er wollte sie brennen sehen.
Dann
setzten sie sich langsam in Bewegung.
Vier
– Bube, König, Ass... Dame...
Es
waren drei Tage vergangen als sie sich sicher waren: Die Dame war
weg.
Kundschafterin,
die sie war, hatte sich niemand gewundert, als sie von ihrem Weg
abgewichen war. Sie würde zurück kommen, mit Neuigkeiten
und vielleicht etwas zu Essen, sagte Kumrad.
Vargo
selbst war misstrauisch.
Er
hatte sich nie so recht daran gewöhnen können, dass das
Mädchen einfach verschwand wann immer es ihr passte.
Noch
beunruhigender fand er jedoch die Tatsache, dass sie sie immer
wiederfand, egal wie schnell sie vorwärts kamen und selbst wenn
sie während ihrer Abwesenheit vom Kurs abwichen konnten sie
sicher sein, dass sie bald darauf vor oder neben ihnen auftauchte als
sei nichts gewesen.
Kilorn
Frostblatt schien sich nicht zu sorgen.
Es
kostete Vargo all seine Überwindung seinem König gegenüber
nicht ein weiteres mal die Treue der Dame anzuzweifeln. Kilorn
vertraute ihr, er sollte es auch tun.
Nagender
Zweifel blieb.
Besagter
dritter Tag nach ihrem Verschwinden nun war es so weit.
Kilorn
seufzte einmal in die Stille hinein auf und schüttelte den Kopf.
"Sie
ist weg."
Kumrad
und Vargo sahen sich an, verunsichert.
"Sie
könnte aufgehalten worden sein.", versuchte Vargo
einzulenken, doch sein König schüttelte den Kopf und lachte
leise.
"Ich
hätte es wissen müssen, es liegt ihr im Blut."
Nun
war es an Kumrad den Kopf zu schütteln.
"Jeder
von euch hat Wüste in sich, nicht? Das macht einen doch nicht
zum Verräter!"
Vargo
hatte beinahe Mitleid mit ihm. Gutgläubiger, naiver Kumrad. Er
hatte der Dame näher gestanden als sonst jemand, es musste hart
für ihn sein sich seinen Irrtum einzugestehen.
Kilorn
verzog beinahe unmerklich das Gesicht, Vargo entging es nicht.
"Ich
meine nicht die Wüste in ihrem Blut, ich meine den Norden."
Das
verwirrte sie nun beide.
Vargo
scherte sich nicht um die Angelegenheiten der Leute am Fuße des
Berges, er legte noch Wert auf den alten Adel, den sie oben hatten.
Kumrad,
der das Volk sicherlich besser kannte, hatte wiederum nicht viel
Ahnung von den Ahnenreihen. Sicherlich kannte er die Geschichte von
der Entstehung, aber wer nun von wem der Figuren aus der Geschichte
abstammte interessierte ihn nicht, und zumindest unten im Volk wurde
davon nicht gesprochen. Kein Wunder, waren es doch alles Verbrecher
gewesen, die sich noch dazu gegen Ermond Frostblatt gestellt hatten.
Norden
also.
Der
Name Graehl von der Krom sagte ihnen allerdings allen etwas, der
düstere Nordmann.
Und
sie war weg.
Eine
Weile saßen sie schweigend da, jeder ging seinen
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