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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
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den Umweg
über vorsichtige Anfragen verzichtet und sich genommen, was er
brauchte.
    Er
hatte das Schwert, er wusste damit umzugehen. Die Schafe blökten
und drängten sich in die Ecke, es war ihm gleich. Seine Klinge
hatte schon genug Blut gesehen, um vor jeder Instanz als Sünder
zu gelten. Himmel, schon vor all dem war er der Sünder gewesen. Sei's also drum.
    Hier
fand er sich nun in dieser seltenen und altbekannten Lage und jagte
eine handvoll Wilde.
    Sie
starben. Einfach genug.
    Die
Auftraggeber waren ein paar Fischer von der Netsch gewesen, wie man
die Uferregion des Fliegenden Flusses noch immer nannte, auch wenn
der namensgebende Sumpf auf dieser Seite des Stroms längst
ausgetrocknet war.
    Ein
Anflug von Wahnsinn muss es gewesen sein, der ihn hat den Grim
überqueren und hierher kommen lassen.
    Sicher,
noch immer träumte ein Teil von ihm davon, in den Süden zu
wandern. Dort hin, wo der Orden kaum Einfluss hatte und das Leben
wohl dem Nahe kommen sollte, was vor dem Feuer einmal seine Heimat
gewesen war: Die Berge des Wahnsinns, wie man sie nannte. Harte
Stürme, Eis und Schnee. Nie gekannt für das Kind dieses
Jahrhunderts, aber irgendwie spürte er, dass dies doch ein Teil
von ihm war. Ein Teil seiner Identität oder eben das Gegenteil. Wir
sind das Feuer .
Trotz.

    Tote
Wilde bedeckten den Boden, sechs an der Zahl. Nackt und dreckig,
ausgehungert. Gelbliche Haut spannte über die Knochen wie ein
Wachstuch. Miserable Existenzen. Sie waren lange tot, es hatte ihnen
nur niemand gesagt.
    Er
fand keine Freude in seiner Arbeit. Sie waren gefallen wie Fliegen,
beinahe dankbar für sein Geschenk. Das war kein Kampf, das war
keine Überlegenheit. Jedenfalls keine, die etwas wert wäre
in seinen Augen.
    Gemächlich
machte er sich auf den Rückweg. Die Sonne hing wie ein fetter
Leuchtkäfer hinter dem dunstigen Schleier aus Weiß, Gelb,
und Grau.
    Eisen,
Lederriemen, Wetzstein, Essen. In Gedanken ging er die Dinge durch,
die er als Belohnung verlangen könnte.

    Das
Dorf stand im sicheren Abstand zum Fliegenden Fluss, der seinen Namen
nicht ohne Grund trug.
    Wo
der Grim nur gemächlich dahin plätscherte und das Land
fruchtbar werden ließ, da stürzte er sich mit rasender
Geschwindigkeit von einer Seite des Kontinents zur anderen und riss
mit, was er kriegen konnte; bohrte sich an seinem östlichen
Delta gar durch einen Berg, um zurück ins Meer zu gelangen.
    Der
lockere Boden hatte dieser Naturgewalt nichts entgegenzusetzen und
regelmäßig brachen Stücke aus dem Land, ohne dass die
mitgerissenen Sandmassen den Fluss auch nur annähernd langsamer
werden ließen.
    So
war der Fliegende Fluss in dieser Region schon als das Fliegende Meer
bekannt, das andere Ufer war schon seit langem nicht mehr sichtbar.

    Das
Dorf war leer zu dieser Zeit, die Bewohner auf den Feldern, um ihr
jämmerliches Überleben zu sichern.
    Als
er die Taverne betrat war der Schankraum ebenfalls verlassen. Nur ein
einziger Mann saß an dem langen Tisch, an dem sonst das gesamte
Dorf zusammenkam.
    Ein
Krieger, das sah man auch von hinten sofort.
    Die
breiten Schultern wirkten durch die Plattenrüstung noch massiger
und der bloße Anblick seines Zweihänders ließ auf
enorme Kraft schließen.
    Der
Mann musste nicht aufstehen damit man sah, dass er ein wahrer Riese
von einem Kerl war.
    Und
er war alleine.
    Söldner.
Er muss ein Söldner sein.
    Die
Geläuterten hatten immer ihre Schafe um sich herum.
    Betont
gelassen ließ er sich neben dem Mann auf einem der Hocker
nieder und widerstand dem Drang, ihn gleich auch von vorne zu
begutachten, so wie dieser es vermutlich gerade mit ihm tat.
    "Söldner?"
    Selbst
seine Stimme klang irgendwie mächtig .
    "Ja."
    "Niemand
ist Söldner heutzutage."
    "Hm."
    Wo
er Recht hatte-
    "Ich
war Söldner."
    Er
begann sich zu fragen, warum er sich neben den Kerl gesetzt hatte.
    "Und
jetzt?"
    Endlich
warf er einen Blick auf den Mann neben ihm und das schnurgerade
Brandmal auf seiner Kehle gab ihm die Antwort.
    Beinahe
panisch sprang er auf und fiel beinahe mitsamt des Hockers wieder zu
Boden, doch der andere machte keine Anstalten es ihm nach zu tun.
    Im
Gegenteil, er lachte noch und deutete neben sich.
    "Wenn
der Herr Söldner sich mal wieder beruhigen würde. Setz'
dich."
    Mit
einer Hand griff er nach dem Hocker und stellte ihn wieder an seinen
Platz, präsentierte dem Fremden dabei noch einmal das Mal an
seinem Hals.
    Ein
Geläuterter.
    Er
würde nie wieder den Fehler begehen einen von denen zu
unterschätzen, erst

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