Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
ließen vermochte er nicht zu sagen, und so
schüttelte er die Nervosität ab und sah sich um.
Die
Fackel, die der Novize mitgebracht hatte, war das einzige Licht in
dem Raum.
Feuer
ist Hoffnung ,
hatte er gesagt. Diese Männer hier unten hatten die Dunkelheit
verdient, doch man wollte ihnen ab und an ein Licht zeigen, ihnen
beibringen, dass das Feuer ihr einziger Lichtblick ist in der
Dunkelheit, die sie selbst gewählt hatten.
Die
Erklärung klang auswendig gelernt, aber so war es mit den
meisten neuen Novizen.
Die
Worte waren die von Akios, dem höchsten Ordensbruder, und so
kümmerte Kilorn sich nicht weiter um die Darreichungsform.
Das
flackernde Orange erhellte die enge Zelle kaum und so konnte er nur
die Schemen eines Bettes mit einem leblosen Körper darauf
ausmachen.
Als
er näher heran ging hob der Mann den Kopf soweit die Fesseln es
zuließen.
Der
eiserne Ring um seinen Hals glimmerte gelb-orange im Licht der
Fackel, ebenso die Ketten an seinen Hand- und Fußgelenken.
Der
Orden fürchte diesen Mann tatsächlich.
Körperlich
schien er Kilorn nicht überdurchschnittlich beeindruckend zu
sein. Mager und ausgemergelt sah er aus, die Rippen zeichneten sich
deutlich unter der bleichen, wachsartigen Haut ab und selbst seine
Arme sahen nicht mehr aus, als könnten sie ein Schwert auch nur
anheben.
Das
Gesicht war ebenfalls eingefallen und seltsam leer, doch unter den
strähnigen, schwarzen Haaren lugten die dunkelsten und
gefährlichsten Augen hervor, die Kilorn seit langem gesehen
hatte. Diese Augen waren Grund genug den Mann in Ketten zu legen, er
kannte den Blick gut.
Die
Dame war die letzte von ihnen gewesen, das Blut des Nordens war nur
noch schwach in ihr. Doch in seiner Kindheit hatte Kilorn ihren
Vorfahren gekannt und einen gesunden Respekt vor ihm entwickelt.
Dieser
Mann hier war zum fürchten, keine Frage.
Die
Verletzungen, von denen Akios gesprochen hatte, waren beinahe
verheilt. Nur noch blasse Narben blieben von den Striemen auf seiner
Brust und quer über sein Gesicht, doch er verstand Jaris
Zurückhaltung ihn zu brennen, der Mann war geschwächt.
Was
er nicht verstand, war die Brennung an sich. Der Orden nahm die
Sünder, schenkte ihnen das heilige Mal ihres Kultes und brannten
alle Sünde aus ihnen heraus, hinterließen leere, formbare
Hüllen, die sie für sich kämpfen ließen.
Wie
eine Wunde einen Menschen so verändern sollte war dem
Phönixheimer nicht klar, und ehrlich gesagt hatte er keine
großen Ambitionen es heraus zu finden.
Er
schritt hier auf dünnem Eis. Seine Daseinsberechtigung war
begrenzt und so zweifelte er nichts offen an und versuchte die Äbtin
davon zu überzeugen, dass er ihr von Nutzen sein konnte. Man
musste Opfer bringen für die Sache, selbst als König.
Selbst wenn es der eigene Stolz war, den er begraben musste, er würde
den Feigling zu Fall bringen, und sei es nur als ein Rädchen in
einem größeren System.
Aber
vorerst sah er sich dem größten Feind des Ordens
gegenüber, dem Feind des Feuers, wie einige sagten.
Das
stimmte so nicht, wie Jaris ihm anvertraut hatte. Ihre größte
Befürchtung war wahr geworden, sie hatte ihn in einer Vision
gesehen, ihren Krieger
des Feuers .
Sie musste ihn brennen.
Kilorn
bezweifelte, dass schon jemand gewagt hatte ihm die frohe Botschaft
mitzuteilen
Die
Idee, dass er der auserwählte Krieger des Ordens war, den er so
zu hassen schien, belustigte ihn. Doch auch ihm war der Gedanke an
die Reaktion des sogenannten Teufels nicht geheuer.
Er
hatte den Mann nur mit eigenen Augen sehen wollen, aber jetzt war
seine Neugierde geweckt und er wagte sich einen weiteren Schritt
näher heran.
Der
Fremde zuckte in seinen Ketten, wohl ein vergeblicher Versuch sich
gegen die Fesseln zu werfen um ein klein wenig bedrohlicher zu
wirken. Es schlug fehl.
Kilorn
verkniff sich ein Lachen, er war klüger als das.
"Weißt
du wer ich bin?", fragte er stattdessen so neutral wie ihm
möglich war.
"Nein."
Selbst
die Stimme klingt nach ihm .
"Kilorn
Frostblatt, Sohn des Feuers und König von Phönixheim."
Er
bekam ein Lachen als Antwort.
" Sohn
des Feuers !
Hatte das Mädchen wieder eine ihrer Visionen?"
Kilorn
lächelte kalt, der
Mann testet dich.
"Kennst
du die Geschichte des Feuers? Ich denke schon. Es gab nur zwei
Könige, die überlebt haben."
"Ich
kenne nur die vom Feigling. Bist du der Feigling?"
"Nein.
Ich bin der andere. Der Feigling ist mein größter Feind,
er hat meine Vorfahren ins Exil auf eine winzige Insel
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