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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
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der
Dunkelheit war alles anders.
    Sie
krochen an ihn heran, wisperten ihm böse Dinge ins Ohr und mehr
als einmal schreckte er schweißgebadet aus dem Schlaf hoch mit
dem Gefühl, dass die Wände näher gerückt waren,
die Steine ihn in seinen eigenen, steinern Sarg eingemauert hatten.
    Jetzt
werde ich hier vollends irre ,
dachte er sich mehr als einmal. Der Gedanke half ihm jedoch sich
davon zu überzeugen, dass er noch Herr seiner Sinne war. Er
wurde verrückt und er wusste es. Das war doch schon einmal
etwas, oder?
    Nachdem
er nächtelang, oder vielleicht waren es auch Tage, die selben
Worte immer und immer wieder herunter gebetet hatte waren sie nur
noch wenig tröstlich.
    Was
er am meisten an seiner Lage hasste war jedoch die Fackel.
    Dieses
flackernde etwas, das einmal am Tag den Gang hoch und runter getragen
wurde.
    Er
dachte an die Flammen und versuchte mit jeder Faser seines Geistes
sie zu hassen, aber das Verlangen nach Licht war stärker und so
verschlang er den Anblick des Feuers förmlich, sog den Rauch
ein, der zu ihm herein geweht kam, als sei es das letzte bisschen
Luft in einem luftleeren Raum. Ein Ertrinkender, der verzweifelt nach
dem Ast griff, der vor ihm herumgetragen wurde.
    Und
er hasste sich dafür mit nie gekannter Heftigkeit.
    Er
kannte Hass. Er kannte Hass auf den Orden, Hass auf die Menschen.
Sogar Selbsthass kannte er eigentlich, aber nie war er so extrem und
elementar gewesen wie in dieser Zelle.
    Immer
wieder versuchte er sich von seinem Hass auf das Feuer zu überzeugen,
schwelgte in Erinnerungen, die zurückzuhalten normalerweise all
seine Kraft benötigten.
    Es
hielt alles nicht stand wenn die Fackel kam und ihren warmen Schein
auf sein müdes, ausgezehrtes Gesicht warf.
    Aller
Hass, den er um sich aufgebaut hatte, fiel zusammen wie ein
Kartenhaus und das selige Lächeln, das seinen Mund umspielte,
war genug um ihn in den Wahnsinn zu treiben.
    Wer
ist dieser Mensch? ,
fragte er sich immer wieder. Wer
ist das, der da in meinem Körper sitzt?
    So
muss es sich anfühlen, wenn man gebrannt wird.
    Ich
bin gebrochen ,
dachte er in der Hoffnung, mit den Worten ein klein wenig Widerstand
wach zu kitzeln.
    Aber
da war nichts. Bloß der unterschwellige Horror, das Entsetzen,
das seinen Geist ausfüllte, wann immer er das selige Lächeln
spürte, wann immer das Feuer kam.

    Er
hatte lange aufgegeben Tage zu zählen. Warum auch, er war
wahnsinnig. Was machte es für einen Unterschied?
    Der
König war gekommen und gegangen, hatte ihm Dämonen seiner
Vergangenheit da gelassen, mit denen er spielen konnte.
    Anfangs
hatte er noch die Fackeln gezählt, als sie kamen und gingen.
Meistens kam Akios mit ihnen, wechselte seine Verbände. Aber
Akios sprach nicht mehr. Es sollte ihm Recht sein, er wollte nicht
noch weiter in Versuchung geführt werden.
    Dann
kam Akios nicht mehr.
    Jetzt
kam die Fackel nur noch mit Essen. Kein schlechtes, noch dazu. Als
die Fackel an diesem Tag kam fühlte er sich gesund, regelrecht
stark. Er hatte sich immer wieder wie zur Übung gegen seine
Fesseln geworfen. Natürlich half es nichts gegen die Ketten,
aber er hoffte, so vielleicht ein wenig Stärke aufbauen zu
können, um dem Orden einen anständigen Kampf bieten zu
können, wenn sie ihn brennen wollten.
    Das
Knacken der Scharniere am anderen Ende des Ganges war wie eine
Alarmglocke in seinen Ohren. Jemand kam, und er sah den schwachen
Schein.
    Die
Schemen begannen klarer zu werden, die Fackel war schneller als
sonst.
    Als
sie vor ihm stehen blieb brauchten seine Augen eine Weile, bis sie
neben dem grell erscheinenden Licht Figuren ausmachten.
    Die
Äbtin, der erste Geläuterte und der oberste Heiler.
    Etwas
zog sich in seinem Magen zusammen, stummes Entsetzen hielt sein
Innerstes umklammert.
    Die
drei Höchsten des Ordens, das hatte etwas zu bedeuten.
    Jaris
öffnete die Gittertür, Wilhem schritt hindurch und kam
direkt auf ihn zu.
    Mit
einer Hand hielt er seine Handgelenke, mit der anderen seinen Kopf an
den Haaren nach hinten.
    Aus
dem Augenwinkel konnte er ausmachen, dass Akios die Fesseln von der
Wand löst, und dann wurde er auch schon in aufrechte Position
gerissen und hatte seine liebe Mühe das Gleichgewicht zu finden.
    Seine
Beine zitterte unter seinem Gewicht, aber der Griff des Geläuterten
in seinen Haaren und an dem Ring um seinen Hals waren Motivation
genug aufrecht stehen zu bleiben.
    Dann
setzten sie sich in Bewegung, er war wie in Trance.
    Er
sollte panisch sein, er sollte um sich treten, aber der

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