Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
mit Pflichten verbunden war.
Ihr
Weg war lang und entsprechend voll war der Wagen, als sie langsam die
Serpentinen zum Kloster hinauf rollten.
Es
waren eine handvoll Geläuterte unter den Neulingen, die meisten
lagen jedoch noch in Ketten. Einige waren hinten am Wagen angebunden
und schoben, die restlichen waren ebenfalls ausgestiegen und halfen
mit.
Er saß im Wagen. Er hing, besser gesagt. Einen Moment lang schlich sich
Erleichterung bei Jaris ein, als sie von einem der Wachtürme aus
beobachtete, wie die Prozession den leblosen Körper mitsamt des
Gepäcks den Berg hinauf hievte.
Dann
jedoch fand ihr Blick Wilhem, der ihr nicht ohne Stolz entgegen
blickte.
Sie
hatten es wohl doch geschafft. Lebend. Er lebte .
Es
war schwerer als es sein sollte, die Enttäuschung zu verdrängen
als sie sich auf den Weg machte, die Prozession am Tor persönlich
zu empfangen.
Sie
wechselte einige Worte mit ihrem Geläuterten, wurde den Neuen
vorgestellt. Doch während all dem wanderte ihr Blick immer
wieder zu dem Körper auf dem Wagen.
Von
nahem sah sie, dass er tatsächlich nur von den Fesseln um seinen
Hals aufrecht gehalten wurde, seine Brust war ein Massaker aus halb
verheilten Striemen und er war deutlich dünner, als sie ihn in
Erinnerung hatte. War er ihr damals nur so groß vorgekommen?
War es das kleine, ängstliche Mädchen in ihr, dass diesen
riesenhaften schwarzen Teufel gesehen hatte? Jetzt wirkte er schwach
und hilflos, dieser Mann, der ihr ihr Feuer genommen hatte, es hatte
kalt und schwarz werden lassen.
Noch
schien es ihr zu früh, dies als Triumph zu empfinden. Es war so
viel Zeit vergangen.
Also
schluckte sie all ihre Zweifel zurück und flüchtete sich in
ihre Pflichten, half den Neuankömmlingen sich zurecht zu finden
und widmete sich Wilhems Berichten aus dem Land.
Sie
vertraute auf Akios, sich um den Fremden zu kümmern. Etwas in
ihrem Inneren wünschte sich beinahe, dass ihre anfänglichen
Bedenken wahr würden und der Mann den Mörder seines Bruders
dezent vergiften würde.
Aber
er hatte ihn die lange Reise über leben lassen, warum sollte er
jetzt, in ihrem Beisein, seine Rache üben?
"Wie
war er ?",
wagte sie sich schließlich mit einem Kopfnicken in die Richtung
ihres Gefangenen zu fragen.
Wilhem
verzog kaum merklich das Gesicht, abfällig.
"Er
hat alle in den Wahnsinn getrieben, sich geweigert zu laufen und mich
am laufenden Band provoziert. Nachdem Ranmik ihn ausgepeitscht hatte
wurde er ein wenig erträglicher, aber Akios sagt, dass sich die
Wunden entzündet haben. Es wird also noch eine Weile dauern, bis
du ihn brennen kannst. Er schläft die meiste Zeit."
"Ranmik?"
"Ein
Anführer einer Räuberbande. Wir haben ihn schon unten an
der Netsch gebrannt und er hat sich gut erholt. Er ist ein wenig...
übereifrig in der Sache, aber ein guter Mann."
Sie
konnte ihm kaum verübeln den Gefangenen in seine Schranken
gewiesen zu haben, bedauerte sogar ein wenig, dass sie selbst nicht
dabei gewesen war. Wilhem rechnete sie so oder so hoch an, dass sie
den Mann noch lebend bekommen hatte.
"Werfen
wir ihn erst einmal in eine Zelle, Akios soll sich um ihn kümmern
bis er soweit ist."
Ihr
Gegenüber nickte und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Zehn–
Kilorn und das Monster unter dem Bett
Die
klamme Kälte in den Tiefen der Festung machte Kilorn Frostblatt
nichts aus. Er war die dichten Nebel gewohnt, die jeden Morgen seine
Insel heimsuchten.
Was
ihm zu schaffen machte waren die Geräusche.
Ein
unterschwelliges Jammern und Stöhnen lag in der Luft, waberte
ewig die dunklen, kalten Gänge entlang und hin und wieder lugte
ein Schrei hinter den Eisengittern hervor, die den Gang säumten.
Mal noch voll von Kampf, mal gebrochen. Immer verzweifelt.
Der,
den er hier suchte, sollte ersteres sein. Bei einem ihrer ersten
Zusammentreffen schon hatte Jaris von ihm erzählt.
Ein
Monster, ein Teufel von einem Mann sollte er sein. Mörder,
Spötter, Zerstörer des Ordens. Der Feind.
Ein
junger Novize führte ihn durch diese 'Katakomben, wies ihm den
Weg zur richtigen Zelle, am Ende des Ganges.
Die
dicken Eisenstangen erzählten von der Gefahr, die hinter ihnen
lauern mussten. Von der Angst, die Jaris noch immer vor dem Monster
hatte, Verletzung hin oder her.
Als
der Novize ihm die schwere Gittertür öffnete und ihn
eintreten ließ, nicht ohne eine letzte Warnung nicht zu nah
heran zu gehen, empfing ihn ein kalter Schauer.
Ob
es hier drin tatsächlich kälter war oder die Geschichten
ihn erzittern
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