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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
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neu
anzufangen, als Teil des Ordens. Als Geläuterter sogar! Du
kannst weiterhin kämpfen, der Unterschied ist, dass wir dir auch
einen echten Grund dafür geben. Einen Sinn."
    Der
Fremde lachte kurz, freudlos. Es war entweder das oder ein erneuter
Zusammenbruch. Sinn, er verbannte das Wort in die Tiefen seiner
Seele. Es gab nur eins: "Überleben, das ist wofür ich
kämpfe."
    Er
bemerkte Akios mitleidigen Blick.
    "Sieh
mich nicht so an! Das ist überhaupt das einzige, wofür es
sich zu kämpfen lohnt! Erzähl mir nicht, dass du dein Leben
wegwerfen würdest, für irgendwas. Nenn' mir ein Ding."
    Der
Mann seufzte und schüttelte wieder auf diese irritierend
friedliche, weise Art den Kopf.
    "Das
ist traurig. Wenn man ein Teil von etwas ist, dann ist das eigene
Überleben nebensächlich, weil es garantiert ist. Jeder
achtet auf jeden, niemand stirbt."
    Niemand
stirbt.
    Niemand
stirbt.
    Er
unterdrückte ein Lachen.
    Wenn
er jetzt begann die Toten des Ordens aufzuzählen war er den
Heiler sicherlich los. Die kalten Leichen schwebten vor seinem
inneren Auge als sei es gestern gewesen, dass seine Klinge sie
heimgesucht hatte. Und Legos-
    Aber
etwas an ihrem Gespräch ließ ihn schweigen.
    Sinn,
Neuanfang, Gemeinschaft, das waren alles verbotene Worte. Er kannte
die Wahrheit hinter ihnen, sah durch den Schleier, den sie versuchten
vor seine Augen zu hängen. Aber dennoch-
    "Du
bist doch jung, du hast noch so viele Jahre vor dir. Es gibt eine
Geschichte, die vom Orden überliefert wurde. Das war kurz vor
dem Feuer, als die Welt noch voll von alter Sünde war. Da ist
ein junges Mädchen durch das Land gewandert, auf dem Weg zu
ihrem Verlobten, einem Prinzen."
    Was
zum-
    "Ein
Märchen? Wirklich?"
    Was
glaubte der Kerl wen er vor sich hatte? Nur weil er hilflos wie ein
Kind war hieß das nicht, dass er zulassen würde, dass man
ihn wie eins behandelte.
    "Nein,
einfach nur eine Geschichte. Sie war also auf der Suche nach der Burg
ihres Prinzen als sie in einen Wald kam."
    "Wald?"
    "Bäume,
viele Bäume. Wie ein riesiges Dornengestrüpp mit Grün
dazwischen."
    Er
verdrehte die Augen.
    "Deshalb
hasse ich Geschichten von vor dem Feuer."
    Akios
ließ ein tadelndes tss hören und sprach weiter.
    "Ihre
Großmutter hatte ihr also schon von klein auf immer wieder von
den Monstern und Dämonen im Wald erzählt und so hielt sie
ihren Blick gebannt in die Baumkronen gerichtet. Bei jedem Knacken
und Knistern zuckte sie zusammen und versuchte im Dunkel etwas zu
erkennen, aber die Monster bekam sie nicht zu Gesicht. Bei Tage sah
sie in einem Fort in die Ferne. Dort, wo auf einem Berg schon von
Weitem das Schloss ihres Prinzen zu sehen war. Was glaubst du, was
aus ihr wurde?"
    "Ich
bin keiner deiner verdammten Novizen."
    Er
schnaubte genervt, antwortete dann aber nach einer kurzen Pause doch.
    "Entweder
sie wurde nachts von einem der Monster gefressen oder sie kam sicher
in dem Schloss an und heiratete ihren Prinzen, der sich als reicher,
alter Sack herausstellte und sie in einen Turm sperrte, aus Angst,
dass sie ihn mit einem seiner jungen Ritter betrügen könnte."
    Akios
überwand seinen kurzen Moment der Entgeisterung und schüttelte
den Kopf, weise und verdammt, verdammt wohlwollend.
    "Nein,
sie ist verhungert."
    Als
der Priester keine Reaktion außer einem zwischen genervt und
verwirrt hin und her schwankenden Blick bekam erläuterte er.
    "Jeden
Tag hat sie nach etwas unerreichbarem Ausschau gehalten, sich jede
Nacht vor Monstern gefürchtet, die ihr nichts anhaben konnte
weil sie nur aus alten Geschichten bestanden. In all dem hat sie das
Lebensnotwendige vergessen. Du bist-"
    Wage
es.
    Akios
besann sich im letzten Moment, unterdrückte ein Kichern.
    "Bei
dir ist es ähnlich. Du hetzt durch das Leben, jagst
unerreichbarem nach, dabei könnte der Weg so schön sein,
wenn du dich nicht vor all den Monstern fürchten würdest."
    "Ich
bin das Monster in der Dunkelheit."
    "Die
Monster existieren nicht."
    Er
schnaubte.
    "Nur
weil das Mädchen durch die Geschichten ihrer Großmutter
von ihnen erfahren hat? Glaub mir, die Monster gibt es... und sie
warten."
    Jetzt
war es an ihm den Kopf zu schütteln. Keine weise Geste, eine
simple, verneinende.
    "Die
Dinge lassen sich nicht einfach mit einer alten Geschichte erklären.
Ich werde nicht zulassen, dass ihr mich brennt. Und wenn es mich
umbringt. Ich werde nie gebrandmarkt durch die Welt laufen, ich bin
niemandes Eigentum."
    Akios
seufzte, resigniert.
    "Es
geht nicht um Eigentum, es geht um

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