Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
geschickt, mit
einem Haufen Gefangener aus seinen Kerkern. Einer von deinen Leuten
war auch dabei."
"Einer
von meinen Leuten?"
"Du
bist doch einer von
der Krom ,
oder? Graehl? Du hast die Haare, die Augen."
Der
Mann auf der Pritsche zuckte, als hätte er ihn geschlagen.
Man
sah, wie es in seinem Kopf arbeitete.
"Was
ich bin hat dich nicht zu interessieren. Ich bin niemand, aber sie
lassen mich nicht niemand sein."
"Das
liegt wohl daran, dass niemand niemanden tötet und keine Dörfer abbrennt. Jemand tut das."
Er
bekam ein freudloses Lachen, gefolgt von einem abfälligen
Schnauben.
"Wenn
sie mich in Ruhe mein Leben leben ließen hätte ich keins
dieser Dinge tun müssen."
Kilorn
schüttelte den Kopf, irritiert.
"Das
glaube ich kaum, aber ich bin nicht hier, um mit dir über deine
Taten zu sprechen."
"Ach.
Du bist hier um das Monster zu bestaunen, das sie sich gefangen und
in Ketten gelegt haben."
Wie
zur Bestätigung seiner Worte rasselte er mit dem Eisen an seinen
Händen.
Kilorn
lachte leise.
"Ich
wollte sehen, ob wahr ist was sie sagen. Ob sie tatsächlich den
letzten deines Klans gefangen haben. Ich hatte eine von euch bei mir
auf der Insel, aber sie ist mir... abhanden gekommen. Ihre Augen
waren grün, das Erbe des Wüstenvolkes. Ihr Blut war lange
nicht so rein wie deines."
Die
Miene des Mannes verdunkelte sich.
"Ja...
mein Blut ist so rein wie es nur sein kann. Komm näher, sieh es
dir an und ich beiß' dir die Kehle heraus."
Er
fletschte gefährlich die Zähne und Kilorn zweifelte keine
Sekunde an seinem Versprechen. Er widerstand dem Drang einen Schritt
zurück zu weichen, näher heran wagte er sich aber auch
nicht.
Stattdessen
versuchte er es mit einem versöhnlichen Lächeln.
"Das
ist auch gar nicht weshalb ich hier heruntergekommen bin. Ich wollte
sehen, was für ein Mann das ist, den Jaris für noch
gefährlicher als den Feigling hält."
"Der
Feigling ist eine alte Geschichte, was soll das Gerede von Gefahr?"
"Was
glaubst du denn, was der Feigling in der Sicherheit seiner Burg
macht, all die Jahre?"
"Sterben,
das Feuer ist lange Jahre her."
"Was
ist mit Kindern? Ich hab ihm zuerst auch keine weitere Beachtung
geschenkt, aber die Zeichen haben mich eines besseren belehrt. Die
Türme, die kurz nach dem Feuer aus dem Boden schossen und sich
immer weiter nach Norden ausbreiteten. Die Finger
des Feiglings .
Der Mann hat seine Hand um uns gelegt, er beobachtet uns und wenn er
zugreift, dann müssen wir vorbereitet sein."
Der
Gefangene sah ihn skeptisch an.
"Irgend
jemand muss König sein. Dieses Land lag lange genug brach und es
ist nur eine Frage der Zeit bis er seinen Anspruch geltend macht. Ich
habe den selben Anspruch, und ich kann versprechen, dass ich besser
für das Land bin als ein bleiches Gespenst, das seit hundert
Jahren seine Burg nicht verlassen hat."
"Wie
auch immer. Wenn ich Glück habe bin ich bis dahin längst
tot."
Kilorn
stutzte.
"Sie
haben nicht vor dich zu töten, du wirst gebrannt werden."
Hatten
sie ihm das nicht gesagt? Der Mann auf der Pritsche erwiderte mit
einem genervten Blick.
"Ich
habe nicht vor kampflos unter zu gehen und mich einzureihen. Ich
werde mich wehren bis ich untergehe, dann bin ich eine kalte Leiche
mit einem Brandmal, das nie heilen wird. Damit kann ich leben."
"Dann
bist du tot."
"Na
und? Besser tot als einen treudoofen Geläuterten meinen Körper
tragen zu lassen."
Er
seufzte.
"Ihr
Leute hattet schon immer ein Problem mit der Obrigkeit, nicht?"
Ein
todbringender Blick traf ihn, er fegte das Thema bei Seite.
"Wie
dem auch sei. Ich habe gesehen, was ich sehen wollte. Es wäre
schade, wenn die Blutlinie einfach so aufhören würde."
Der
Gefangene schnaubte verächtlich.
"Ich
habe in den letzten Monaten genug von meinem Blut fließen
sehen, es ist rot wie jedes andere. Du darfst dir gerne nach meinem
Tod die Augen aus meinem Schädel löffeln und aufheben, wenn
du möchtest. Die sind wenigstens einzigartig."
Ein
düsteres Grinsen lag auf dem Gesicht des Mannes und Kilorn
fühlte sich beinahe wieder in seine Kindheit zurückgesetzt,
als er dem alten Graehl gegenüber stand und seiner Version der
Geschichte lauschte. Keine schöne Erinnerung.
Ohne
letzte Worte, aber nicht ohne das Grinsen zu erwidern drehte er sich
um und ging, und mit ihm ging das Licht.
Elf
– Wahnsinn und die Fackel
Die
Steine begannen mit ihm zu sprechen, ihn verrückt zu machen.
Sie
waren kalt und unnahbar, so wie er seine Steine mochte, aber in
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