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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
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Ratte bückte sich nun ebenfalls und untersuchte
den Boden genauer.
    "Maus,
leg das hin!", rief er nach einer Weile entsetzt, "Das sind
Menschen!"
    Angewidert
warf sie den Knochen von sich.
    "Wie
kommen wir denn jetzt auf der anderen Seite wieder hoch?"
    Ratte
schien die gleiche Frage zu beschäftigen.
    Mühsam
kraxelten die beiden über die Knochenberge unter ihren Füßen.
Immer und immer wieder rutschte Maus auf modrigen Schädeln aus
und musste sich an ihrem Bruder festhalten um nicht zu stürzen.
    Als
sie an der anderen Seite angekommen waren stießen sie im Nebel
beinahe gegen die glitschige Mauer, die sich wie aus dem Nichts vor
ihnen erhob.
    Unglaublich
hoch war sie nicht. Wenn sie also die Knochen ein wenig anhäufen
könnten-
    Ratte
machte sich an die Arbeit und schon bald war der schaurige Hügel
hoch genug.
    Maus
wurde zuerst hoch gehoben, ihr Bruder folgte sofort und dann standen
sie schon direkt unter dem mächtigen Torbogen, der sich wie ein
schwarzer Arm über ihnen erhob.
    Aus
den alten Gängen wehte ihnen ein scharfer Wind entgegen, sie
hörten ihn jaulen und heulen.
    Maus
glaubte Stimmen zu hören, bleibt weg, bleibt weg, aber als sie
genauer hin horchte verschwanden sie.
    Es
dauerte eine Weile bis die Geschwister all ihren Mut zusammen nahmen
und das Schloss betraten.
    Die
Wände waren verwitterter Stein, der Frost hatte an einigen
Stellen ganze Brocken heraus gebrochen und sie ihnen in den Weg
geworfen. Es herrschte eine schaurige Stimmung. Seidenvorhänge
in verblasstem Türkis wehten im eiskalten Wüstenwind und in
der Ferne hörten sie das Scharren tausender kleiner Füße.
    Ihr
Weg führte sie durch zahllose dieser Gänge. Einige male
hatten sie das Gefühl im Kreis zu laufen, aber immer wieder
tauchte ein neuer Steinhaufen auf. Oder ein Wandbehang, den sie
vorher noch nicht gesehen hatten, oder ein zerbrochenes Möbelstück
lag ihnen im Weg. Sie waren kurz davor aufzugeben und zu rasten als
sie endlich auf den Thronsaal stießen.
    Hohe
Säulen säumten ihren Weg, vor ihnen führte ein
verschlissener Läufer zum Thron, dem mächtigem
Marmormonument, das die Cyrons seit hunderten von Jahren über
das normale Volk erhob. Auf ihm sah sie wehendes Türkis, er
wartete auf sie. Die beiden liefen schneller. Maus sah die alten
Gesichter, die Schatten aus vergangenen Tagen. Alle kamen sie ihnen
entgegen, begrüßten sie und feierten. Oben unter der Decke
glaubte sie Lichter zu sehen, Kerzen und Leuchtfeen. Der Wind brachte
ihnen alte Lieder und Gesänge.
    Ratte
nahm ihre Hand und drückte sie, dann war der Zauber vorbei. Die
Gesichter waren verschwunden, der Saal war dunkel. Nur noch ein paar
letzte Lichtstrahlen fielen durch ein Loch in der Decke und ließen
ein paar Sandkörner tanzen. Stille hatte ihre Welt ergriffen.
Auf dem Thron hingen verblichene Knochen, zusammengehalten von einem
edlen Gewand aus türkisfarbener Seide. Zir Cyron begrüßte
sie mit einem Grinsen auf dem bleichen Schädel.

    IX –
Der Fremde

    Eins
– Die Burg Krom

    Ein
namenloser Fremder durchstreifte die steinigen Hügel im
Nordwesten des Landes, kämpfte sich durch Geröll und
Schutt.
    Er
war noch nicht lange in den Bergen, als er das erste mal auf Wilde
traf.
    Es
war beinahe schwer zu glauben, dass sie noch immer nicht ausgestorben
waren. Wenn er nur daran dachte, wie viele von ihnen er alleine schon
getötet hatte-
    Nur
hier, in den menschenleeren Regionen des Nordens, am Fuße der
Berge des Wahnsinns, tummelten sich noch einige verbliebene
Grüppchen, huschten durch Ruinen alter Städte und
schnatterten aufgeregt, als sie ihn näher kommen sahen.
    Er
stutzte.
    Früher
hätte er keine Sekunde gezögert und sie alle getötet.
Sie gejagt, bis auch der letzte von ihnen vor ihm auf dem Boden lag,
in einer Lache von Blut. Rotem Blut, wie bei ihm selbst, wie bei
jedem Menschen. Er hatte nie darüber nachgedacht, jetzt konnte
er kaum an etwas anderes denken.
    Seine
Vorräte waren beinahe alle. Hier und da hatte er Räuberbanden
auseinandergenommen und ihre Verstecke geplündert, doch die
Beute reichte selten länger als wenige Wochen.
    Hier
präsentierte sich ihm eine Vorratskammer, die ihn den ganzen Weg
bis in seine alte Heimat versorgen könnte.
    Das
Problem war, sie lebten noch.
    Er
hatte seinen Ekel vor dem Fleisch nach einigen Tagen bei Seite
gefegt. Die Wilden waren tot, was half es, ihr Fleisch zu
verschmähen. Im Nachhinein bereute er es, seine Vorräte
trotz aller moralischen Einwände noch zu essen waren ein

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