Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
er
welche klauen konnte.
In
Gedanken versunken bemerkte sie kaum, wie ihr die Augen zu fielen und
bald darauf war sie eingeschlafen.
Sie
hatten die Mauer durchbrochen, den Punkt überschritten. Jetzt
waren sie mittendrin im Herrschaftsgebiet des Bösen.
Es
warf ihnen kein Feuer entgegen, keine Flammen schlugen ihnen ins
Gesicht. Das Böse brachte ihnen Kälte und Eis.
Zuerst
war es nur langsam kälter geworden, kaum merklich. Aber seit sie
an diesem Punkt angekommen waren war es schlimmer geworden.
Jede
Nacht hörte Maus das Böse heulen und jaulen, jeden Tag
versuchte es sie mit eisigem Wind zurückzudrängen.
"Es
kennt unseren Plan!", rief Ratte in den Sturm.
Maus
wollte antworten, aber als sie den Mund öffnete fegte der Wind
rein und nahm ihr den Atem, also schwieg sie und griff nach Rattes
Hand.
Sie
waren zu zweit, das Böse konnte ihnen nichts tun.
Jeden
Tag sahen sie mehr dieser unwirklichen Gestalten. Blasse Gesichter
schienen durch die Wand aus Schnee und Eis, die sich vor ihnen
aufbaute. Maus hörte ihr höhnisches Lachen durch das Heulen
des Sturms, einmal glaubte sie Biber zu erkennen.
Aber
immer wenn sie nahe genug heran kamen waren die Gestalten
verschwunden, nur um einige Schritte vor ihnen erneut aufzutauchen.
"Sie
spielen mit uns, sieh nicht hin.", sagte Ratte und drückte
ihre Hand fester in seiner eigenen.
"Das
heißt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, weißt du? Sie
wollen nicht, dass wir ihn wecken."
Als
sie an diesem Abend ihr Lager zwischen einigen Steinen aufschlugen,
immer begleitet von dem ewigen Heulen und Sausen, wollte Maus
eigentlich nur noch nach Hause. Weinen konnte sie nicht mehr, dafür
war sie zu müde. Also rollte sie sich nur erschöpft an
ihren Bruder gelehnt zusammen und versuchte zu schlafen.
"Möchtest
du eine Geschichte hören?", fragte er und legte einen Arm
um sie.
Maus
nickte langsam.
"Vor
langer, langer Zeit gab es einen Helden, der gegen das Feuer gekämpft
hat-"
"Die
Geschichte kenn' ich doch...", murmelte sie leise.
"Nein,
das ist ein anderer Held. Kein großer Herrscher wie Cyron,
sondern nur ein armer Bauer, ohne besondere Kräfte. Er war nicht
vom Himmel auserwählt oder so etwas, er war nur ein Bauer wie
jeder andere. Als aber das Feuer kam verlor er alles was er hatte und
musste fliehen, um nicht verbrannt zu werden, so wie die anderen
Leute im Dorf. Also rannte er zum Wasser."
"Wo
war denn das?"
"Das
war in der Nähe von unserem Passberg und jetzt unterbrich mich
nicht.", er räusperte sich, "Also er wollte zum
Wasser, ans Meer. Aber wegen all der Asche und all dem Rauch ging er
in die falsche Richtung und fand sich auf einmal in der Wüste
wieder. 'Oh nein!', dachte er sich, 'In der Wüste ist es ja noch
heißer!', aber weil er schon einmal da war, dachte er sich, das
hat schon seinen Grund, und ging weiter. Kurz nach dem Feuer war es
so heiß, dass überall der Sand geschmolzen ist! Noch dazu
war alles Wasser verdampft und er hatte nichts zu trinken, so dass
ihm die Zunge vertrocknet ist und er stumm wurde. Der Mann aber gab
nicht auf und betete und flehte lautlos die Götter an ihm zu
helfen und auf einmal türmten sich überall dunkle Wolken
auf und es begann zu regnen. Es wollte gar nicht mehr aufhören
zu regnen, aber das Wasser, das runter kam, war schwarz von der Asche
in der Luft, und bald war die ganze Wüste mit einem grauen
Schleier bedeckt und der Sand war wieder ein wenig abgekühlt und
fest geworden. Weil er geschmolzen und wieder fest geworden war sah
der Sand jetzt aus wie ein Spiegel, in dem man sich selbst sehen
kann. Fast so wie die Wasseroberfläche wenn überhaupt kein
Wind weht. Der Mann konnte also weiter gehen. Aber vorher nahm er
noch ein Stück vom Boden mit, weil er so einsam geworden ist und
ein menschliches Gesicht sehen wollte.
Als
er nach langer, langer Zeit endlich in der Schwarzen Stadt der Könige
ankam sah er, dass auch hier alle verbrannt waren. Nur im Palast war
noch jemand. Das war Zir Cyron. Er hatte das Feuer mit der Kraft der
Götter zurückgedrängt, aber dann hatte ihn die Kraft
verlassen und er war verrückt geworden. Als der Mann in den
Palast kam tobte und schrie Cyron um Hilfe. 'Wer kann uns helfen?',
rief er immer wieder. 'Wer? Wer kann die Welt jetzt noch retten?' Der
Mann sah, dass Cyron verrückt geworden war, aber er hatte noch
immer Vertrauen in seinen König und weil er nicht mehr sprechen
konnte nahm er den Spiegel, den er aufgehoben hatte, und zeigte ihn
ihm. Als Cyron sein eigenes
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