Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
hatte so etwas noch nie gesehen. Es
fühlte sich hart und merkwürdig glatt an, wie die Haut
unter ihren Füßen, aber anders. Nein, sie fand einfach
keinen Vergleich.
Der
Mann selbst lag da als würde er schlafen. Die langen, dunklen
Haare hingen ihm ins Gesicht und sein Gesicht war ein wenig
stoppelig. Ihr Blick fiel auf eine Pfanne neben ihm, aber es war
nicht mehr ersichtlich was da einmal drin gewesen sein mochte. Eine
Wunde sah sie nicht, vielleicht verdeckte aber auch all das Zeug,
dass er an hatte das Blut.
Drei
Leichen um ein noch brennendes Feuer herum. Sie kannte das Feuer nur
als flüchtiges Ding, die Menschen fütterten es zwar und
machten es haltbarer, aber lange konnten die Leute hier noch nicht
tot sein. Sie entschied sich lieber zurück zum Strand zu gehen,
das erste mal seit sie aus dem Turm geflogen war verstand sie, was
Gefahr bedeutete.
Und
sie saß ihr im Nacken, mit eiskalten Fingern um ihre Kehle
gelegt. Nervös beschleunigte sie ihren Schritt, die Eile hatte
ihren Preis und so stieß sie wieder, diesmal noch heftiger,
gegen die Frauenleiche und stürzte direkt in eine der alten
Steinwände hinein.
"Au!"
Erschrocken
hielt sie inne, bewegungslos, und lauschte.
Stille.
Nichts
als dicker weißer Nebel. Aber hatte sie nicht etwas gehört,
noch während sie im Affekt aufgeschrien hatte?
Das
Feuer war wieder nichts als ein gelber Fleck in dickem Weiß.
Dann
durchschnitt eine Stimme die Stille. Eine düstere Stimme.
"Wer
ist da?"
Mit
der Stimme waren auch andere Signale aufgeflammt. Sie hörte
seinen Geist. Zum ersten Mal in ihrem Leben hörte sie einen
Menschen denken, ungefiltert und chaotisch. Ilfen wussten, wie sie
ihre Gedanken zu ordnen hatten, konnten ihre Telepathie gezielt
einsetzen. Dieser Mensch hier konnte es nicht. Er schrie ihr
regelrecht entgegen, doch sie verstand kein Wort, so durcheinander
und verwirrt war alles.
Ansonsten,
Stille. Sie wagte kaum zu atmen, die silbrigen Augen weit aufgerissen
ins Nichts starrend.
Er
kam vom Feuer.
"Bist
du aus dem Dorf? Ich weiß, dass du da bist. Antworte!"
Die
Stimme hatte etwas an sich, dass sie beinahe hätte gehorchen
lassen.
Es
gab ein Dorf in der Nähe? Wenn sie überlebte sollte sie da
vielleicht einmal hingehen.
Sie
hörte, wie sich jemand schwerfällig aufrappelte und dann
ein metallisches Reißen.
Ein
Schatten im Nebel, er kam auf sie zu.
Ihr
Herz raste, doch ihre Hände waren ganz ruhig, als sie sich
langsam an der Wand hoch tastete, die Augen gebannt auf den dunklen
Umriss geheftet.
"Es
waren Wilde, die da liegen. Keine aus deinem Dorf!"
Schritt.
Aus
dem Umriss wurde der Mann, den sie für tot gehalten hatte. Seine
Augen waren jetzt offen und dunkel wie nichts, was sie je zuvor
gesehen hatte.
Plötzlich
machte er einen schnellen Schritt auf sie zu, sie wich nach links
aus, doch sein Schwert stoppte sie.
Dann
war seine Hand an ihrem Kragen und er presste sie mit solcher Gewalt
an die Wand, dass ihr die Luft mit einem Stoß aus den Lungen
wich.
Sie
spürte das brutale Chaos, das von seinen Gedanken ausging, ihm
aus jeder Pore zu strömen schien.
Eine
Sekunde lang war sein Gesicht direkt vor ihrem, seine pechschwarzen
Augen geweitet vor-... ja, vor was? Sah sie Angst? Es könnte
auch Wut sein, sein Gesicht zeigte Wut, aber... es schien ihr wie
eine Mischung aus beidem, sie konnte das Gefühl nicht einordnen,
doch es brannte sich in ihre Netzhaut. Diese weit aufgerissenen Augen
mit den dunklen Teichen in der Mitte. Dann kippte das Bild und von
dem Bruchteil einer Sekunde auf den anderen und sie sah und spürte
pures Entsetzen in seinem Blick, in seinem Mund, alles schrie Angst.
Yre konnte einen Augenblick lang nicht einmal sicher sagen ob sein
Geist schrie oder tatsächlich seine Stimme. Sofort ließ er
sie los, stolperte rückwärts über die Frauenleiche,
rappelte sich auf und stolperte weiter in Richtung Feuer, sie hörte
wie er etwas packte, dann rannte er und der weiße Dunst
schluckte bald die letzten seiner Schritte, mit ihm schwand das alles
überwältigende Chaos, das sie in ihm gesehen hatte.
Ein
seltsamer Mann, befand sie.
Sie
hatte noch immer ein Gefühl wie Motten in ihrem Bauch, als sie
sich langsam von der Wand löste.
Ihr
Kragen war verrutscht, da wo er sie gepackt hatte. Es ließ ein
Gefühl von... Faszination und Machtlosigkeit, und etwas in ihrem
Inneren sagte ihr, dass es schlecht war, sich von so etwas
faszinieren zu lassen.
Sie
beschloss, dass es ihre verstaubten Verwandten waren, die sie
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