Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
weg.
"Wohin?"
Diese
kindliche Unschuld ließ sie so viel unheimlicher wirken.
" Verschwinde! "
Das
brachte nichts, er musste weg, weg...
Mehr
stolpernd als gehend drängte er sich an ihr vorbei ins Freie und
lief.
Hinter
sich hörte er noch undeutlich, wie Yre das Wort an die
Dorfbewohner richtete. Hörte, wie jemand Monster schrie. Der berühmte jemand, den nie wer zu Gesicht bekam. Genau
der jemand, der einen jeden Lynchmob startete.
Er
selbst würde den jemand gerne einmal in die Finger bekommen, er
hatte ihm schon so einige Probleme bereitet. Dummer Kerl.
Dann
hörte er mehrere Dorfbewohner schreien. Dann schrie sie.
Er
lief.
Mit
jedem Schritt, den er zwischen sich und das Mädchen brachte
beruhigte er sich; die vorherige Panik schmeckte schal und hohl und
er begann sich zu fragen, was genau diese Angst verursacht hatte.
"Verdammt.",
dachte er sich und ging.
Zehn
- Noch mehr Menschen
Der
Ort war ihr unheimlich. Was auch immer sie hier grade erlebt hatte,
dessen war sie sich nicht einmal ansatzweise sicher, an einem anderen
Ort würde sie sich grade wohler fühlen.
Der
seltsame Mann hatte von einem Dorf gesprochen. Wenn er dachte, dass
sie von da kam, musste es wohl in der Nähe sein.
Seltsam,
eigentlich. Warum ein Dorf bauen, wenn so viele Ruinen in
unmittelbarer Umgebung leer standen?
Sie
dachte nicht weiter darüber nach und entschloss sich, zum Strand
zurückzugehen, um auf bessere Sicht zu warten.
Sie musste dieses Dorf finden und mit den Menschen in Kontakt treten, mehr über
sie lernen. Wenn ihr das Zusammentreffen mit dem seltsamen Mann etwas
gezeigt hat, dann das. Ein Dorf erschien ihr der perfekte Ort, um
dies zu tun.
Gegen
Mittag stand die Sonne hoch am Himmel. Der Nebel hatte einen Großteil
des Staubs aus der Luft geholt und so sah sie für eine kurze
Zeitspanne klaren, blauen Himmel.
Im
Licht des Tages brauchte sie nicht lange, um das Dorf zu finden.
Es
war wirklich kaum erwähnenswert. Fünf Hütten zählte
sie, weiter abseits gelegen stand noch ein Gebäude, dass man
direkt als Haus bezeichnen konnte.
Im
Vergleich mit ihrem Turm schienen ihr diese Behausungen
unbeschreiblich simpel.
Sie
ging auf gerate wohl auf eine der Hütten zu, grade in dem Moment
kam aus der daneben eine Mutter mit ihrem Kind.
Als
sie Yre sah schob sie blitzartig ihren Jungen hinter sich und wich
zurück.
"Götter
steh'n mit bei!", war alles was sie noch herauspressen konnte,
bevor sie umdrehte und sich zurück in ihre Hütte flüchtete.
"Unfreundlich.",
murmelte Yre leise, aber so ganz konnte sie sich des Gedankens nicht
erwehren, dass es vielleicht an ihr liegen mochte.
Ja,
sie hatte oft gehört, dass die Menschen ihre Rasse fürchteten.
Aber verstehen konnte sie es nicht so recht. Überlegenes
Denkvermögen, ja. Aber so friedvoll, wie sie versuchte zu
wirken? Sie hatte sich sogar das Blut vom Gesicht gewaschen, um
niemanden nervös zu machen.
In
dem größeren Haus, in dem sie als nächstes ihr Glück
versuchte, erwartete sie eine erneute Überraschung.
Kaum
öffnete sie die Tür erblickte sie den Mann, mit dem sie am
Morgen schon Bekanntschaft gemacht hatte.
Wieder
schien er sich kolossal vor ihr zu erschrecken. Langsam wurde das
albern, befand Yre.
"Was
bist du?", fragte er als nächstes und wieder sah sie so
viel Angst in seinen Augen.
Hatten
die Menschen denn so große Angst vor allem, was sie nicht
kannten?
"Ich
bin Yre.", sagte sie schließlich. War es das, was er hören
wollte?
"Was
bist du?", fragte sie, dem Plan folgend, zunächst die
Menschen in ihrem Verhalten zu imitieren, um ihre sozialen
Mechanismen kennen zu lernen.
"Mensch.",
antwortete er ihr mit einem seltsam abfälligen Gesichtsausdruck
und sie spürte ein Zucken in seinen Gedanken.
Was bist du...
Ihr
Ältester hatte erzählt, Menschen wüssten von den
Ilfen. Es hatte sogar Kommunikation gegeben, in frühen Jahren.
Vieles hat sich wohl geändert seit dieser Zeit.
" Was bin ich.", wiederholte sie also, Verständnis zeigend, "Ich
bin eine Ilfe, aus dem Turm Ygrun. Also Ygrun Yre vom Namen."
Austausch
von Namen war eine Art der Begrüßung, nicht?
In
einer Welt voller Menschen durchaus sinnvoll.
Sie
wartete.
In
seinem Blick sah sie Skepsis, Distanz.
Offensichtlich
würde er ihr seinen Namen nicht nennen, also suchte sie nach
ihm.
Der
Geist des Mannes war ein Wirbel aus Möglichkeiten, Reaktionen,
alten Assoziationen. Er versuchte sie einzuordnen, ihre Existenz hier
an diesem Ort zu verstehen. Viel konnte sie
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