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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
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erzählt, wenn sie nichts ins Bett wollen."
    Er
lachte herzlich und zwinkerte ihm zu.
    "Du
hast doch sicherlich die Türme gesehen, nicht? Die nennt man
Ilfentürme. Und nachts kommen diese bleichen Gestalten mit ihren
weißen Haaren und Silberaugen und seltsamen Klamotten auf allen
Vieren senkrecht die Türme runter, kriechen in die Dörfer und wenn sie kleine Kinder finden, dann fressen
sie sie mit ihren spitzen Zähnen."
    Der
Fremde hörte aufmerksam zu und nickte.
    "Ich
bin nicht aus der Gegend, danke für die Erklärung."
    Dankbar
nippte er an seinem Wein.
    Im
Moment war es hier angenehmer als draußen.
    Ilfen
also. Märchen hin oder her, hinter vielen solcher Geschichten
steckte ein wahrer Kern.
    Vielleicht
aber hatte er sich tatsächlich nur geirrt und ein ganz normales
Mädchen aus dem Dorf gesehen. Ein hellblondes mit blassen Augen
vielleicht, durch den Nebel vertäuscht hätte es so aussehen
können, oder?
    Er
ertrug keine Schwäche. Er mochte sie nicht in anderen und in
sich selbst noch viel weniger.
    Eine
Geschichte, die Kinder in ihren Bettchen halten sollte, hatte es
geschafft ihn so aus der Bahn zu werfen. Er würde die nächsten
Wochen mit einem nagenden Selbsthass verbringen. Oh, Freude.
    "Wenn
es hier nichts für mich gibt werde ich mal weiterziehen."
    Im
Aufstehen noch wurde er vom Wirt zurückgehalten.
    "Der
Wein, was hast du mir dafür zu geben?"
    Irritiert
sah der Fremde ihn an. Freundlichkeit also?
    "Ich
habe gestern drei Wilde erlegt, geh sie dir in den Ruinen ansehen,
wenn du mir nicht glaubst."
    Wissend,
dass sie nicht in der Lage sein würden ihn aufzuhalten, machte
er also Anstalten zu gehen, als sich plötzlich die Tür
öffnete und eine bekannte Gestalt auftauchte.
    Für
einen Moment blieb die Welt stehen, Schock hielt ihn gefangen,
während hinter ihm schon aufgeregtes Raunen und Murmeln hörbar
wurde.
    Die Ilfe ,
war es wirklich eine? Das Mädchen sah ihn tief an, in ihrem
Blick war nicht ein Fünkchen Skepsis oder Angst, dafür
schienen diese Augen bis auf den Grund seiner Seele dringen zu
wollen. Es gefiel ihm nicht.
    Er
riss sich von dem unheimlichen Gedanken los und machte einen Schritt
zurück.
    " Was bist du?", war das einzige, was er hervorbringen konnte, der Ton
seiner Stimme gefiel ihm noch viel weniger. Er hörte seine
Angst, er schrie sie förmlich hinaus.
    Ihr
Blick schien verwundert und leicht irritiert.
    "Ich
bin Yre. "
antwortete sie mit einer Stimme, die für ein Mädchen mit
ihrem Äußeren unerwartet normal klang. Er hatte etwas
beinahe metallenes, klirrendes erwartet.
    In
ihren Augen lag ein seltsamer Nachdruck, als sie die Worte aussprach.
Mit gekonnt erhobener Braue erwiderte sie die Frage: " Was bist du?"
    Erst
dann bemerkte der Fremde wie sich hinter ihm die Dorfleute aufgereiht
hatten und mit Sicherheitsabstand beobachteten was vor sich ging.
    "Mensch.",
sagte er und befand, dass es wie eine Lüge klang.
    Wieder
dieser irritierte Blick, dann ein kleines Leuchten in den
mandelförmigen Augen.
    " WAS bin ich. Ich bin eine Ilfe, aus dem Turm Ygrun. Also Ygrun Yre vom
Namen. Was ist jetzt deiner?"
    Eine
Ilfe, also tatsächlich. Ein Teil von ihm wollte erleichtert
sein, kein Rachegeist und keine Einbildung, doch die irritierende
Aura dieser kleinen Person ließ ihn in unangenehmer Spannung
erstarren. Etwas stimmte nicht, etwas stimmte hier ganz und gar
nicht. Es war ihr Blick, oder mehr das, was dahinter lag. Nicht
dahinter... Wo man bei anderen Menschen die Augen als Zugang zu ihrem Geist
betrachtete, so schien es bei der Ilfe umgekehrt, ein Ausgang. Sie
kam ihm durch diese Augen entgegen, eindringlich, unangenehm.
Unwillkürlich machte er einen Schritt zurück, weg von
diesem Gefühl .
Kein Muskel in ihrem Gesicht bewegte sich, es sah aus wie eine
unheimliche Kindermaske aus poliertem Stein, mit diesen verdammten
Augen... Psst,
ruhig. Er erstarrte. Wo vorher jeder Muskel seines Körper in
unangenehmer Anspannung gefangen gehalten wurde, so wurde er nun zu
Stein. Ihre Lippen hatten sich nicht bewegt. Nichts an ihr hatte sich
bewegt. Hatte er es sich eingebildet, diese Stimme? Ihre Stimme in seinem Kopf? Es war keine Stimme gewesen, kein Laut. Es war ein Gedanke,
aber es war nicht seiner gewesen.
    Ihm
wurde schlecht und der Boden unter seinen Füßen gab ihm
keinen Halt mehr. Verzweifelt versuchte er die Kontrolle
zurückzuerlangen, seine Stimme klang seltsam hohl in seinen
eigenen Ohren als er sprach.
    "Geh."
    Sie
sollte weg gehen, nur

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