Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
verließ.
Wer
sonst könnte mit seinem Meister gemeint sein.
Es
war nicht Kilorn Frostblatt. Stattdessen erwartete sie Joran, der
wohl dem Amt des Ministers am ehesten kam.
Bei
so einer geringen Anzahl von Vorfahren war es leider so, dass so
ziemlich jeder von jedem abstammen konnte. In Jorans Fall aber war
klar, dass er das Blut des Wüstenvolks in sich trug. Die meisten
dieser Leute blieben unter sich, sie hatten sich ihre Traditionen
bewahrt und zu denen gehörte bis zu einem gewissen Grad auch
eine latente Abneigung gegen alles Nichtwüstenländer.
Natürlich hatten sie den Frostblatts schon vor hundert Jahren
ihre Treue geschworen, doch das hielt sie nicht davon ab doch ein
wenig unter sich zu bleiben.
Joran
war anders. Er hatte die helle, olivefarbene Haut und die scharfen
Gesichtszüge der Männer der Kristallwüste, doch sein
Interessa hat schon immer dem Hof gegolten. So hatte seine Mutter ihn
schon als Jungen oft hoch zur Burg bringen müssen, damit er dem
König und dem Ritter bei ihren täglichen Geschäften
zusehen konnte und irgendwann hatte der junge Kilorn angeboten, ihn
ganz bei sich aufzunehmen und in dem Weg der Herrscher zu
unterrichten.
Kilorn
hatte keine Erben, Vargo fürchtete insgeheim, dass er Joran
auserkoren hatte diese Rolle einzunehmen.
Abgesehen
davon mochte er Joran. Jeder mochte Joran. Und nun stand Joran vorne
neben dem Thron und hieß ihn zu sich herantreten.
Dort
standen bereits einige Höfler und auch eine Gruppe der höheren
Repräsentanten aus den drei Dörfern, es herrschten rege
Diskussion und großes Gemurmel.
" RUHE ...
bitte.", rief Joran und räusperte sich, wie er es immer
tat, wenn er gezwungen wurde seine Stimme zu erheben.
Als
die geforderte Ruhe eingetreten war überblickte er sie alle
nachdenklich.
"Der
König möchte einige Ausgewählte von euch sprechen.
Aber eine der von ihm genannten ist nicht hier. Vargo von der Wamburg
und Kumrad Fuchsborn?"
Es
war unnötig ihre Titel und Familiennamen zu nennen, jeder kannte
sie. Das von
der Wamburg hörte Vargo jedoch immer wieder gern.
Er
und Kumrad meldeten sich pflichtbewusst, ließen sich dabei
nicht eine Sekunde aus den Augen. Bitte
nicht, bitte, bitte nicht war sehr offensichtlich alles, was sie beide dachten.
"Geht
ihr beide zu dem König in sein Studierzimmer, er erwartet euch.
Die dritte im Bunde wird bald folgen."
Die dritte. Das machte Vargo neugieriger, als er zugeben mochte. Die
Kommunikation mit dem schwachen Geschlecht war noch nie seine Stärke
gewesen. Doch wenn Kumrad dabei war würde sie ihn wohl so oder
so keines Blickes würdigen.
Das
Studierzimmer war karg eingerichtet. Holz war ewige Mangelware, und
so fertigten die Inselbewohner viel aus dem überflüssigen
Stein der Kupferminen.
So
auch hier. Vargo sah einen Tisch aus geschichteten Steinen, zahllose
Rollen aus Pergament und Landkarten bedeckten ihn zur Zeit.
Dahinter
auf einem Stuhl, der wohl mal ein massiver Fels gewesen war, saß
der König selbst.
Müde
sah er aus, Vargo hatte also Recht behalten und er hatte die gesamte
Nacht über seinen neuen Plänen gegrübelt.
Unter
seinen warmen, braunen Augen waren dunkle Ringe und er sah
unglaublich blass aus. Vargo hatte sogar das Gefühl, dass sich
unter seine ehemals kupfferrote Haarpracht neue graue Haare gemischt
hatten.
Das
ergraute rot hatte ihm eine besonders königliche Note verliehen,
fand Vargo. Bart und Haar aus Kupfer und Eisen, gute Farben für
einen König.
"Setzt
euch."
Sie
setzten sich auf die angebotenen Steinhocker.
"Ich
habe lange nachgedacht und habe feststellen müssen, dass meine
Landkarten allesamt zu alt sind. Wir wissen nicht, was auf dem
Festland vor sich geht. Unsere letzten Berichte sagen uns, dass der
Feigling Zir Cyron als einziger König überlebt hat. Er saß
noch immer in seiner Burg und vermutlich sitzen da nun seine
Nachkommen. Ich dachte sie müssten längst tot sein, aber
Kundschafter des Außenlandes haben mir berichtet, dass er in
den Obsidianbergen Türme bauen lässt. An der Küste
ebenfalls. Einige Dorfbewohner berichten von blassen Figuren, die
ihren Turm nie verlassen. Der Feigling ist also auf dem Marsch, er
beobachtet das Land und wartet auf seine Gelegenheit. Der Hass gegen
ihn ist groß, deswegen bleibt er versteckt. Aber es ist nur
eine Frage der Zeit, bis er den Befehl gibt die Macht an sich zu
reißen. Das Volk hungert und die Zustände sind
schrecklich, ich will mir nicht vorstellen was wäre, wenn er
ihnen noch das letzte bisschen
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