Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Kumrad schien erfreut und verbeugte sich tief
und galant, wie es seine Art war.
"Hat
die Dame auch einen Namen?"
Leichtfüßig
sprang sie vom Schiff ins Wasser und watete zu ihnen.
"Hat
sie, aber die
Dame ist mir Recht."
Vargo
missfiel das alles zusehends. Sie mochte nicht vollkommen wie eine
vom Wüstenvolk aussehen, aber sie war dennoch eine von ihnen.
Sie hatte die Sprache, die Art sich zu bewegen und auch ihre Kleidung
schien ihm typisch für diese Leute. Die Leute des Feiglings. Auf
der Überfahrt hatte er sich häufig bei solchen Gedanken
erwischt. Ja, sie waren das Volk des Feiglings gewesen. Aber lebten
sie nicht seit Jahren für König Frostblatt? Ihre Vorfahren
verdankten Ermond Frostblatt ihr Leben, ihre Treue sollte vollkommen
sein. Trotz aller Anstrengung glaubte er sich selbst kein Wort.
Misstrauen
ist ein Schild, er würde nicht zulassen, dass ein kleines
Mädchen ihn entwaffnete.
"Die
Dame also. Nun gut, meine Dame, hast du einen Beweis vorzubringen,
dass du die Dritte bist, die Kilorn Frostblatt uns auf unserer
Mission mitgegeben hat? Sicherlich hat er auch dir etwas mit
gegeben."
Die
Kleine schenkte ihm nur ein schüchternes Lächeln.
"Er
gab mir einen Auftrag. Ob ihr mit mir kommt oder nicht ist mir
gleich."
Kumrad
lachte auch noch.
"Charmant,
die Dame. Ich bitte um die Ehre, dich begleiten zu dürfen. Ein
Land wie dieses sollte solch ein zartes Geschöpf wie du nicht
alleine bereisen. Lassen wir der Tonne die Wahl, ob er mit uns kommt
oder lieber seines eigenen Weges rollt."
Wieder
dieses vermaledeite, schüchterne Lächeln. Er traute ihr
nicht über den Weg.
Das
Mädchen blickte beiläufig über die Schulter zu ihren
Landsmännern und winkte nur kurz, bevor sie sich nach links
drehte und raschen Schrittes auf in Richtung Süden machte.
Kumrad,
ergebener Trottel, eilte ihr hinterher und tat so, als sei das auch
sein Plan gewesen.
"Süden? Süden? ",
wiederholte Vargo, "Wollt ihr gleich seinen Truppen in die Arme
laufen?"
Die
auf dem Schiff sahen auf ihn hinab und lachten noch.
Schnaubend
stiefelte er hinterher, Staub wirbelte hinter ihm meterhoch in die
Luft.
Als
er seine beiden Gefährten eingeholt hatte sahen sie ihn nur mit
ihren dummen Blicken an. Da
bist du ja endlich ,
sagten diese Blicke.
"E-es...",
brachte die Tonne schließlich keuchend hervor, "... es ist
wirklich keine gute Idee... Süden..."
Kumrad
betrachtete ihn nur mitleidig.
"Wir
ziehen nicht in den Krieg, wir beobachten nur. Wir werden mal sehen
was uns erwartet. Spontanität! Du solltest das auch mal
versuchen."
Dafür
hatte der Ritter nur ein abfälliges Schnauben übrig.
Grimmiger
Mine zog er also hinter den beiden her. Was hatte er für eine
Wahl? Sie hatten sich gegen ihn verschworen. Kumrad würde noch
sehen was er davon hat.
Es
dauerte nicht lange bis sie erste Lebenszeichen des Feiglings fanden.
Erst
war es nur ein Schatten in der Ferne, versteckt hinter Schwaden von
Staub und Dreck in der Luft, aber je weiter sie in die Richtung
zogen, umso klarer wurde der Umriss eines Turms auf einem Berg.
"Die
Türme des Feiglings.", flüsterte Kumrad und auf einmal
wurde es alles Realität.
Sie
wagten kaum näher heran zu gehen, aus Angst die stummen
Beobachter dort oben könnten sie erspähen und ihrem Meister
davon berichten.
Ihn
König zu nennen schien Vargo nicht richtig.
So
drehten sie ab und umkreisten den Turm großräumig.
Bald
darauf stießen sie auf ein Dorf, oder mehr eine handvoll
geduckter Lehmhütten, die sich an einige Felsen kauerten.
Menschen
waren auch zu sehen, einige beäugten die Fremden mit Skepsis in
ihren Augen, andere mit Neugier. In all ihren Blicken schwang Angst
mit.
Die
Dame setzte sich ab und machte sich rund um das Dorf auf
Erkundungstour. Vargo missfiel das, aber Kilorn hatte ihn persönlich
gebeten ihr zu vertrauen. Wie ungern er das auch tat, eine Wahl blieb ihm nicht.
Im
Dorf beschloss er Kumrad den Vortritt zu lassen, der Mann hatte schon
immer einen Draht zum gemeinen Volk gehabt.
Dieser
nickte ihm zu, verstanden ,
und ging auf die kleine Gruppe dreckiger Menschen, die sich
versammelt hatte, zu und sprach sie an.
Er
erklärte ihre Lage; erzählte, wo sie herkamen und fragte
sie schließlich nach dem Leben der Leute in diesem Land.
Nach
einer Weile entspannten sie sich und wurden neugieriger. Ein kleiner
Junge wollte gar Vargos Rüstung anfassen, der Ritter schenkte
ihm ein gequältes Lächeln und ließ es zu.
Als
Kumrad dann jedoch nach dem Turm fragte wurde es
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