Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
den anderen Sünder nach draußen
zu bringen. Letzterer zitterte und bettelte erbärmlich, der
Mörder sagte kein Wort.
Akios
kam an ihre Seite und sah sie bittend an.
"Ich
habe dir die Führung überlassen, aber ich bitte dich, lass
mir meine Rache."
Mitleidig
erwiderte sie seinen Blick.
"Ich
verstehe was du sagst, aber ich kann nicht. Es gibt etwas, das ich
tun muss."
Auf
dem Dorfplatz angekommen ließ sie beide knien, dann wies sie
ein paar Dorfleute an ein Feuer vor ihnen zu entfachen.
Sie
selbst ließ den Fremden dabei nicht aus den Augen.
Was
sie sah gab ihr Rätsel auf. Ruhe lag wieder in diesem
tiefschwarzen Blick. Fürchtete er den Tod nicht? Fehlte ihm die
Fähigkeit Emotionen zu zeigen? Oder fehlte ihm gar die Emotion
Angst völlig?
Nein.
Sie hatte es in seinen Augen gesehen, eine Sekunde lang. Als Akios
ihn angegriffen und gegen die Wand gedrückt hatte, da war etwas
gewesen. Einen Moment später wurde es durch ein hämisches
Lachen ersetzt, aber der Ausdruck seiner Angst hatte sich in ihr
Gedächtnis gebrannt.
Da
war es wieder, gebrannt .
Nun
kniete er neben dem Häufchen Elend, das der andere Sünder
war, im Dreck und fixierte sie, ein leichtes Lächeln auf den
Lippen.
Sein
Gesicht schien von unendlicher Unschuld zu sein. Sanft ,
fiel ihr ein und es war das unpassendste Wort, dass sie für den
Mann hätte finden können.
Es
war verstörend, es war zum Haare raufen. Sie wollte ihn brennen
sehen, alles in ihr schrie danach.
Die
Dorfbewohner hatten mittlerweile getrocknete Dornen aufgeschichtet
und angefeuert. Es dauerte nicht lange bis die Flammen an dem
trockenen Material leckten und hoch loderten.
Das
Gesicht des anderen war eine Maske des Entsetzens, er zitterte
unkontrolliert und wand sich in seinen Ketten.
Jaris
nahm die Eisenstange, mit der auch sie gebrannt worden war, und hielt
sie am Griff ins Feuer bis sie weiß glühte.
Noch
immer fixierte sie den Mann, der ihr Feuer befleckt hatte.
Sie
sah Ruhe und Stille, Frieden. Nachdenklichkeit spiegelte sich in
diesen Augen, die zwischen ihr und den Flammen hin und her huschten.
Dann
sagte sie die Worte.
Die
Worte der Weihe, die aus einem normalen Menschen ein Mitglied einer
Gemeinschaft machte. Die Weihe, die alles verzieh.
Dann
kamen die Fragen. Sie stellte sie schnell, und der zitternde Mann
antwortete hastig, verschluckte sich bei jedem zweiten Wort, aber er
schien das Ritual wirklich zu kennen.
Dann
brannte sie ihn.
Natürlich
zeigte er nicht ansatzweise die Contenance, die sie bei ihrer
Brennung an den Tag gelegt hatte. Götter, sie bezweifelte sogar
stark, dass er sich überhaupt der Tatsache im Klaren war, dass
dies keine Hinrichtung sein sollte.
Nach
wenigen Sekunden nahm sie die Stange zurück, das Mal war schief
und breit geworden, sein Kinn hatte sie auch versengt.
Ohnmächtig
sank der Mann in den Fesseln zusammen und nur ihre beiden Brüder
hielten ihn an den Ketten aufrecht.
Sie
wandte sich wieder dem Fremden zu und ihr Blick fand, wonach sie die
gesamte Zeit gesucht hatte.
Schieres
Entsetzen und Angst. Süße, pure Angst.
"Was
denn, hat der starke Mann Angst das Feuer als seinen Erlöser zu
akzeptieren?"
Er
warf sich gegen die Ketten und riss beinahe die vier Ordensbrüder
um, die ihn hielten, zu Boden.
"Töte
mich, um Himmels Willen, töte mich einfach!"
Seine
Stimme klang anders, wenn sie vor Angst troff. Höher und auf
seltsame Art leer.
"Das
Feuer nimmt dir alle Sünde, es wird dich rein machen von allem
unreinen und du wirst neu anfangen können. Akzeptiere es."
In
diesem Moment ertrug Akios es nicht länger. Er löste sich
von dem anderen Sünder, um den er sich gekümmert hatte, und
schritt zu ihr hinüber.
"Du kannst diesen Menschen nicht ernsthaft befreien. Er ist ein Mörder! Er ist der Mörder meines Bruders. Deines Bruders durch den Bund! Ich will ihn brennen sehen!"
Jetzt
sah sie den Eifer in seinem Blick sprühen.
"Es
ist nicht richtig, wenn du das Urteil sprichst. Würdest du
gleich urteilen, wenn es ein anderer gewesen wäre? Diesen Sünder
da hättest du ziehen lassen, obwohl er all diese Menschen
betrogen hat und wer weiß wie viele mehr. Und siehst du denn
nicht, dass dies so eine schwerere Strafe für ihn ist als der
Tod?"
Nein,
er sah nicht. Aber das machte keinen Unterschied.
Betont
langsam brachte sie ihm das weißglühende Eisen näher.
Sie genoss, vielleicht ein wenig zu sehr, wie er versuchte
zurückzuweichen; sein Blick nicht sie, sondern die Stange
fixierte, wie ein kleines
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