Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
vorgekommen! Und dann ist da noch
dieser Betrüger."
Wieder
schüttelte er den Kopf.
"Wir
haben jemanden gefasst, der sich als einer von euch ausgegeben hat.
Aber er war nicht gebrannt und allein war er auch. Die Worte, die er
sprach, waren auch ganz durcheinander, eine Schande."
"Eine
Götterlästerei!", rief Jaris, "Was habt ihr mit
ihm gemacht?"
"Noch
gar nichts. Wir haben ihn in Ketten gelegt, aber wir wissen noch
nicht was wir am besten mit ihm tun sollen. Jetzt wo ihr da seid
könntet ihr euch ja darum kümmern, er hat immerhin euren
Namen beschmutzt."
"Der
ist nicht Manns genug den Sünder zu töten.", flüsterte
Jaris Akios zu, "Aber freilassen will er ihn auch nicht und
durchfüttern erst recht nicht. Er hätte ihn verhungern
lassen, wenn wir nicht gekommen wären. Schwächlich."
Doch
Urteil sprach sie nicht, es war an Akios zu entscheiden.
Dieser
sah das Dorfoberhaupt nachdenklich an.
Nach
einer Weile sagte er: "Zeigt ihn mir.", und sein Gegenüber
machte sich mit erleichtertem Gesicht daran den Sünder aus einem
Nebenzimmer zu holen. Der Kerl war nur noch Haut und Knochen, man sah
ihm an, dass er seit Tagen nichts zu Essen bekommen hatte. Als er sie
sah und verstand, was vor sich ging, bekam er Angst. Er wand sich in
den Ketten und begann mit schwacher Stimme zu betteln, doch Akios
hieß ihn Schweigen.
"Mein
Sohn.", begann er, "Warum hast du dich als Mitglied des
Ordens ausgegeben?"
Der
Mann sank auf die Knie, ob aus Schwäche oder Demut konnte sie
nicht sagen.
"Mein...
Herr, ich hatte solchen Hunger. Ich wollte niemandem etwas vormachen,
aber... ich habe sie doch schon sprechen hören, ich hab genau
das gleiche gesagt."
Jaris
bezweifelte es, doch Akios nickte langsam. Sie sah keine
rechtschaffene Wut und keinen Eifer in seinem Blick. Es ärgerte
sie.
Was
er als nächstes sagte ließ sie ihren Ärger sofort
vergessen.
"Jaris,",
er wandte sich ihr zu, "sprich du doch das Urteil."
Perplex
sah sie zwischen dem Sünder und ihrem Ordensbruder hin und
her.
"Welches Urteil? Laut den Ordensregeln..."
"Nein,
dein eigenes Urteil. Tu, was du für richtig hältst. Du bist
ein vollwertiges Mitglied des Ordens, es ist an der Zeit, dass du die
Verantwortung übernimmst, die dir zusteht, und in diesem Dorf
überlasse ich dir die Führung."
Von
dem Moment an, als sie von seiner Tat gehört hatte, war ihr klar
gewesen, was sie tun würde. Aber etwas in ihr hatte Angst, es
war das Stück des kleinen Mädchens, das ihr noch blieb. Sie
hatte immer zu Akios aufgeblickt und sie wusste, dass er ihr Urteil
nicht gutheißen würde.
Den
Göttern sei dank, die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als
sich die Tür der Taverne öffnete und eine bekannte Gestalt
im Türrahmen erschien.
Der
Fremde streifte sie mit einem gelangweilten Blick. Desinteresse.
Abscheu, Hass, Mordlust, all das hätte sie erwartet und all das
hätte sich richtig angefühlt, aber wie konnte er es wagen
einen aus ihrer Mitte zu töten, so grausam hinzurichten und dann Desinteresse zu zeigen, als er sie wiedersah?
Der
Mann wandte sich dem Dorfoberhaupt zu.
"Es
waren mehr als zwanzig", diese Stimme, sie hörte die
Dunkelheit in ihr, "ich hab' fünf sofort erwischt, weitere
zehn in der Nacht. Das-"
Bruder
Akios war aufgesprungen, hatte den Fremden gepackt und ihn neben der
Tür gegen die Wand geschleudert.
Es
sah beinahe lächerlich aus, wie der dicke, kleine Mann mit der
Glatze den hochgewachsenen Kämpfer angriff, doch Wut und
Unverständnis über den Verlust seines Bruders saßen
noch tief.
Ihre
restlichen Gefährten saßen wie erstarrt auf ihren Hockern,
nur Jaris war geistesgegenwärtig genug die dazu gestoßenen
Dorfleute anzuweisen Akios zu Hilfe zu eilen und hieß einen von
ihnen Fesseln holen.
Ihr
Bruder hatte indessen den perplexen Fremden herum gerissen und auf
den Boden geschleudert, wo er verdutzt liegen blieb.
Sie
selbst war sofort neben ihm, griff ihm an die Seite und zog das
Kurzschwert aus der Scheide und hielt es ihm an die Kehle, bevor er
einen Arm befreien konnte um danach zu greifen. Es war dunkelrot vor
Blut und es kostete sie all ihre Überwindung sich nicht an Ort
und Stelle zu übergeben, bei dem Gedanken daran, was mit dieser
Schneide erst vor wenigen Stunden getan worden war. Die restlichen
Ordensbrüder und -schwestern hatten ebenfalls reagiert und so
hielten sie den Mann mit vereinten Kräften am Boden.
Schließlich
hatten sie ihn mit den gebrachten Ketten und Handschellen gefesselt.
Sie hieß die Menge ihn und
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