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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
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die
Sünde raus und sie werden bessere Menschen."
    "Dann
war er... auch ein Sünder in euren Augen."
    Die
Stimme der Kleinen zitterte leicht.
    "Liebes,
kennst du ihn? Hat er dir etwas getan?"
    Besorgt
streckte Jaris die Hand aus und zog die Kapuze ein Stück nach
hinten, mit dem was sie sah, hatte sie nicht gerechnet. Erschreckt
zog sie die Hand zurück. Was war das für ein Mädchen?
    Ihr
Gesicht sah anders aus als alles, was sie je gesehen hatte. Breiter
und mit hohen Wangenknochen. Ihre mandelförmigen Augen waren
schmal und weit auseinander stehend, und ihre Farbe war ein silbrig
schimmerndes Grau. Ihr Gesicht war umschlossen von schlohweißen
Haaren, die sie vermutlich vor allem anderen unter dieser Kapuze zu
verstecken suchte. Dann erst sah sie die Wunden. Auf dem Hals des
Mädchens sah sie einen dunkelrot gefärbten Handabdruck, am
Kiefer und an einer Wange waren ebenfalls dunkle Schatten zu
erkennen.
    "Wer...was...",
sie wusste nicht was sie zuerst fragen sollte.
    Geistesgegenwärtig
zupfte sie die Kapuze zurück ins Gesicht der Kleinen und zog sie
mit sich hinter eine der Hütten.
    Dort
lehnte sie sie gegen die Mauer und sah sie durchdringend an.
    "Der
Mann, hat er dir das angetan?"
    "Er
will nicht, dass man seinen Namen weiß."
    Tausend
Fragen schossen ihr auf einmal durch den Kopf, sie beschloss ganz von
vorne anzufangen.
    "Jetzt
erst einmal ganz ruhig. Wie heißt du denn?"
    "Yre
vom Turm Ygrun, also... Ygrun Yre."
    "Yre",
was für ein seltsames Mädchen, "diese Wunden.."
    "Ich
weiß nicht, wie das passiert ist. Nach allem was ich weiß,
hätte er dankbar sein sollen. Menschen sind dankbar, wenn man
ihnen hilft. Und Menschen fühlen immer so viel, und sie machen
keinen Sinn, wenn sie soviel fühlen. Ich wollte nur einem Freund
helfen, weil es ihm so schlecht ging mit all den Gefühlen. Aber
dafür muss ich ihn ja erst einmal verstehen."
    "Einem
Freund? Aber nicht dem Mann, der dir das angetan hat?"
    Sie
wies zurück zum Platz, wo der Söldner lag.
    "Der...
wer? Den Mann, den du heute gebrannt hast, kenne ich nicht. Ich meine
den, den du brennen wolltest, der weggelaufen ist."
    Sie
erstarrte.
    "Der...
andere Söldner. Dunkle Haare, dunkle Augen? Er hat dir das
angetan?"
    "Ja...
ich weiß nicht wieso, er ist... seltsam. Ich hab ihn nur
verstehen wollen."
    "Er
ist verrückt, wahnsinnig. Er hat einen meiner Brüder bei
lebendigem Leibe verbrannt, weißt du das?"
    Die
Augen der Kleinen füllten sich mit Tränen, es gab dem
Silberschimmer eine weitere Ebene. Hypnotisch.
    "Es...
es tut mir leid, sprechen wir nicht mehr davon."
    Mitleidig
betrachtete sie Yre und zupfte ihr die Kapuze tiefer ins Gesicht.
    "Vielleicht
gehst du besser. Du bist nicht sicher hier. Die Menschen töten,
wovor sie Angst haben und sie haben in der Regel Angst vor allem, was
sie nicht kennen."
    Das
war mehr Tiefe, als Yre von dem Feuermädchen erwartet hätte.
    Sie
schniefte und trat einen Schritt zurück, die Arme um ihren
Körper geschlungen.
    "Das
hat er auch gesagt."
    Jaris
Blick verhärtete sich, sie hatte es für unmöglich
gehalten, dass ihr Hass noch steigen könnte.
    "Der
Mann ist ein Monster, vergiss ihn. Wir werden ihn noch in die Finger
bekommen, und dann werden wir ihn brennen."
    "Und
alle Sünde und alles Schlechte aus seinem Körper
vertreiben?"
    "Ja,
genau so."
    "Das
wäre schön. Er ist ein sehr armer Mann, weißt du? Er
leidet fürchterlich da drin."
    "Er
ist böse, schlecht, nichts anderes."
    "Böse,
so etwas gibt es nicht. Jeder Mensch muss Sinn machen, und sei es nur
in seinem eigenen Kopf. Er ist ein armer Mann."
    "Du
gehst besser, und halt dich fern von Menschen, die nur in ihrem
eigenen Kopf Sinn machen."
    Sie
versuchte ein versöhnliches Lächeln, aber es war zu
offensichtlich, was sie dachte.
    Ein
seltsames Mädchen.

    Sieben
– Grim und die Abwesenheit der Sterne

    Yre
hielt sich von nun an fern von den Feuerleuten. Hundert Jahre nach
dem Feuer und noch immer war dieses Land besessen davon. Es machte
keinen Sinn, oder? Das Feuer war ein Unglück, eine Katastrophe,
und die Menschen verehren es wie einen Gott. Es war wohl einfach ein
Menschending, an Dinge zu glauben, die man nicht sehen konnte.
    Aber
sehr viel anders war es mit den Schicksalen, die die Ilfen
verfolgten, auch nicht, oder?
    Als
sie heute am Ufer des Grim saß und nach einem Schicksal
Ausschau hielt fühlte sie sich so wenig ilfisch wie nie zuvor.
Der Anblick der Wellen, die stetig Schlamm ans Ufer spülten,
schien ihr immer wieder die Tränen in die

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