Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
der Mann von vorher auf dem Weg zurück sei.
Es
dauerte nicht lang, bis die Tür sich öffnete und ein
riesenhafter Kerl mit breiten Schultern und einem Zweihänder auf
dem Rücken erschien.
Dunkle
Haare hatte er nicht, aschblonde Strähnen waren nach hinten in
einen unordentlichen Zopf zusammengebunden. Seine Augen waren ein
gewöhnliches Grau und sein Gesicht war hart wie gehauener Stein.
Nichts an ihm, außer ungefährem Alter und Berufsstand,
erinnerte auch nur entfernt an den Söldner, den sie erwartet
hatte zu sehen.
Somit
beachtete der Mann die Gruppe von Ordensleuten auch nicht weiter und
ging geradewegs auf den Dorfältesten zu und sprach ihn an.
"Eure
Banditen sind tot, ihr schuldet mir eine ordentliche Belohnung."
Jaris
sah zu Akios, der sie ansah. Fragende Blicke trafen sich und sie
schienen sich zu einigen diesen Schrank von einem Mann nicht zu
richten.
Der
Dorfälteste schien anderer Meinung.
"Der
Orden sagt, du verlangst zu viel. Du solltest uns helfen, weil wir
Hilfe benötigen, nicht für eine Belohnung durch weltliche
Güter. Das macht dich zu einem Sünder."
Akios
vergrub sein Gesicht in den Händen, Jaris sah den Mann mit
offenem Mund an, als er sich langsam zu ihnen umdrehte.
"So.
Der Orden sagt ich sei ein Sünder. Meine Sünde ist es also
überleben zu wollen? Nennen sie den Fischer einen Sünder
weil er seinen Fisch gegen andere Dinge tauscht und ihn nicht
verschenkt? Seid ihr Sünder, weil ihr Gaben annehmt und eure
Lehren nicht ohne Gegenleistung verteilt?"
Seine
Stimme war rau und mächtig wie er selbst.
Jaris
hatte Angst. Sie wusste, dass es dumm war, Angst zu haben, vor so
etwas weltlichem wie einem Muskelberg, wie der, der vor ihnen stand.
Die
Götter waren auf ihrer Seite, wieso hatte sie Angst?
Das
musste aufhören.
"Jeder
muss von etwas leben. Wir verlangen nichts, die Menschen geben uns,
was sie uns geben wollen. Wenn du aus freien Stücken helfen
würdest, würden die Menschen dir sicherlich auch aus
Dankbarkeit Essen und Trinken geben. Das Leben, das ihr Söldner
führt, ist eins von Sündern. Ihr würdet alles tun,
solange ihr nur Geld dafür bekämt. Das ist kein ehrenvolles
Leben."
Der
Mann lachte donnernd.
"Ehrenvoll?
Nein. Aber angenehm ist es, und ich wüsste nicht, was es den
Orden anginge, wie ich mein Leben lebe. Ja, ich hab schon ganz andere
Dinge getötet als ein paar Banditen. Hätte ich das nicht,
wäre ich verhungert. Also lasst mich mit eurem Dreck in
Frieden."
Er
wandte sich wieder ab und dem Dorfältesten zu, für ihn war
die Angelegenheit erledigt.
Hätte
Jaris bei ihrer Entscheidung bleiben können, sich aus der Sache
heraus zu halten, dann wäre dies kein Problem gewesen. Aber
jetzt hing sie da drin und eine Niederlage kam nicht in Frage.
Die
Überraschung auf ihrer Seite wissend schritt sie siegessicher
auf ihn zu, was folgte hatte der Riese sicherlich nicht erwartet.
In
dem Moment, in dem die stählerne Spitze ihres Schwertes seinen
Adamsapfel berührte verstand auch ihr Gefolge, was sie da tat,
und eilten ihr zur Seite, hielten den Mann fest, damit er nicht nach
hinten ausweichen konnte.
Den
Göttern sei dank, dass sie nun immer Ketten mit sich führten.
So
fesselten sie den Söldner kurzerhand und führten ihn unter
seinem lautstarken Protest nach draußen. Erst war er belustigt
gewesen, doch jetzt schien ihm die Lage bewusst zu werden, in der er
sich befand.
Es
wäre beinahe Routine gewesen, wäre da nicht die Größe
des Mannes. Sie hielt die Klinge mittlerweile von der Seite des
Mannes her über dessen Schulter gelegt an seinen Hals, weil der
Stahl schon nach wenigen Sekunden unfassbar schwer geworden war. Eine
Waffe zu tragen war eine Sache, sie zu führen offensichtlich
eine andere. Fünf ihrer Brüder hielten den Mann, der
versuchte sich allein durch hin und her werfen seiner Masse
loszureißen. Jaris musste höllisch aufpassen, ihm nicht
aus Versehen die Kehle aufzuschneiden.
Zur
Demonstration ihres Vorhabens hielt sie ihm das Schwert direkt vor
die Nase und machte ihm sehr deutlich, dass sie nicht davor
zurückschreckte ihn hier und jetzt zu töten, sollte er
versuchen zu flüchten. Der Söldner funkelte sie nur
bitterböse an.
"Ich
wusste nicht, dass euer Pack auch Gott spielt; ich dachte ihr labert
von Recht und Ordnung."
Sie
strich mit der Spitze über die weiche Haut unter seinem Kinn,
endlich erstarrte er, so wie sie es erwartet hatte.
"Es
wird sich einiges ändern und du bist Teil dieser Änderung."
Dann
hieß sie
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