Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
Vom Netzwerk:
das gesamte Gesicht einen vollkommen
anderen Ausdruck erlangt. Ihr Meister war nie so hervorragend
gewesen, aber er hatte genug Qualitäten gehabt um in den Besitz
seiner eigenen Gilde zu gelangen, das war in einer Stadt wie Tep
schon einiges wert.
    Er
war auch nie grausam zu seinen Sklaven gewesen.
    Harlok
war anders. Tei misstraute jedem Wort, jeder Geste. Jedes Lächeln
und jeder böse Blick hinterließen bei ihr ein Gefühl
der Unsicherheit, sie spürte, das etwas dahinter lag. Aber was,
der Gedanke daran erfüllte sie mit Unbehagen.
    Ihr
alter Meister war unbedarft in den Dingen des Beamtentums. So
ungewöhnlich es war, dass ein Kaufmann eine Gilde besaß,
so problematisch schien es für ihn auch zu sein. Er hatte Spaß
daran gehabt, auf dem Markt zu stehen und Leute um den Finger zu
wickeln. Aber die Geschäfte mit anderen Kaufleuten und Beamten
waren nicht seine Welt.
    Mentois
blindes Vertrauen in ihm unterstehende Beamten war es, das ihn jetzt
in sein Verderben reißen sollte.

    Tei
stand bei ihrem Meister, in sicherem Abstand zu der Gilde, in der es
jetzt vor hohen Beamten wimmelte.
    Waren
wurden herumgetragen und große Kisten voller Papier durchwühlt.
Ab und an lief einer der unteren zu dem höchsten Beamten und
drückte ihm mit vielsagendem Blick eins der Papiere in die Hand.
Der Hohe hob daraufhin die Augenbrauen bis zum Haaransatz und
schüttelte mit angehaltenem Atem den Kopf.
    Harlok
hatte genug gesehen und wandte sich mit erhabenem Lächeln ab.
    "Die
Ziege hat die Ratte geschlagen... ", flüsterte er ihr noch
zu, "Die Gilde stinkt nach Kaza, Qiyi wird seine Freude haben
das zu erklären."
    Qiyi,
kastenlos, war kein Mann der großen Intrigen. Und so stand ihm
Entsetzen auch groß ins Gesicht geschrieben, als er sich mit
einer Gilde voller Kaza konfrontiert sah. Verträge mit dem
Nordreich, mit den großen und hohen der Kaza, Waren von dort,
Sklaven und normale Arbeiter. Kaza,
Kaza, Kaza.
    Qiyi,
in die Ecke gedrängte Ratte, reagierte prompt, riss einige der
Papiere an sich und verwies auf die Unterschriften auf ihnen. Das
Siegel Mentois klar und deutlich zu erkennen, auf allen von ihnen.

    Es
stellte sich heraus, dass die Macht des geschriebenen Wortes noch
immer stärker war, als die des Wortes, und so sahen sie zu, wie
ein bunt bemalter Kaufmann wild gestikulierend auf Unterschriften
deutete, die aussahen wie die seinen und ihm die Schminke in
Sturzbächen vom Gesicht lief.
    Auch
zu Harlok kamen einige Männer und befragten ihn, natürlich.
War sein Wun schon immer so gebrochen gewesen? Mit starkem Akzent
verwies er ebenfalls auf Unterschriften und Verträge. Waren aus
Kaza, Arbeitskraft aus Kaza, alles im Auftrag von Lan Mentoi.
Natürlich hatte er die Gilde gekauft, wo sonst fand man denn ein
solch gutes Standbein für einen Kaza?
    Tei
konnte nur zusehen, wie Mentoi sich wenige Schritte weiter um Kopf
und Kragen redete. Schließlich war der Spuk vorbei und ihr
ehemaliger Meister wurde noch immer lautstark protestierend
abgeführt. Seine Masken waren zerflossen und zerschlagen, am
Ende war von dem großartigen Kaufmann nur noch ein armseliger
Clown übrig geblieben.

    "Eins.",
hatte Harlok gesagt, als Mentoi abgeführt wurde.
    Wie
üblich hatte Tei das Gefühl, dass er durch sie hindurch
sprach, sie war nur da, damit es nicht seltsam schien, wie er zu sich
selbst sprach. Sein kleines Publikum.
    Die
Zwei kam nur wenige Stunden nach der Festnahme zu ihm.
    Der
Schattenmann.
    "Gut
gespielt."
    Mit
ebenso erhabener Gelassenheit wie Harlok selbst ließ er sich
dem Mischblut gegenüber auf einer der Liegen nieder.
    "Der
Clown schreit meinen Namen."
    Harlok
lachte leise.
    "Ein
Schattenmann im Licht der prallen Sonne. Wie fühlt sich das an?"
    "Nicht
gut. Jeder weiß, dass dies dein Werk ist. Aber der angemalte
Dummkopf scheint das nicht zu begreifen."
    "Wie
amüsant. Was wirst du tun?"
    "Ich
werde schon meine Beweise finden und dich zu Fall bringen. Es ist die
Pflicht eines jeden Wun, einem dreckigen Mischblut wie dir das
Handwerk zu legen."
    Das
waren nicht seine Worte.
    "Auch
die eines Kastenlosen?"
    Qiyi
zuckte merklich zurück.
    "Was
du für eine Schwäche hältst, sehe ich als meine größte
Stärke an."
    Harlok
schüttelte beschwichtigend den Kopf.
    "Ich
sage nur, du bist doch klüger als das. Worum geht es hier?
Macht. Glaub mir, Mentoi ist kein Dummkopf, auch wenn er wie einer
aussehen mag."
    "Der
Narr säuft und feiert, während niedere Beamten seine
wichtigsten Geschäfte erledigen. Was ist ein

Weitere Kostenlose Bücher