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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
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Neugierde hatte man ihr nicht austreiben
können.
    Der
Besuch verschwand so schnell wie er gekommen war und hinterließ
neben dem diskreten Beutel voll klimpernder Münzen reichlich
Stoff für Rätseleien während der Arbeit.

    Auch
die nächsten Tage erschien keiner der anderen Arbeiter, bis auf
einen. Ein niederer Beamter der Wun, der die Buchhaltung für die
Gilde übernommen hatte, nachdem der Meister seinen Unmut über
all die Zahlen lange genug kundgetan hatte.
    Es
sollte noch eine ganze Weile dauern, bis für die restlichen
Arbeiter Ersatz eintraf.
    Die
Neuen stellten sich als ein Haufen reinblütiger Kaza heraus.
Keine Sklaven, Arbeiter des gewöhnlichen Standes der Handwerker.
    Das
war selten, das war ein Skandal. Ausländer mochte niemand. Man
konnte sie dulden, sie nutzen, aber wenn sie begannen ehrlichen Wun
die Arbeit zu nehmen hörte die Toleranz schlagartig auf. Tei war
selbstverständlich klar, dass das Auftauchen dieser Gesellen mit
dem kleinen, unscheinbaren Lederbeutel zu tun hatte, der vor ihren
nichtigen Sklavenaugen im Hinterhof die Hände gewechselt hatte.
    Der
Buchhalter wusste davon nichts, aber dass es hier nicht mit rechten
Dingen zugehen konnte war ihm ebenso klar wie ihr. Er warf ihr einen
fragenden Blick zu, aber sie schüttelte nur den Kopf, Unwissen
heuchelnd.
    Sie
würde den Teufel tun jemandem auch nur ein Sterbenswörtchen
davon zu erzählen, es war ihr Geheimnis. Ein Geheimnis von solch
einer Bedeutsamkeit, dass sie sich selbst ein klein wenig bedeutsam
fühlte. Es würde nie dazu kommen, versuchte sie sich zu
sagen. Aber allein die Tatsache, dass sie dieses kleine bisschen
geheime Macht über ihren Meister hatte, war ekstatisch.
    Mit
einem verstohlenen Lächeln machte sie sich weiter an die Arbeit,
umringt von stämmigen Männern mit wilden, roten Mähnen,
die sich in der rauen, gutturalen Sprache aus Teis Heimat Befehle
zuriefen. Tei verstand kein Wort.

    Der
Tag an dem der Paukenschlag ertönte ließ nicht lange auf
sich warten.
    Ein
Beamter, eindeutig Kaza und von niedererem Stand als das Mischblut,
kam sicheren Schrittes mit dem Meister in den Hinterhof marschiert.
    Dieser
hier hatte ebenfalls einen Lederbeutel bei sich, doch dieser hier war
alles andere als diskret, und unter den neugierigen Augen zahlreicher
Kaza wechselte das Gold den Besitzer.
    Ein
weiterer Beamter war mitgekommen, ein kleiner, schmächtiger Wun
mit dünnem, schwarzen Haar und einem lächerlich schmalen
Ziergürtel, kaum mehr als eine Kordel. Mit bebender, hoher
Stimme beglaubigte er die Transaktion und empfing dankbar seinen
Anteil. Kaum hatte der deutlich kleinere Lederbeutel seine zittrigen
Finger berührt war er auch schon mit wehendem Rock verschwunden.
    In
Teis Innerem hatte sich eine unangenehme Anspannung festgesetzt. Das
alles hier missfiel ihr zusehends.
    Sie
war keine Beamtin und hatte keine Bildung irgendeiner Art genossen,
aber unscheinbar wie sie war hatte sie doch so einiges mitbekommen.
Und dies hier konnte nur eines bedeuten. Ein Mischblut hatte soeben
ihre Gilde aufgekauft, ohne Beisein des eigentlichen Besitzers.
    Mit
selbstzufriedenem Blick baute der Stellvertreter des Mischbluts sich
nun vor ihnen allen auf und hielt eine kleine Ansprache in seiner
Sprache. Wieder warf der Buchhalter ihr fragende Blicke zu, und
wieder schüttelte sie nur den Kopf. Sie verstand kein Wort.
    Die
Meute der Kaza lachte und grölte an einigen Stellen und der
Knoten in Teis Bauch wurde dicker und dicker.
    Mit
einem letzten, eines Beamten unwürdigen Schlag in die Luft mit
der erhobenen Faust drehte der Stellvertreter sich um und verschwand.
    Dann
war der Spuk auch schon vorbei und als sei nichts gewesen, widmeten
sich die restlichen Arbeiter wieder ihren Aufgaben.

    Der
gelbe Schein der Abendsonne hatte den Hinterhof in ein beinahe
goldenes Licht getaucht, als das Mischblut wiederkehrte.
    Wie
oft war Tei die letzte, die arbeitete, und so sah sie sich dem Mann
allein gegenüber, als er interessiert seinen neuen Besitz
begutachtete.
    In
Zuge dessen fiel sein Blick auch auf sie, dreckig und erschöpft
wie sie war, und mit einem hämischen Grinsen packte er sie am
Handgelenk und zog sie mit sich.
    Tei
wagte kaum zu atmen, während sie so aus ihrer gewohnte Umgebung,
die Straße entlang, bis hin zu einem Anwesen geschleift wurde,
seinem Anwesen.
    Ihre
Gilde, im Besitz eines Mischbluts und angefüllt mit Kaza, das
war ein Skandal. Aber sie selbst mittendrin und nun auch noch mit
besagtem Mischblut als ihrem

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