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Der Feigling

Der Feigling

Titel: Der Feigling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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ist, können Sie ihn
genügend strapazieren.«
    »Muß er noch lange bleiben?« Barbara
lächelte unheimlich süß. Der Doktor betrachtete sie mit Wohlgefallen.
    »Kommt aufs Benehmen an. Außerdem will
er nicht essen.«
    »Versuchen Sie es mal mit einem Teller
Bier. Dann ißt er bestimmt.«
    »Um Gottes willen! Die Hausordnung!«
rief Hase.
    Barbara stand auf. »Wann darf ich
wiederkommen?«
    »Morgen, meine Dame. Morgen. Soviel ich
gehört habe, ist morgen auch noch ein Tag.«
    »Wenigstens ein Trost.«
    Barbara zog sich an. Die beiden Männer
sahen ihr zu. Sie küßte Jakob, bis er nach Luft rang.
    »Was ist mit mir?« fragte der Oberarzt.
    »Die Hausordnung!«
    Von der Tür winkte sie. Sie war so
schön, daß der Feigling am liebsten aufgestanden und ihr nachgelaufen wäre.
Dann war sie fort.
    »Zukünftige?« fragte der Arzt.
    »Leider.«
    »Wieso leider?«
    »Naja. Hab’ mal gehört, wenn eine
Freundin zur Frau befördert wird, ist sie nicht mehr zu gebrauchen.«
    »Warum soll es Ihnen besser gehen als
mir«, sagte der Doktor und fühlte nach Jakobs Puls.
     
    *
     
    Der kleine Fuchs hustete. Er hatte den
Doppelten hinuntergegossen, auf einmal. Der Wirt gab ihm noch einen, er trank
auch den mit einem Zug.
    Sie sahen sich an.
    »Verdammte Tat.« Fuchs schüttelte sich.
Es war immer nur der Alkohol. »Wenn du nich’ jekommen wärst — verdammte Tat!«
    »Bedank dich bei eurem Chef«, sagte
Wuck. »Er hat mich hingehetzt.«
    Fuchs starrte durch das leere Glas.
»Der hat wieder mal mehr jewußt als wir. Wie der Kerl det bloß macht.« Er
schüttelte sich wieder. »Heilijer Justav. Wenn ick det Mädchen — mit meiner
eigenen Knarre hätt’ ick mir aus’n Weg räumen müssen. Jib mir noch eenen!«
    Der Wirt schenkte ein. »Schau aber
jetzt, daß du heimkommst! Ruf mich an!«
    Fuchs nickte. Er trank aus.
»Wiedersehen, Friedrich. Danke dir ooch.«
    »Wiedersehen.«
    Der Kleine gähnte. »Jetzt ‘n Bad und ‘n
Bette. Denn kannste mal eenen röcheln sehen! Servus!«
    Der Wirt sah ihm nach, wie er über die
Straße ging. Er griff zu dem Bierglas vor sich und trank in kleinen Schlucken,
in tiefem Nachdenken.
    Fuchs fuhr nach FFause. Er war
unendlich müde. Er überdachte die letzten vierundzwanzig Stunden. Viel war
geschehen, fast zuviel für einen allein.
    Dann spürte er das Messer in seiner
Tasche. Verfluchtes Ding. Er konnte es nicht mehr sehen. Es zog und drückte an
seinem Körper. Bloß weg damit. Nicht mehr sehen. Nicht mehr anfassen.
    Er parkte den Wagen auf dem Platz
unweit von seiner Wohnung. Auf dem Weg kam er an einem Papierkorb vorbei, an
der Straßenbahnhaltestelle, zwei, drei Gullis, einem Bauplatz mit Gerümpel.
Nichts zu machen. Überall waren Leute, Augen. Er kam nicht dazu, das Messer
wegzuwerfen.
    Die Pistole unter seiner Achsel, das
war ein ehrliches Ding. Nicht das Messer. Oben, die Mülltonne. Da gehörte es
rein. Er schloß seine Wohnung auf. Der vertraute Geruch beruhigte ihn. Er
hängte die Windjacke an den Garderobenständer. Im Spiegel erschien sein
unrasiertes Gesicht und sein verwilderter Aufzug. Schlafen. Nichts als
schlafen. Nur eben noch anrufen.
    Im Zimmer war es still und warm. Er
nahm die Pistole aus dem Schulterhalfter. Das Magazin schnappte heraus. Er
betrachtete es, wog es in der Hand. Seine Gedanken waren bei den drei Leuten,
die er erschossen hatte. Auf welchen Friedhof würden sie kommen? Er legte die
Pistole und das Magazin auf den Tisch. Dann ging er mit langsamen Schritten zum
Fenster. Frische Luft mußte herein. Seine Hand griff nach dem Riegel.
    Eine Stimme hinter ihm sagte: »Nimm die
andere Hand auch nach oben, mein Guter!«
    Der kleine Fuchs blieb stehen, wie er
stand, und regte sich nicht. Auch hier half wieder die lange Übung. Er legte
die linke Hand über die rechte auf dem Fensterriegel und wartete.
    »Du kannst dich umdrehen«, sagte die
Stimme. »Wir kennen uns so gut, nicht wahr? Warum sollen wir uns nicht ins
Gesicht sehen?«
    Fuchs wandte sich um. Er fragte: »Wie
kommst du hier rein?«
    »Aber, aber!« Der alte Meise schüttelte
tadelnd den Kopf. »Wer wird denn so etwas fragen?«
    Er stand neben der Tür. Er war
sorgfältig gekleidet, als hätte er etwas Besonderes vor, was einen guten Anzug
erforderte. Seine Brillengläser waren stärker heute, sie machten die Augen
riesengroß und starr. Mit dem linken Arm stützte er sich auf einen
Spazierstock. Die langläufige Pistole in seiner rechten Hand zeigte mit der
Mündung auf den oberen Knopf von Fuchs’

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