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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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wenn man das Vertrauen eines anderen mißbraucht. Jahrhundertelang hat Hawala die Bezahlung und Überweisung von allem möglichen geregelt, von glitzernden Diamanten aus Afrika über heutiges Opium aus Afghanistan bis hin zu Summen, die für wohltätige Zwecke gedacht sind.«
    »Wohltätige Zwecke?« sagte Per.
    »Ja. Almosen sind im Islam sehr wichtig. Euren Berichten habe ich entnommen, daß mehrere arabische Wohltätigkeitsvereine in den USA im Verdacht stehen, Tarnorganisationen für al-Qaida zu sein. Also scheinbar legale Organisationen, die aber mithelfen, den Terrorismus zu finanzieren.«
    Tarnorganisationen, dachte Per. Sie hat angefangen, unsere Termini zu gebrauchen. Sie wird da schon noch reinwachsen. Ihr Vortrag hat jedenfalls gezeigt, daß auch sie der Arbeit der Gruppe ihren eigenen kleinen Stempel aufdrücken konnte. Er sah, wie JB auf seinem Stuhl vorrutschte, und befürchtete schon das Schlimmste, als JB fragte: »Hast du schon mal was vom Hjallerupmarkt gehört?«
    Per sah, daß die Frage sie ein wenig verwirrte.
    »Nicht so richtig, Bjerregaard.«
    »Nein, das ist auch etwas sehr Dänisches. Aber etwas von dem, was du uns eben so interessant erzählt hast, erinnert mich an den Hjallerupmarkt.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Na ja, das ist, wie gesagt, sehr dänisch. Der Hjallerupmarkt ist ein Pferdemarkt, den es seit vielen, vielen Jahren gibt. Heutzutage wird dort noch mit tausend anderen Sachen gehandelt, aber das ist wurscht. Wenn man auf diesem Markt ein Geschäft abschließt, dann besiegelt man es per Handschlag, und damit ist das Geschäft rechtskräftig. Zwischen den Partnern wird nichts Schriftliches ausgetauscht. Denn Handschlag ist Handschlag. Wenn man diese Abmachung dann nicht einhalten würde, wäre man unten durch für alle Ewigkeit. Kommt dir das bekannt vor?«
    »Sicher«, sagte Aischa und strahlte JB an, der überraschenderweise selbst ein wenig die Mundwinkel nach oben zog. Sie hatte aber auch ein hinreißendes Lächeln, dachte Per. Dieser leicht schiefe Schneidezahn und der markante Amorbogen, sehr gewinnend … »Hawala beruht auf Vertrauen und Tradition. Auf jahrhundertealten ungeschriebenen Gesetzen, und keiner, der ein bißchen Ehre im Leib hat, denkt auch nur im Traum daran, sie zu brechen.«
    »Elegant«, sagte Charlotte Bastrup wieder. »Das heißt, selbst wenn wir tausendmal die Genehmigung dafür erhalten würden, wir fänden in ihren Kontounterlagen und Bankbüchern nichts. Vielleicht ist es in einem verstaubten Buch in irgendeinem Hinterzimmer in Istanbul versteckt oder auch im Kopf des Händlers. Echt clever. Praktisch unmöglich weiterzuverfolgen.«
    »Und da ist noch etwas«, sagte Aischa.
    Toftlund nickte.
    »Ihr kennt ja die Konsistenz von Honig. In Anbetracht der stolzen Mengen, die da so über die Grenzen transportiert werden, ist er als Versteck für Schmugglerware wie geschaffen. Auch eine alte Tradition. In Honig kannst du alles schmuggeln, Drogen, Waffen, Geld, Dokumente. Per Schiff oder per Laster. Früher auf Kamelen oder Eselsrücken. Der starke süße Duft macht auch Drogensuchhunde wertlos. Und es gibt nicht sehr viele Zollbeamte, die Lust haben, ihre Finger in die klebrige Masse zu stecken.«
    Sie ging kurz zu ihrem Platz und schaute auf ihre Notizen, bevor sie an die Tafel zurückkehrte und fortfuhr.
    »Dieser Mensch, den Charlotte vorhin erwähnt hat, dieser Suleiman Erkaban mit dem 24-Stunden-Kiosk. Ich kenne mich ja nun in der polizeilichen Ermittlungsarbeit nicht so aus, aber ich würde doch mal untersuchen, ob er oder Marko vielleicht auch mit Teppichen handelt. Oder mit Edelsteinen. Irgendein Import-Export-Geschäft. Neben ihrem Honighandel natürlich. Einer von beiden könnte durchaus nebenher ein Hawaladar sein.«
    »Na, und ob wir uns unsern Freund Bülent plus Vater und Marko einmal näher angucken werden«, sagte Gislev.
    »Auf einmal ist es richtig spannend, daß ihm diese Sweet Honey GmbH gehört. Super, Aischa. Wirklich super!«
    »Danke für diese Erläuterungen«, sagte Toftlund. »Sie waren sehr informativ. Dann können wir ja loslegen. Die Sitzung ist beendet.«
    Wieder scharrten die Stühle, als sie beim Aufstehen nach hinten geschoben wurden. Tove kam als letzte hoch. Ihr Gewicht verhinderte übereilte Bewegungen.
    »Tove, du legst für Marko ein eigenes Dossier an, ja?«
    »Hast du ein Kodewort? Du bist doch immer so einfallsreich in solchen Dingen. Wie sollen wir ihn nennen?«
    »Pu der Bär«, sagte er.
    »Warum denn

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