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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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streng überwacht haben, daß sie nicht mal aufs Klo gehen können, ohne daß wir es wissen.«
    » Yes, sir « , sagte Brian Gislev. So gefiel Per ihm am besten. Wenn er wagemutig und laut wurde, wenn man ihm deutlich anmerken konnte, daß er sich schon diebisch auf die Jagd nach dem ahnungslosen Opfer freute. Wenn er im Raum herumstolzierte mit diesem Ausdruck im Gesicht: Was kostet die Welt? Solche Auftritte kamen immer seltener vor, vielleicht kein Wunder, wenn man bedachte, was er durchgemacht hatte. Und auch, daß er geheiratet und ein Kind bekommen hatte. Gislev erlebte es ja bei seinen gleichaltrigen Bekannten, es war fast ein Naturgesetz. Um es geradeheraus zu sagen: Die Männer, die eine Familie gründeten, wurden schlichtweg langweiliger.
    »Okay«, sagte Per und schlug die Hände zusammen, »kommen wir in die Gänge! Ihr könnt auch die Polizeizentrale in Anspruch nehmen, wenn’s nötig ist. JB, du legst die entsprechenden Akten an und durchleuchtest die Verdächtigen. Versuche herauszufinden, ob sie noch mit anderen zusammenhängen. Charlotte, du verfolgst die internationalen Fäden weiter. Ich fliege in ein paar Tagen nach Madrid, wenn du die spanische Verbindung näher untersucht hast. Für alles Arabische wendet ihr euch an Aischa: Sprache, Kultur, Geschichte, Übersetzung. Den ganzen Kram. Sie ist unsere Expertin, also fragt sie aus! Tove sammelt wie üblich die verschiedenen Ergebnisse. Skovgård geht als erstes zu seinen Informanten mit den phantasievollen Abzeichen auf dem Rücken und hört sich um, ob sie als gute dänische Patrioten und zu ihrem eigenen Vorteil nicht noch ein bißchen mehr aus dem Nähkästchen plaudern wollen … Auf geht’s!«
    Mitten ins allgemeine Stühlescharren hinein sagte Aischa: »Es könnte vielleicht interessant sein, noch auf eine Sache hinzuweisen …«
    Gislev hatte sich schon halb erhoben, setzte sich aber wieder hin.
    »Es geht hier um eine rein polizeiliche Ermittlung«, sagte er.
    »Ihr habt Marko als Honighändler bezeichnet.«
    »Ja, als solchen bezeichnet er sich selbst.« Charlotte Bastrup sah sie gespannt an.
    »Kennt ihr die Honigbanken im Nahen Osten?«
    »Was ist denn das?« sagte Per.
    Aischa stand auf. Sie ging zu der weißen Tafel und nahm einen Filzstift. Falls sie unsicher war, zeigte sie es jedenfalls nicht. Vielleicht hatte sie schon oft an einer Tafel gestanden und unterrichtet, dachte Toftlund. Auf dem Papier war sie jedenfalls die am besten Ausgebildete der ganzen Truppe. Sie war die einzige mit einem akademischen Grad. Also, warum sollte sie an Minderwertigkeitskomplexen leiden? Nur weil sie sich mit den praktischen Abläufen einer Ermittlung noch nicht auskannte? Er konnte nicht umhin zu bemerken, wie schön sie war. Sie kokettierte nicht mit ihrer Attraktivität, aber die war nicht zu übersehen, und ob er wollte oder nicht, mußte er daran denken, wie es wäre, mit ihr ins Bett zu gehen. Er fühlte sich wie ein Arschloch. Er wollte Lise nicht schon wieder untreu werden. Er liebte sie doch, verdammt noch mal. Und sie liebte ihn, trotz aller Reibereien. Selbstverständlich konnten sie wieder zueinanderfinden. Er versuchte sich auf Aischas Worte zu konzentrieren. Und die wurden rasch so interessant, daß seine, wie er meinte, schmutzigen Gedanken von der Faszination über ihren Vortrag abgelöst wurden.
    Daß ein so unschuldiges und süßes Naturprodukt wie Honig die Grundlage für globale Finanztransaktionen bilden konnte, deren sich die Terroristen bedienten, weil die Geldströme dabei keine elektronischen Spuren hinterließen, war eine ganz neue Welt für Toftlund. Aber er war schwer beeindruckt, wie simpel und doch kompliziert das Ganze organisiert und strukturiert war.

8
    »Ihr kennt doch alle das Wort aus der Bibel, daß Israel das Land ist, in dem Milch und Honig fließt. Honig hat im Nahen Osten immer eine wesentliche Rolle gespielt. Auch der Koran spricht von seinen wertvollen, heilenden Eigenschaften, er ist in Kultur, Religion und Handel des Orients tief verwurzelt, und ich bin fest davon überzeugt, daß er zu den wichtigsten Geschäften von al-Qaida gehört.«
    Aischa machte eine Pause. Alle hörten aufmerksam zu, sogar JB. Er war zwar ein Mann mit vielen Vorurteilen, die er Prinzipien nennen würde, aber er war auch mit Leib und Seele Ermittler, und das vielseitige Handelsgeschick des Menschen hatte ihn schon immer fasziniert – und wo Geschäfte gemacht wurden, da war die Kriminalität nicht weit.
    Aischa ging vor der

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