Der Feind
berichtete weiter, wo sich die beiden genau befanden, und Rapp konnte nun auch verstehen, was sie sprachen. Sie würden in wenigen Sekunden bei ihm auftauchen. Rapp wandte sich dem Bürgersteig zu und ging in die Knie, um zum Sprung bereit zu sein. Er hatte beschlossen, sich die linke Hand frei zu halten, in der rechten hielt er die Pistole. Im nächsten Augenblick sah er ihre langen Schatten, die von einer Laterne am anderen Ende des Häuserblocks auf den Asphalt geworfen wurden. Die Zeit verstrich immer langsamer. Alle seine Sinne waren hellwach. Vom anderen Ende der langen dunklen Gasse hörte er das Schnurren eines Motors, als ein ziemlich neu klingender Wagen vorbeifuhr. Er war hier in seiner dunklen Schlucht gut verborgen. Sein ganzer Körper spannte sich an und bereitete sich darauf vor, zuzuschlagen.
Sie tauchten nebeneinander vor ihm auf. Rapp wartete noch ab. Sie sollten ruhig ein paar Schritte weitergehen, damit sie ihn nicht aus dem Augenwinkel wahrnehmen konnten. Langsam richtete er sich auf, wenn auch nur ein kleines Stück. Er tat den ersten lautlosen Schritt, und dann noch einen. Tief geduckt huschte er weiter und beschleunigte seine Schritte. Erst im letzten Augenblick richtete er sich zu voller Größe auf. Er stand auf den Fußballen, das Körpergewicht ein wenig nach vorn verlagert. Beide Männer waren nun in Reichweite, und sie zeigten immer noch keine Reaktion. Rapps rechte Hand sauste energisch nieder, und der Pistolengriff traf den unbekannten Mann auf der rechten Seite des Nackens. Rapp hatte seinen ursprünglichen Plan etwas abgeändert. Anstatt Khalil die Beine wegzuziehen, trat er mit dem linken Fuß fest auf, wirbelte nach rechts, beugte sich ein wenig hinunter und versetzte dem Mann einen mächtigen Schlag in die rechte Niere.
Rapp drehte sich weiter nach rechts, um sich zu vergewissern, dass der andere Mann außer Gefecht war. Der Fremde stürzte mit dem Gesicht voran auf den Bürgersteig, und die Hände lagen schlaff zu beiden Seiten des Körpers. Er war bereits bewusstlos. Khalil hatte den Mund weit offen und rang nach Luft. Er krümmte sich vor Schmerz und griff sich an die Stelle, wo er getroffen worden war. Sein Hals war völlig entblößt. Er war bereits so gut wie tot. Rapps linke Hand schoss empor und umklammerte die Kehle des Terroristen wie ein gefährliches Raubtier, das seine Beute mit den Zähnen packte. Rapp stand Khalil nun Aug in Aug gegenüber, so als wären sie Tanzpartner, die irgendeinen komplizierten Tanzschritt vollführten. Aus den Augen des Mannes starrte die nackte Angst hervor; so blickten wahrscheinlich auch die jungen Leute drein, wenn ihnen klar wurde, dass sie an das Lenkrad eines Autos gefesselt waren, das bis oben hin voll mit Sprengstoff war.
Den Hals des Mannes fest in seiner behandschuhten Hand, drückte Rapp Khalils Kinn nach oben und schob ihn in die Dunkelheit der Gasse. Ein grundlegendes Faktum im Nahkampf ist, dass der Körper immer dorthin folgt, wo der Kopf hingeht. Khalil klammerte sich mit beiden Händen an Rapps Unterarm, doch es war bereits zu spät. Mit halb zerquetschtem Kehlkopf und seiner ungünstigen Position konnte Khalil nichts anderes tun, als in blankem Entsetzen mitzuverfolgen, wie die letzten Sekunden seines Lebens verstrichen, als wäre es der reinste Albtraum. Es war die gerechte Strafe für einen Menschen, der zwei Jahrzehnte lang nichts als Terror und Hass gepredigt hatte.
Rapp riss Khalils Kopf so weit zurück, wie er konnte. Der Mann taumelte und fiel, und Rapp setzte Khalils Körpergewicht gegen ihn ein. Im letzten Moment schnellte sein linker Arm hervor, und er knallte Khalils Kopf gegen den harten Asphalt. Einen Sekundenbruchteil nach dem Aufprall erschlaffte der Körper des Mannes. Der Schlag war mit einiger Wahrscheinlichkeit tödlich, doch Rapp wollte auf Nummer sicher gehen.
Rasch steckte er die Pistole ein, eilte zu dem anderen Mann zurück und packte ihn an den Füßen. Coleman und seine Männer hatten die ausdrückliche Anweisung, in ihren Fahrzeugen zu bleiben, solange Rapp sie nicht rief. Rapp zog den Unbekannten in die Gasse und legte ihn neben den Müllcontainer. Dann packte er Khalil unter den Armen und stellte ihn gegen die Ziegelmauer des Hauses. Er tat das alles sehr effizient und ohne den kleinsten Augenblick zu zögern. Rapp zog das Messer aus der linken Jackentasche, drückte auf den Knopf und hörte, wie die Klinge heraussprang. Er drückte die rechte Hand auf Khalils Stirn und stieß ihm die
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