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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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es ging, schien in seinem Wahn zu glauben, dass nichts und niemand ihm etwas anhaben konnte. Er würde gar nicht merken, wie ihm geschah. Das Problem lag lediglich in dem Aufsehen, das die Sache eventuell erregen würde. Rapp selbst scherte sich keinen Deut darum, aber er wusste, dass sich Kennedy sehr wohl deswegen Gedanken machte und genau aus diesem Grund vielleicht mit ihrer Zustimmung zögern würde.
    Sie schloss die Mappe, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. Rapp kannte sie besser als die meisten, und er wusste, dass diese Geste kein gutes Zeichen war. Es bedeutete, dass sie Kopfschmerzen hatte, und das lag höchstwahrscheinlich an der heiklen Sache, mit der er gerade zu ihr gekommen war.
    »Lass mich raten«, begann sie schließlich und blickte mit müden Augen zu ihm auf, »du willst ihn ausschalten.«
    Rapp nickte.
    »Wie kommt es, dass deine Lösungsansätze immer damit zu tun haben, dass jemand getötet wird?«
    Rapp zuckte die Achseln. »Auf diese Art ist die Sache einfach dauerhafter.«
    Die Direktorin der CIA sah ihn etwas enttäuscht an, schüttelte den Kopf und legte die Hand auf die Aktenmappe.
    »Was willst du denn hören, Irene? Ich bin nun mal kein Sozialarbeiter, der sich mit der Resozialisierung von Kriminellen beschäftigt. Der Typ hier hat seine Chance gehabt. Die Franzosen hatten ihn für fast zwei Jahre eingesperrt. Seit sechs Monaten ist er wieder draußen, und er macht munter dort weiter, wo er vorher aufgehört hat.«
    »Hast du schon mal einen Gedanken an die Folgen verschwendet?«
    »Na ja, das ist nicht unbedingt meine starke Seite.«
    Sie sah ihn vorwurfsvoll an.
    »Ich habe schon mit unseren französischen Kollegen gesprochen. Sie sind genauso sauer wie wir. Es liegt an ihren verdammten Politikern und diesem schwachsinnigen Richter, dass er wieder frei herumläuft.«
    Irene Kennedy konnte ihm in diesem Punkt nicht widersprechen. Sie hatte mit ihrem französischen Amtskollegen ausführlich über den Betreffenden gesprochen, und er war alles andere als glücklich darüber, dass die Entscheidungsträger seines Landes den radikalen islamischen Geistlichen auf freien Fuß gesetzt hatten. Den Antiterror-Spezialisten in Frankreich gefiel die Sache genauso wenig wie ihnen.
    »Dieser Typ ist kein Unbekannter«, wandte Kennedy ein. »Die Zeitungen haben über ihn berichtet. Wenn er plötzlich tot ist, werden sie sich nur so auf die Sache stürzen.«
    »Sollen sie doch. Der Wirbel dauert zwei Tage … vielleicht auch eine Woche, dann suchen sie sich eine neue Sensation, die sie ausschlachten können. Außerdem würden wir damit eine Botschaft an all die Idioten richten, die glauben, sie können völlig ungestört im Westen operieren.«
    Sie sah ihn mit ausdruckslosen Augen an. »Was ist mit dem Präsidenten?«, fragte sie. »Er wird wissen wollen, ob wir etwas damit zu tun haben.«
    »Sag ihm einfach, du wüsstest nichts davon«, antwortete er achselzuckend.
    »Ich lüge ihn nicht gern an«, erwiderte sie stirnrunzelnd.
    »Dann sag ihm doch, er soll mich danach fragen. Er wird schon verstehen und die Sache auf sich beruhen lassen. Er weiß doch auch, wie das Spiel läuft.«
    Irene Kennedy lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander. Den Blick auf die gegenüberliegende Wand gerichtet, sagte sie: »Er ist ein Geistlicher.«
    »Er ist ein radikaler Schurke, der den Koran für seine eigenen perversen Zwecke missbraucht. Er sammelt Geld für Terrorgruppen, er rekrutiert junge Männer, die leicht zu beeinflussen sind, um sie als Selbstmordattentäter einzusetzen, und er tut das alles praktisch vor unserer Nase.«
    »Genau das ist ein weiteres Problem bei der Sache. Was glaubst du, wie die Kanadier reagieren werden?«
    »In der Öffentlichkeit werden sich sicher manche empört zeigen, aber insgeheim würden sie uns am liebsten einen Orden verleihen. Wir haben bereits mit der Mounted Police und dem Security Intelligence Service gesprochen … sie würden den Mistkerl am liebsten abschieben, aber in ihrem Justizministerium haben sie offenbar die politische Korrektheit mit dem Löffel gefressen. Wir haben sogar mitbekommen, wie zwei Leute von ihrem Geheimdienst darüber spekulieren, wie sie den Kerl verschwinden lassen könnten.«
    »Das ist nicht dein Ernst?«
    »Und ob. Coleman und seine Jungs haben das Gespräch erst diese Woche mitgehört.«
    Kennedy sah ihn nachdenklich an. »Ich kann mir durchaus vorstellen, dass unsere Kollegen insgeheim erleichtert auf den Tod

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