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Der feine Unterschied

Titel: Der feine Unterschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philpp Lahm
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Wir spielen in Leverkusen in der BayArena. Das Stadion ist fast ausverkauft, auf den Tribünen gut 20.000 Zuschauer.
    Wir schlafen im Stadion, zu der BayArena gehört auch ein Hotel. Meine Nacht bleibt kurz. Ich bin nervös. So viele Zuschauer, die meisten werden die Heimmannschaft unterstützen. Für das Spiel hat mir Roman eine zentrale Rolle zugedacht. Wir
    treten gegen den offensiv starken Gegner mit zwei Sechsern an, einem massierten, defensiven Mittelfeld. Ich bin einer der beiden Sechser.
    Im Tor steht bei uns Philipp Heerwagen. Philipp ist ein super Torhüter. Neben mir spielt Markus Feulner, wir müssen vor der Abwehr das Spiel dicht machen. Im offensiven Mittelfeld soll Zvjezdan »Zwetschge« Misimovic, ein begnadeter Techniker, mit langen Bällen auf unsere Sturmspitzen für Kontermöglichkeiten sorgen.
    Das Spiel geht los, und nach wenigen Minuten ist klar: Der Gegner spielt überragend. Wir bringen gar nichts zustande. Wenn Philipp Heerwagen nicht Weltklasse halten würde, hätten wir das Spiel schon in der Halbzeit verloren. Das 0:0 nach 45 Minuten schmeichelt uns. Ich habe im zentralen Mittelfeld genau sechs Ballkontakte gehabt und Markus Feulner sieben. Nichts geht.
    Als wir in die Kabine gehen, sagt Markus: »Was ist denn da los, Philipp? Was machen wir?«
    Ich schüttle ratlos den Kopf
    Also trifft Markus eine Entscheidung. Er schnürt seine Stollenschuhe auf und pfeffert sie in seinen Spind. Mit Stollenschuhen rutschst du wegen der langen Stollen aus Stahl in der Regel weniger, außer der Boden ist ungemein hart, dann rutschst du mit jedem Schuh. Ich bevorzuge bei jeder Wetterlage Stollenschuhe, denn als Defensivspieler kann jedes Ausrutschen fatale Folgen haben. Markus kramt in seinem Spind, holt seine Noppenschuhe heraus und zieht sie sich an. Die Stollenschuhe können bestimmt nichts dafür, dass wir so scheiße gespielt haben, aber Markus hat einfach das Gefühl, dass er etwas verändern muss, weil bei ihm gar nichts geht.
    Wir laufen zurück aufs Feld, ich auf Stollen, Markus auf
    Noppen. Die Zuschauer pfeifen, sie sind gegen uns. Irgendwie haben sie recht. Unser Spiel ist erbärmlich.
    Ein paar Minuten nach der Pause bekommen wir einen Freistoß von der Seite zugesprochen. Der Ball kommt hoch vors Tor, Dominik Haas - dessen Bruder Leonhard inzwischen beim FC Ingolstadt spielt — erwischt den Ball mit dem Kopf, und es steht 1:0 für uns.
    Fünf Minuten später zieht Zwetschge Misimovic von außerhalb des Strafraums ab, und der Ball landet im Tor. 2:0. Der Spielstand stellt den Spielverlauf total auf den Kopf. Wir haben genau eineinhalb Chancen gehabt und zwei Tore erzielt.
    Bayer Leverkusen hält jetzt wütend dagegen.
    Als einer ihrer Stürmer im Strafraum umfallt, pfeift der Schiedsrichter Elfmeter. Grenzwertige Entscheidung. Aber der Strafstoß sitzt. Nur noch 2:1.
    Zehn Minuten vor Schluss gleicht Bayer aus. Wir sind platt. Jetzt rächt es sich, dass wir in der ersten Halbzeit nur dem Ball nachgelaufen sind. Es ist eine Frage der Zeit, bis Bayer das Spiel endgültig umdreht.
    Aber in der 88. Minute spielen wir noch einmal so was wie einen Konter. Plötzlich steht Piotr Trochowski auf Linksaußen, fast auf der Grundlinie, und während alle darauf warten, dass er den Ball in die Mitte spielt, chipt er ihn mit viel Effet ins allein gelassene Tor.
    Dann ist das Spiel aus. So platt war ich noch nie, aber die Freude über den Titel lässt die Batterien noch einmal kurz aufflackern, und unser Jubel ist ausgelassen und wild, wir sind Deutscher Meister, haben gewonnen, obwohl wir keine Chance gehabt haben, wir tanzen auf dem Spielfeld, umarmen uns, von der Betreuerbank kommt Herbert Harbich angesprintet und springt mit der vollen Wucht seines doch schon etwas stär-keren Körpers auf die Jungs, krawumm, Deutscher Meister, und wie dieser Sieg zustande kam, als schwächere Mannschaft mit heute mehr Glück, macht die Sache noch ein bisschen süßer, noch ein bisschen schöner.
    Ich bin 17 Jahre alt, 1 Meter 70 groß, mein Körper ist schmächtig. Ich spüre, dass bald eine Entscheidung fällig ist. Mit 17 ist der Profifußball zwangsläufig in Reichweite, wann sonst.
    Noch nie ist die U19 des FC Bayern Deutscher Meister gewesen. Vielleicht ist es ein Zeichen, dass ausgerechnet wir es geschafft haben.
    Mit der U19-Nationalmannschaft spiele ich die Europameisterschaft in Norwegen. Meine Eltern reisen zum ersten Mal nach Skandinavien. Sie sind entsetzt, wie teuer hier alles ist.
    Wir gewinnen unsere

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