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Der feine Unterschied

Titel: Der feine Unterschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philpp Lahm
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Tag rufe ich Markus’ Berater an und sage ihm
    ab.
    Wenig später bessert Roman den ersten Vertrag, den ich noch selbst abgeschlossen habe, für mich nach. Statt zwei Jahre läuft die Vereinbarung jetzt fünf Jahre, ich verdiene mehr als die ursprünglich vereinbarten 1000 Mark im Monat. Von 2002 bis
    2004 soll ich bei den Amateuren in der Regionalliga spielen, Option auf drei weitere Jahre bei den Profis.
    Natürlich ist dieser Vertrag in erster Linie eine Leitplanke für meine Perspektiven. Aber die Perspektive, Profifußballer zu werden, wird immer konkreter.
    Ich habe die Schule mit der mittleren Reife abgeschlossen. Bevor ich jetzt auf einen anderen Beruf losgehe, probiere ich, was im Fußball geht, auch wenn mein wichtigster Lehrer meine Eltern beschwört, mich etwas Handfestes lernen zu lassen.
    Nach dem Meistertitel mit der U19 spiele ich für die Amateure des FC Bayern in der Regionalliga Süd. Der Trainer setzt mich als rechten Verteidiger ein. Mit mir in der Mannschaft stehen Zwetschge Misimovic, Steffen Hofmann, Hansi Pflügler, Markus Husterer, Markus Feulner, Stefan Wessels. Von Zeit zu Zeit stoßen Profis der ersten Mannschaft zu uns, die entweder ihre Form suchen oder nach Verletzungen Spielpraxis brauchen. Ich spiele eine gute Saison, und dann noch eine.
    Als ich dann Profi beim VfB Stuttgart bin, meldet sich der Lehrer wieder. Er gratuliert meinen Eltern und entschuldigt sich fast dafür, dass er mein Talent, Fußball zu spielen, nicht richtig eingeschätzt hat.

    3. Kapitel
    SCHÖN, DASS DU DA BIST
    Die erste Saison in der Nationalmannschaft
    Nationalmannschaft alt neu - die Rolle des jungen Spielers - wie eine Mannschaft Verantwortung verteilt - warum Deutschland keine guten Freundschaftsspiele spielt- was es heißt, öffentlich verspottet zu werden - was man aus einem verkorksten Turnier lernen kann — was zählt mehr: Niederlage oder gute Leistung? - von wem man echte Bestätigung bekommt — die Kunst, öffentlich Ziele zu setzen
    Zu meinem ersten Treffen mit der Nationalmannschaft fahre ich im Februar 2004 mit dem Zug von Stuttgart nach Frankfurt. Ich teile das Abteil mit Kevin Kuranyi und Andreas Hinkel. Die jungen Wilden vom VfB Stuttgart haben in der Nationalelf gerade Konjunktur.
    Im Hotel treffen wir uns mit dem Stamm der Nationalmannschaft. Christian Wörns ist da, Jens Nowotny, Didi Hamann, Michael Ballack. Und natürlich Oliver Kahn.
    »Wahnsinn«, denke ich mir, »der Titan.« Irgendwie jagt mir Oliver Kahn allein durch seine schiere Präsenz einen höllischen Respekt ein. Eigentlich kenne ich ihn ja schon vom Training beim FC Bayern, wenn ich für ein Trainingsspiel von den Amateuren rüber zu den Profis gerufen wurde. Aber da passierte nicht viel mehr als ein höfliches Hallo oder Ciao, und ich versuchte, nichts anzustellen, wofür mich der Titan vielleicht fres-sen könnte. Jetzt stehe ich mit ihm in der deutschen Nationalmannschaft. Vor sieben Monaten habe ich noch Regionalliga gespielt.
    Ich mache die Runde und begrüße alle. Sehr höflich. Rudi Völler, der Bundestrainer, sagt: »Schön, dass du da bist.«
    Finde ich auch. Danke, Trainer.
    Wenn ich geglaubt habe, dass sich irgendwer um mich als Neuling besonders kümmern wird, habe ich mich getäuscht. Die alten Nationalspieler, die alle schon zig solche Treffen erlebt haben - Anreise, Einchecken ins Hotel, zwei, drei Trainingseinheiten, Reise zum Spielort, Länderspiel, Rückflug, Abreise zu den Klubs —, bleiben untereinander und machen sich den Aufenthalt so gemütlich wie möglich. Es wird viel gelacht. Ich halte mich mit Witzen zurück. Wir jungen Spieler - Hinkel, Hildebrand, Friedrich, Kuranyi und ich - hocken beisammen, sind einfach da, sagen nicht viel, tun, was man uns sagt.
    Das Training läuft erstaunlich locker ab. Ich bin natürlich die Philosophie von Felix Magath gewöhnt, der in jeder Trainingseinheit vermittelt, dass Fußball Schwer- und Schichtarbeit ist, aber so locker habe ich die Tage bei der Nationalmannschaft nicht erwartet. Wir laufen ein, zwei Runden um den Platz, um uns warm zu machen, machen ein bisschen Stretching, spielen Kreis, üben Flanken und Torschüsse und fangen nachher ein kleines Spiel an. Mir kommt das so vor, als würden ein paar Kumpels miteinander in die Ferien fahren, um Fußball zu spielen. Nach dem Training sagt keiner was. Die alten Spieler kümmern sich sowieso nicht um die Jungen, Mittelbau ist keiner vorhanden, und der Trainer findet offenbar, dass alles okay ist, wie es

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