Der Feuergott der Marranen
die sie den Zwinkerern entwendet hatten.
Der Eiserne Holzfäller wurde in einen tiefen Keller gesperrt. Dort lag er nun in einer
feuchten Ecke und fragte sich verzweifelt:
,Was wird nun geschehen? Wird der Scheuch die Smaragdeninsel halten können, oder
wird er wie ich ein Gefangener des grausamen Landräubers werden?`
DIE DIENSTE DES ZAUBERKASTENS
Der Scheuch bereitete sich auf die Reise in das Land der Zwinkerer vor. Er reiste
gewöhnlich in einer Sänfte, die von Holzköpfen getragen wurde, die jetzt die nettesten
und fleißigsten Arbeiter im Smaragdenland waren.
Der Scheuch gab dem langbärtigen Soldaten gerade die letzten Weisungen für die Zeit
seiner Abwesenheit, als durch das offene Fenster die zerzauste Kaggi-Karr in den
Thronsaal flatterte. Als alte Freundin des Herrschers durfte sie jederzeit unangemeldet
vor ihm erscheinen, denn ihr hatte er ja das hohe Amt zu verdanken, das er jetzt
einnahm. Sie war es auch, die ihm geraten hatte, sich nach einem Gehirn umzusehen, als
er, auf einem Pfahl aufgesteckt, das Weizenfeld hütete.
„Alarm”, schrie Kaggi-Karr. „Über die Vogelstaffel ist eine sehr wichtige Meldung
eingetroffen!”
„Was für eine Meldung? Von wem?” fragte der Scheuch. „Von unserem Freund,
dem Eisernen Holzfäller”, erwiderte die Krähe. „Er befiehlt, du sollst sofort in den
Zauberkasten gucken, das sei sehr wichtig!”
„Wo ist der Zauberkasten?” fragte der Scheuch beunruhigt. „Man bringe ihn her!”
Der Zauberkasten stand nicht auf seinem alten Platz. Die Putzfrau, die es müde
war, jeden Tag den Staub von ihm zu wischen, hatte ihn in die Rumpelkammer
gestellt.
Als der Kasten schließlich hereingetragen wurde, stellte sich der Scheuch vor ihm
und stieß aufgeregt die magischen Worte hervor:
„Birelija-turelija, buridakl-furidakl, es röte sich der Himmel, es grüne das GrasKasten, Kästchen, bitte zeig mir den Eisernen Holzfäller!”
Als die Mattscheibe aufleuchtete, schlugen der Scheuch und Din Gior die Hände über
den Köpfen zusammen, und die Krähe stieß einen Schrei des Entsetzens aus, denn was
sie auf dem Bildschirm sahen, war der große Saal des Violetten Palastes, in dem Urfin
Juice auf dem Thron saß, während der Eiserne Holzfäller gefesselt vor ihm stand.
„O weh!” rief der Scheuch. „Der Holzfäller gefangen! Jetzt weiß ich, warum Stella mir
geboten hat, auf Urfin, diesen Schuft, aufzupassen. Pst! Hört einmal zu!”
Aus dem Fernseher drang die Stimme Urfins:
„Ihr weigert Euch also zum fünftenmal, mir im Violetten Land zu dienen?”
„Zum fünften Male sage ich Euch: Nein, abscheulicher Landräuber, und ich werde es
zum hundertsten und zum tausendsten Male sagen!”
Dem Scheuch schwoll die Brust vor Stolz über den wackeren Freund, während die
Krähe zornig aufschrie: „Urfin, du Lump!”
Urfin befahl eben den Wachen:
„Führt den Verhafteten ab und sperrt ihn in den tiefsten Keller des Palastes!”
Der Scheuch zitterte vor Wut. Oh, wie gern wollte er jetzt an der Seite seines Freundes
stehen! Selbst wenn er ihm nicht helfen konnte, würde er zumindest sein Schicksal
teilen. Kaggi-Karr stieß zornig ihren Schnabel in das verhaßte Gesicht Urfins auf dem
Bildschirm. Nur gut, daß das Glas nicht zerbrach. Wahrscheinlich hatten die Leute, die
es hergestellt hatten, mit solchen Vorfällen gerechnet. „Nicht so stürmisch!” rief der
Scheuch.
Empört beobachteten die Zuschauer, wie die Marranen den Holzfäller durch halbdunkle
Gänge abführten. Dann erlosch der Bildschirm, weil es im finsteren Keller keinen
Lichtstrahl gab, den er hätte auffangen können.
„Was fangen wir jetzt bloß an?” fragte Kaggi-Karr aufgeregt.
„Ich will es mir überlegen”, antwortete der Herrscher der Smaragdeninsel und versank
in tiefes Nachdenken.
Wie immer in solchen Fällen, schwoll ihm der Kopf und blähte sich auf, und die Nadeln
und Stecknadeln des Gehirns kamen zum Vorschein.
„Tut es weh?” fragte die Krähe voller Mitgefühl. „Schweig, bitte”, brummte der
Scheuch, „wenn du mich störst, kann ich mich nicht sammeln.”
Eine geschlagene Stunde brütete der Scheuch vor sich hin und sagte schließlich mit
blitzenden Augen:
„Ich hab’s! Du mußt zur Truppe Urfins fliegen!” „Wozu?” fragte die Krähe verwundert,
„soll ich es vielleicht mit einer ganzen Armee aufnehmen?”
„Das habe ich natürlich nicht gemeint”, entgegnete der Scheuch, und fügte belehrend
hinzu: „Du sollst nur mein Informator sein im
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