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Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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Stelle tot.
Von allen Herrschaften, denen sie gedient hatte, liebte Fregosa den Holzfäller am
meisten, weil er so anspruchslos war. Nun war der sanfte Mann vom grausamen Urfin
abgelöst worden. Fregosa hatte sich viele Male vorgenommen, ein giftiges Kraut in die
Suppe des Bösewichts zu schütten, gab es aber auf, weil Urfin zu jeder Mahlzeit den
Oberpriester an den Tisch rief und ihn jedes Gericht zuerst probieren ließ.
Fregosa beruhigte sich, als die Armee mit Urfin an der Spitze auszog, die
Smaragdeninsel zu erobern. Im Violetten Lande ließ Urfin den Statthalter Bois zurück,
der sich unter allen Mannschaftsführern als der aufgeweckteste erwiesen hatte. Die
Garnison bestand aus einer halben Hundertschaft. Diese, dachte Urfin, reiche völlig, um
die ängstlichen Zwinkerer in Botmäßigkeit zu halten.
Während des Marsches fiel es Kaggi-Karr sehr schwer, ihren Auftrag zu erfüllen. Die
Verbindung mit dem Scheuch durfte nicht abbrechen, aber wie sollte die Krähe die
genaue Zeit erfahren, wo es weit und breit keine Sonnenuhr gab?
Beim Nahen der Mittagszeit beobachtete die Kundschafterin die Sonne und die Schatten
der Bäume, um an ihrer Länge die Zeit zu bestimmen. Sie faßte ihre Berichte sehr kurz
und wiederholte sie mehrmals in der Hoffnung, daß wenigstens einer den Scheuch
erreichen würde. Das traf auch zu, denn der Herrscher der Smaragdeninsel saß jedesmal
lange vor dem Fernseher und wartete geduldig auf die Sendung. Aus den täglichen
Meldungen erfuhr der Scheuch, daß Kaggi-Karr nachts, wenn die Marranen fest
schliefen, lange Gespräche mit dem Holzfäller führte und ihn nicht verzagen ließ.
Sie erbot sich sogar, mit ihrem starken Schnabel seine Fesseln zu zerschlagen, damit
er entfliehe. Er lehnte jedoch ab mit der Begründung, daß die kurze Nacht für eine
Flucht nicht ausreiche. Am nächsten Tag, sagte er, würden die schnellfüßigen
Marranen ihn bestimmt einholen und zurückführen. Immerhin erwies Kaggi-Karr
dem Holzfäller einen guten Dienst, indem sie aus dem Proviantlager der Armee Öl
entwendete, das sie in die eingerosteten Gelenke des Mannes träuf elte.
Der Scheuch beschränkte sich nicht auf die Fernsehverbindung mit der Krähe. Oft
drehte er an den Knöpfen des Kastens so lange, bis er auch den finsteren Urfin ins
Bild bekam.
Einmal sah er ihn an der Spitze der Truppe marschieren, ein andermal erblickte er einen
Zug Soldaten, der über steiniges Gelände zog, ein drittes Mal die Sänfte, auf der die
Marranen den gefesselten Holzfäller trugen.
Die Smaragdeninsel bereitete sich unter der Führung des Scheuchs, Din Giors und
Faramants tatkräftig auf die Verteidigung vor.
Der langbärtige Soldat, den der Scheuch wieder zum Feldmarschall ernannt hatte,
kümmerte sich jetzt nicht mehr um seinen Bart, Faramant nicht mehr um seine Tasche
mit den grünen Brillen. Zu dritt bildeten sie den Obersten Stab. Sie wußten, daß der
Kanal die Angreifer eine Zeitlang aufhalten werde. Alle Bürger lobten den Scheuch, der
die Smaragdenstadt in eine Insel verwandelt hatte.
„Unser Herrscher”, sagten sie stolz, „sieht die Zukunft um Jahre voraus.”
Trotzdem war es klar, daß der Feind so oder so über den Kanal setzen werde, und dann
mußten die Stadtmauern als Hauptverteidigungslinie dienen.
Unter Anleitung des Feldmarschalls schleppten die Einwohner Steine und Kessel mit
Wasser herbei, unter die sie Stroh legten. Beim Anrücken des Feindes sollte es
angezündet und das kochende Wasser auf die Köpfe der Angreifer ausgeschüttet
werden.
Die Waffenschmiede schliefen jetzt nicht mehr als zwei bis drei Stunden täglich. Sie
fertigten straffe Bogen und Pfeile mit Eisenspitzen an. Auf den Zufahrtsstraßen zur
Stadt konnte man zahllose, von kleinen Pferden gezogene Wagen und von Menschen
geschleppte Handkarren mit Proviant sehen, der für eine lange Belagerung reichen
sollte. Die Einwohner der Smaragdenstadt hatten die Herrschaft Urfins noch gut in
Erinnerung und wollten nicht ein zweites Mal unter sie geraten.
Als die Springerarmee sich dem Smaragdenland auf drei Tagesmärsche genähert hatte,
traf über die Vogelstaffel eine wichtige Nachricht ein. Ein Eichelhäher überbrachte sie.
„Im Auftrag der Krähe Kaggi-Karr melde ich Euch, Dreimalweiser Herrscher”, krächzte
der Häher, der vor Erschöpfung kaum atmen konnte, „daß die Armee Urfin Juices von
den Farmen Bretter und Balken mitnimmt, die die Soldaten tragen müssen. Den Zweck
dieser Handlungen

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