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Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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retten!` schoß es dem Holzfäller durch den Kopf. Er
schüttelte die Angreifer ab und machte ein paar Sätze auf die Axt zu, die in diesem
Augenblick unter dem mächtigen Leib des Bären verschwand.
Marranen hingen am Rücken des Holzfällers und umklammerten seine Arme und Beine.
Urfin hatte für seinen Kundschaftertrupp die kräftigsten und flinksten Soldaten
ausgesucht. Der Kampf dauerte nicht lange. Bald lag der eiserne Mann gefesselt auf
dem Boden. Es fehlte nicht viel, daß Tränen ohnmächtiger Wut aus seinen Augen
rannen, aber zum Glück fiel ihm rechtzeitig ein, daß er dann verrosten und niemand sich
finden würde, ihm die Glieder einzuölen.
Mit der ganzen Kraft seines Willens drängte der Holzfäller die Tränen zurück und hob
die Augen. Vor ihm stand, den Mund zu einem höhnischen Grinsen verzogen, Urfin
Juice.
„Ihr… Ihr seid es!” entfuhr es dem Holzfäller. „Wie ist das möglich? Der Scheuch hat
doch gesagt, Ihr lebt zurückgezogen in Eurem Haus im Blauen Land…”
„Woher wußte er das?” fragte Urfin argwöhnisch.
Der Holzfäller hätte sich beinahe versprochen und vom Zauberkasten erzählt, besann
sich aber, daß er dieses Geheimnis dem Feind nicht verraten durfte. Übrigens half Urfin
selbst ihm aus der Verlegenheit.
„Oh, ich verstehe! Das haben ihm natürlich die Käuer hinterbracht. Ja, ich habe dort
lange Jahre gelebt, aber, wie Ihr seht, bin ich jetzt hier, und mir gehorchen nicht
zweihundert steife Holzsoldaten, sondern Tausende kräftiger und flinker Springer!”
„Wie konntet Ihr nur die Macht über sie erringen?” fragte der Holzfäller. „Die haben
doch niemals jemanden an sich herangelassen!”
„Bei mir haben sie eben eine Ausnahme gemacht”, prahlte Urfin. „Die wissen ja, wer
ich bin. Aber zur Sache. Ich schlage Euch wieder vor: Wollt Ihr mein Statthalter im
Violetten Lande werden und die Zwinkerer in meinem Namen regieren?”
Juice konnte sich natürlich einen anderen Statthalter nehmen, aber er wollte, daß ein so
berühmter Mann wie der Eiserne Holzfäller ihm diene und seine Befehle ausführe.
Aber der Holzfäller erwiderte stolz: „Nein, niemals!” „Ihr werdet es noch bereuen!”
drohte Urfin. „Diesmal werde ich Euch nicht in den Turm sperren, sondern in einen
finsteren Keller, wo Euch die Feuchtigkeit rasch den Garaus machen wird!”
Der Holzfäller erschauerte beim Gedanken an ein so schreckliches Ende, wiederholte
aber mit fester Stimme: „Nein, tausendmal nein!”
,Oh, würde der Scheuch doch einen Blick auf den Zauberkasten werfen!` wünschte er
sich. Mir wird das freilich nicht mehr nützen, aber er selbst könnte sich retten!`
Zum Glück flog gerade eine Meise vorbei. Als sie den Herrscher des Landes in einer so
üblen Lage sah, stieg sie hinab und begann, um den gefesselten Mann zu kreisen. Da
rief der Holzfäller, so laut er konnte:
„Sag dem Scheuch in der Smaragdenstadt, er soll auf den Kasten gucken!”
,Er redet wirr vor Schreck`, dachte Urfin.
Die Meise fuhr fort, ihre Kreise über dem Holzfäller zu ziehen, der ihr wieder und
wieder zurief, der Scheuch sollte unbedingt auf den Kasten gucken, davon hinge sein
Schicksal ab. Ärgerlich warf Urfin einen Stein nach dem Vogel, doch dieser wich
geschickt aus und piepste im Davonfliegen:
„Hab verstanden! Der Scheuch soll auf den Kasten gucken, das ist sehr wichtig!”
Beruhigt legte sich der Holzfäller hin und verstummte. Bald rückte das Gros der Truppe
heran, und der Holzfäller sah, daß es eine schreckliche Streitmacht war. Nicht zu
vergleichen mit den dummen Holzköpfen, die man mit einem einzigen Schuß aus der
Holzkanone hatte ins Bockshorn jagen können!
Da der eiserne Mann sehr schwer war, zimmerte Urfin für ihn eine feste Trage, die vier
Springer auf ihre Schultern nahmen. Die Armee setzte sich in Marsch zum Violetten
Palast.
Natürlich war nicht zu erwarten, daß die Zwinkerer, ihres Führers beraubt, den Palast
würden verteidigen können. Urfin nahm ihn ohne jeden Widerstand ein. Seinen siegestrunkenen Soldaten verbot er, den Palast zu betreten, weil er befürchtete, sie würden die
Einrichtung demolieren. Die Kommandeure quartierte er in den Wirtschaftsbauten ein,
und dem Feldgeistlichen, Krag, wies er den Eisenkäfig zu, in dem die Zauberin Bastinda
einst den Löwen gefangengehalten hatte. Krag gefiel der Käfig, obwohl es ihm darin
etwas zu eng war.
Die gemeinen Soldaten lagerten im Freien. Für die Nacht hüllten sie sich in die Decken,

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