Der Feuergott der Marranen
seiner Freundin solche Ehren bezeigte. Arto, den er auf dem
Arm hielt, begann beim Anblick der vielen katzbuckelnden Füchse zu knurren.
Ann aber stieg vom Thron hinab und sagte:
„Eure Fuchsmajestät irren. Nehmt wieder den Platz ein, der Euch zu Recht gebührt, und
höret mich an. Elli ist meine ältere Schwester. Sie war wirklich mehrmals im Zauberland und hat hier viel Rühmliches vollbracht. Ich aber heiße Ann Smith, bin kaum zwei
Tage in diesem wunderbaren Land und habe nichts getan, was des Lobes wert wäre.”
Der König entgegnete:
„Eure Verdienste sind sehr groß. Ihr habt das Land vor einem Dynastiewechsel bewahrt,
vielleicht sogar vor einem Bürgerkrieg. Euch gebührt dieser silberne Reif, dessen Zauberkraft ich Euch sogleich vorführen will.”
König Nasefein stieg wieder auf den Thron, setzte den Reif auf und berührte mit der
Pfote den größten Rubin des Geschmeides. Im nächsten Augenblick verschwand er mitsamt dem massiven Thron. Ann und Tim standen mit weitaufgerissenen Augen da,
während Arto laut zu bellen anfing, worüber die Füchse nicht wenig erschraken.
Eine Minute später tauchte der Thron mit dem König wieder auf. Beim Anblick der vor
Staunen erstarrten Ann brach Nasefein in ein schallendes Gelächter aus.
„Wie Ihr seht, Durchlaucht, macht dieser Reif seinen Träger unsichtbar, wenn er diesen
Rubin da” - der König wies auf den größten Stein - „berührt. Dabei werden auch alle
Dinge, mit denen der Träger des Reifs in Berührung ist, unsichtbar. Außerdem paßt der
Reif auf jeden Kopf, denn er dehnt sich nach der Größe des Kopfes aus oder zieht sich
zusammen.”
Ann zauderte, das kostbare Geschenk anzunehmen, aber der König drückte ihr den Reif
fast gewaltsam in die Hand und schien die heißen Dankesworte des Mädchens gar
nicht zu hören.
„Ihr könnt ihn ruhig annehmen”, sagte er zu Ann, „ich brauche ihn nicht. Wenn
ich mich allzu oft unsichtbar mache, werden meine Untertanen bald vergessen,
wie ich aussehe, was einem König bestimmt nicht nützen kann, ha, ha, ha!”
Ann setzte schüchtern den Reif auf, der genau auf ihren Kopf paßte, als hätte ihn
ein geschickter Goldschmied angefertigt.
„Er steht dir großartig, Ann!” rief Tim strahlend. „Einfach wunderbar! Und jetzt
verschwinde mal!”
Das Mädchen berührte den großen Rubin, wie der Fuchskönig es getan hatte, und
war im Nu verschwunden. Tim staunte nicht wenig, als der Platz, wo sie
gestanden hatte, völlig durchsichtig wurde.
Arto aber bat:
„Laß diese Späße, Ann, darüber muß ja jeder anständige Hund erschrecken!”
Von dem Platz.. ‘wo Ann gestanden hatte, erklang ein lautes Lachen, dem die Worte
folgten:
„He, Tim, fang mich mal!”
Tim lief auf die Stimme zu, aber kaum hatte er Anns Arm berührt, entschlüpfte sie ihm
auch schon, und ihre Stimme erklang aus einer anderen Ecke der Höhle. Nach mehreren
vergeblichen Versuchen sagte der Junge ärgerlich:
„Jetzt hab ich’s aber satt! Das ist hundertmal schlimmer als Blindekuh spielen.”
Da tauchte Ann wieder auf. König Nasefein sagte:
„Ich finde es nur gerecht, daß der Silberreif Eurer Durchlaucht gehören soll. Ihr seid die
Schwester Ellis, der Fee, die Bastinda getötet hat, der dieser Zaubertalisman einmal
gehört hat. Die böse Hexe hatte mich aus dem Mutterbau genommen, als ich noch ein
kleines Füchslein war, und mich als Geschenk für ihre Schwester in den ViolettenPalast bringen lassen. Im Land der Zwinkerer gibt es keine Füchse, und alle starrten
mich dort wie ein Wunder an. Bastinda hielt mich mehrere Jahre gefangen. Elli hat
Euch gewiß erzählt, wie schwer es war, aus dem Palast der bösen Hexe zu fliehen. Mir
aber ist es gelungen!” sagte Nasefein stolz. „Ich hatte herausbekommen, wie die Hexe
den Reif benutzte, stahl ihn aus ihrer Schatzkammer und machte mich davon. Dieser
Talisman hat mich auf dem Heimweg vor vielen Gefahren bewahrt. Er hat mir auch
geholfen, die Macht im Reich der Füchse zu erringen. Aber jetzt trenne ich mich ohne
Bedauern von ihm, weil…”-bei diesen Worten trat er ganz nahe an Ann heran und
flüsterte ihr ins Ohr: „Ich fürchte nämlich, daß der Silberfuchs Prinz, Krummbein mir
den Reif entwendet. Er hat es auf meinen Thron abgesehen…”
Als Ann dieses Geständnis hörte, sagte sie sich, es sei wohl eine gute Tat, Nasefein von
dem Talisman zu befreien. Mit reinem Gewissen werde sie Fuchsstadt verlassen, um
sich mit ihren Gefährten in das Land der
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