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Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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unglücklichen Fuchs, trat näher und fragte ihn sanft:
„Wie bist du in diese Falle geraten, du Ärmster?” Noch bevor das braune Tier etwas
erwidern konnte, sprang aus den Büschen eine Silberfüchsin und rief:
„Wie wagst du es, Mädchen, so unhöflich mit dem Herrscher dieses Landes zu
sprechen? Weißt du, wen du vor dir hast? Seine Fuchsmajestät Nasefein XVI., den
König des Fuchslandes.”
„Oh, bitte um Verzeihung, Eure Fuchsmajestät!” wandte sich Ann an den König. „Ich
komme aus einem fernen Lande und wußte nicht, daß Ihr ein so hohes Amt bekleidet.”
König Nasefein XVI. nickte gnädig und erzählte, wie er in diese schlimme Lage geraten
war. Er war einem Hasen nachgejagt und hatte die Falle nicht gesehen, die ein Jäger aus
dem Nachbarland der Käuer vor langer Zeit hier aufgestellt hatte. Das Fangeisen hatte
ihm die Pfote eingeklemmt. Das geschah vor einer Woche, und in dieser Zeit hatte sich
kein Mensch auf der Wiese gezeigt. Hätten Ihre Fuchsmajestät, die Königin Schnellfuß,
mit ihren Höflingen und Hofdamen ihn nicht gefunden, er wäre vor Hunger und Durst
gestorben. Nasefein sagte, er habe schon ernsthaft nachgedacht, ob er sich nicht die
Pfote abbeißen solle, um die Freiheit wiederzuerlangen. Aber dann hätte er seinen
Thron verloren, denn nach den Gesetzen des Landes durfte ein Krüppel nicht König
sein. Das Mädchen aus dem fernen Lande sei gerade noch rechtzeitig gekommen: Wenn
sie ihn befreie, werde sie ihm mehr als das Leben retten - sie werde ihm die königliche
Macht erhalten.
Ann wollte dem König helfen, aber ihre Kräfte reichten nicht, das Fangeisen
wegzudrücken, das die Pfote festhielt. Da entschied sie, Tim herbeizuholen, doch als sie
einen Schritt in Richtung der Büsche tat, begannen die Füchse so jämmerlich zu heulen,
daß sie stehenblieb.
,Warum bin ich nur so unbeholfen`, dachte das Mädchen mißmutig. Elli hätte an meiner
Stelle bestimmt einen Ausweg gefunden. Da erblickte sie einen starken Ast, den ein
Sturm vom Baum gerissen hatte.
„Oh, das brauche ich gerade!” rief sie freudig.
Sie steckte das Astende zwischen die Zähne des Fangeisens und stemmte sich mit aller
Kraft dagegen. Durch die Hebelwirkung öffnete sich das Eisen, und der Fuchs zog die
Pfote heraus. Als die umstehenden Füchse das sahen, brachen sie in ein Lobgeheul auf
die Befreierin ihres Königs aus. Nasefeins Pfote war geschwollen und blutete. Hilfe tat
not. Mit großer Anstrengung hob Ann den Fuchs auf und trug ihn zu der Stelle, wo Tim
schlief. Die anderen Füchse folgten ihr ehrerbietig.
Beim Anblick des Rudels erhob Arto ein ohrenbetäubendes Gebell, worüber Tim
aufwachte. Er war sehr verwundert, Ann in solch ungewöhnlicher Gesellschaft zu
sehen. Als sie ihm erzählte, was vorgefallen war, billigte er ihre Tat und lobte sie.
Ann nahm die Reiseapotheke aus dem Rucksack, strich Jod auf die Wunde und
legte einen Verband an. Dem König wurde es sofort besser, doch gehen konnte er
nicht.
„Wohin befehlen Eure Fuchsmajestät, Euch zu tragen?” fragte das Mädchen.
„Nach Fuchsstadt - in meinen Palast”, erwiderte der König mit schwacher Stimme.
Als Ann und Tim den Fuchs auf Cäsars Rücken setzten, streckte Arto den Kopf aus
dem Sack und begann wütend zu bellen. Ein Nasenstüber Tims belehrte ihn jedoch,
daß man seine Gefühle nicht immer so laut hinausschreien dürfe. Der Hund zog
den Kopf wieder ein und knurrte nur leise:
„Warum machen sie nur so viel Aufhebens von diesem Knallprotz? König hin,
König her - ein anständiger Hund hat die Pflicht, so einen zu jagen und zu
hetzen…”
Die Maultiere setzten sich in Trab, das Gefolge lief hinterher. Die Königin hatte
der beflissene Tim neben sich auf Hannibals Rücken gesetzt. Nasefein XVI. wies
den Weg durch den dichten Wald.
„Wie viele Untertanen besitzen Eure Fuchsmajestät?” fragte Ann den König.
„Oh, viele Tausende. Allerdings wurden sie das letztemal vor fünf Jahren gezählt,
und jetzt weiß ich nicht mehr genau, wie viele es sind.”
„Und wo nehmt Ihr das Essen für sie her?” fragte Ann. „Ihr braucht wahrscheinlich
sehr viele Hasen und Kaninchen, um eine solche Menge Esser satt zu machen!”
„Dafür hat die Natur gesorgt”, sagte der König. „Wir pflanzen Bäume, deren Früchte so
groß sind wie ausgewachsene Kaninchen und deren Fleisch ebenso schmackhaft ist wie
das der Kaninchen. Wir nennen sie Kaninchenbäume.” ,Wie viele Wunder gibt es doch
im Zauberland!`

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