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Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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unwillig mit einer verneinenden Bewegung seiner
gesunden Vorderpfote. „Fragt nicht, warum der Handel aufgehört hat, ich werde es
Euch ein andermal sagen.”
Ann schwieg betroffen.
Auf der Straße schob eine braune Füchsin einen Kinderwagen mit drei Jungen vor sich
her, die sich übermütig balgten und nicht auf die Amme hörten, die ihnen ruhig zu
liegen befahl und sie mit Klapsen traktierte.
Der Palast König Nasefeins XVI. sah genau so aus wie die anderen -Fuchsbaue, nur war
der Eingang so hoch, daß Tim und Ann sich beim Eintreten nicht zu bücken brauchten.
Staunend gewahrten die Kinder, daß der Innenraum hell erleuchtet war. Das Licht
strahlten Kugeln aus, die an der Decke hingen. Aus den Berichten ihrer Schwester
wußte Ann, daß die Leuchten im unterirdischen Land mit dem Saft von
Sechsfüßerfellen aus dem Reich der Erzgräber getränkt waren. Anscheinend hatten die
Füchse auch diese Lampen bei den Menschen erworben. Den König danach zu fragen,
wagte das Mädchen jedoch nicht, nachdem sie den Unmut Nasefeins bei ihrer letzten
Frage bemerkt hatte.
An der Rückwand der Höhle standen zwei Throne, von denen einer etwas höher war als
der andere. Würdevoll nahmen der König und die Königin auf den Thronen Platz,
während die Höflinge sich auf den Hinterbeinen an den Wänden reihten.
,Genau wie bei den Menschen`, dachte Ann.
König Nasefein hielt eine Rede. Er erzählte kurz von dem Unglück, das ihn
heimgesucht hatte, und sprach Ann seinen tiefen Dank für die Rettung aus.
„Ihr sollt nicht meinen, daß ich Euch meine Erkenntlichkeit lediglich in Worten
bezeigen will”, fuhr er, zu Ann gewandt, fort. „Ich will Euch etwas schenken, das Euch
in unserem Lande von großem Nutzen sein wird.” Dann rief er in den Saal hinein:
„Minister Langschwanz!”
Ein Silberfuchs mit einem herrlichen flauschigen Schwanz trat bedächtig auf den Thron
zu. Der Minister schien auf diesen Schwanz sehr stolz zu sein, denn er war sorgfältig
gekämmt und gebürstet und roch nach Parfüm.
„Was befehlen Eure Fuchsmajestät?” fragte der Würdenträger.
„Geh in unsere königliche Schatzkammer und hole den Silberreif!” befahl der König.
Diese Worte schlugen wie ein Blitz unter die Höflinge ein. Die einen stöhnten, während
andere flehend die Pfoten erhoben. Der Reif, von dem der König sprach, mußte sehr
kostbar sein. Doch niemand wagte zu widersprechen, denn seine Majestät Nasefein
XVI. verstand keinen Spaß. Nach wenigen Minuten kehrte Langschwanz mit einem
breiten, rubinbesetzten Silberreif zurück, der ungewöhnlich schön war. Ann erschauerte
bei dem Gedanken, daß es ihr zuge- dacht sein konnte. Da sie sehr bescheiden war,
meinte sie, es gezieme sich nicht, ein teures Geschenk für eine gute Tat anzunehmen,
und sei es auch für die Rettung eines Lebens.
Sie sagte:
„Eure Fuchsmajestät überschätzen meine Verdienste um Eure Rettung.”
„Wieso?” wunderte sich der König. „Habt Ihr mir nicht den Thron erhalten?”
„Den hättet Ihr auch ohne meine Hilfe bewahren können.”
„Auf welche Weise?”
„Ihr hättet einen Boten in das Land der Käuer schicken können, dann wären Menschen
gekommen und hätten Euch geholfen, wie es Eurer königlichen Würde gebührt.”
Der König lachte bitter.
„Unterschätzet nicht unseren Verstand, Mädchen! Wir haben drei Boten nacheinander
zu den Käuern geschickt, und alle sind für ihren Monarchen gefallen!”
„Gefallen, warum?”
„Auf dem einzigen Weg, der von uns in das Land der Käuer führt, hat sich ein wilder,
ewig hungriger Säbelzahntiger niedergelassen, der jeden Fuchs, der ihm in die Pranken
fällt, zerreißt und auffrißt. Aus diesem Grunde hat auch der Handel zwischen uns und
den Menschen vor acht Jahren aufgehört.”
Ann fragte betroffen:
„Ein Säbelzahntiger, sagt Ihr? Hat denn der Weise Scheuch den Holzköpfen nicht
befohlen, alle diese Tiger auszurotten?”
Jetzt war es Nasefein, der staunte. Er erhob sich von seinem Thron und sagte feierlich:
„Ihr kennt den Scheuch, die Holzköpfe und die Säbelzahntiger? Und Ihr kommt von der
anderen Seite der Berge? Dann will ich Euch sagen, wer Ihr seid! Ihr seid Durchlaucht
Elli, die Fee des Tötenden Häuschens. Wir heißen Euch willkommen in Fuchsstadt,
liebe Fee!”
Nach diesen Worten setzte er das verwirrte Mädchen auf den Thron und verbeugte sich
tief. Das gleiche taten die Königin und alle Höflinge. Nur Tim stand aufrecht und
verstand nicht, warum man

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