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Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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verwaschen, und die Beine
knickten unter dem aufgedunsenen Körper ein. Allein sein Wille war ungebrochen.
„Was wollt Ihr von mir?” fragte er heiser.
„Ich will, daß Ihr mir das Geheimnis des rosa Kastens verratet. Sagt die magischen
Worte - und ich lasse Euch frei. Mehr noch: Ich werde auch Euren Freund, den Holzfäller, freilassen. Ich weiß, wie er unter der Gefangenschaft leidet.”
,Ich werde ihm die Freiheit geben, aber er soll unter strenger Aufsicht bleiben`, dachte
Urfin bei sich.
„Und wenn ich mich weigere?”
„Dann lasse ich Euch verbrennen und die Asche in den Wind streuen!”
„Tut es doch, verbrennt mich! Vielleicht wird der Wind, der meine Asche zerweht,
Euch die magischen Worte verraten!”
Weder gütiges Zureden noch Drohungen konnten den Scheuch dazu bringen, das
Geheimnis zu verraten.
In den Keller zurückgebracht, teilte er dem Holzfäller die magischen Worte mit, damit
das Geheimnis des Zauberkastens nicht verlorengehe, falls der erboste Urfin ihn, den
Scheuch, verbrennen sollte.
Urfin wollte aber das Geheimnis des Kastens um jeden Preis erfahren. Das war für ihn
sehr wichtig, da der Strahlenglanz des Feuergottes, mit dem er sich umgeben hatte, in
den Augen der Marranen allmählich verblaßte. Zwar konnte der große Urfin nach wie
vor durch eine Handbewegung Feuer erzeugen, doch mittlerweile hatten die Marranen
gesehen, daß auch die Einwohner des Violetten Landes und der Smaragdenstadt dieses
Zaubers mächtig waren. Sie brauchten nur ein Holzstäbchen an die geschwärzte Seite
eines kleinen Schächtelchens zu reiben, damit das Ende des Stäbchens zu brennen
begann. Die Käuer nannten diese geheimnisvollen Stäbchen Streichhölzer. Sind denn
die Untertanen des Holzfällers und des Scheuchs auch Feuergötter?` frugen sich die
Marranen, unter denen es bereits einige beherzte Männer gab, die mit Streichhölzern
gleichfalls Feuer zu erzeugen wußten.
Zwar ahnten die Marranen noch nicht, daß man sie betrogen hatte, aber dieser Gedanke
keimte in ihnen bereits. Das konnte Urfin fast jeden Abend von seinem Hauptspion,
dem Clown Eot Ling, hören. Es bestand aller Grund, eine Erhebung dieses mutigen
Volkes zu befürchten.
Aller dieser Sorgen wäre Urfin enthoben, wüßte er das Geheimnis des rosa Kastens.
Dann könnte er jedem seiner Untertanen sagen, was dieser, ganz gleich, zu welcher
Stunde oder an welchem Ort, getan habe. Durch diese Allwissenheit würde er die
Marranen in ihrem Glauben an seine Gottheit bestärken.
Urfin verfiel auf den törichten Gedanken, er könnte das Geheimnis des Kastens
ergründen, wenn er viele Worte in verschiedener Reihenfolge spreche. So setzte er sich
denn vor den Fernseher und murmelte:
„Hüte-Zelte, Morgenröte-Dämmerung, Pufiki-Mufiki, Zug-Ruck… Kasten, Liebchen,
zeig mir ein Bildchen!… Kalamas-palamas, trala-la-lalala… Klötzchen-Klotz, rosarotes
Holz, Kasten, Freundchen, zeige mir die Leutchen!…” Der Kasten blieb jedoch stumm
und finster.
Urfin wollte nicht begreifen, daß er, selbst wenn er Millionen Jahre diese sinnlosen
Worte murmelte, seinem Ziel genau so fern bleiben würde wie ein Wanderer, der es sich
in den Kopf gesetzt hätte, auf Schusters Rappen ans Ende der Welt zu gelangen.
Als alle Beschwörungen nichts fruchteten, warf Urfin den Kasten zu Boden und begann
ihn mit den Füßen zu treten. Der Kasten blieb jedoch unversehrt.
In blinder Wut nahm Urfin einen Hammer und schlug ihn mit aller Wucht gegen die
Scheibe. Der Hammer aber prallte zurück und traf Urfin in die Stirn.
„Man hole den Scheuch!” brüllte er.
Wieder versuchte Urfin, den ehemaligen Herrscher der Smaragdeninsel zu überreden.
Er schmeichelte und drohte ihm-doch alles vergeblich.
Tapfer wahrte der Scheuch sein Geheimnis. Selbst das Angebot Urfins, sich mit ihm in
der Herrschaft zu teilen, wies er zurück.
Wie einfach und leicht wäre es für Urfin, den Strohmann zu vernichten, aber auf diese
Weise würde er das Geheimnis des Kastens niemals erfahren, und so mußte er denn den
Scheuch verschonen.
Wieder und wieder stellte er sich vor die Mattscheibe, starrte sie aus seinen entzündeten
Augen an und murmelte sinnlose Worte…
DIE BEGEGNUNG MIT KAGGI-KARR
    Ann und Tim erreichten unversehrt die Smaragdeninsel. Durch den Zauberreif
unsichtbar gemacht, gingen sie Hand in Hand und trugen abwechselnd das Hündchen.
Unsichtbar für die Umgebung beobachteten sie aufmerksam alles, was ringsum geschah.
Eine verlassene Farm, unweit des

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