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Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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Verputz von den Mauern
abgebröckelt und viele Ziegel herausgefallen. Die unterirdische Stadt verfiel…
Ein Geräusch ließ die Kinder aufblicken. Voller Entsetzen gewahrten sie über ihren
Köpfen ein Ungeheuer, das mit ausgebreiteten Flügeln auf sie zukam.
Ein Drache!
Ann und Tim schlossen die Augen und bedeckten ihre Gesichter mit den Händen. Ihnen
war, als würde der aufgesperrte Rachen des Ungeheuers sie im nächsten Augenblick
verschlingen. Da hörten sie eine heisere, aber freundliche Baßstimme, und als sie in die
Richtung blickten, aus der sie kam, gewahrten sie einen Mann, der ihnen aus dem
Fabriktor entgegenlief. Er fuchtelte mit den Händen und rief
„Keine Angst, der Drache tut euch nichts, es ist Oicho!” Ja, das war Oicho, der ganz
allein ein Marranenregiment in die Flucht geschlagen hatte. Jetzt kam er aber in freundlicher Absicht. Er hatte nämlich sogleich erkannt, daß die Reiter ein Junge und ein
Mädchen waren und daß das Mädchen genau wie Elli aussah, die er einst in ihre Heimat
geflogen hatte.
Die Kinder betrachteten neugierig den Drachen, der wie zum Gruß über ihren Köpfen
kreiste. Plötzlich wurde der Schritt ihrer Maultiere immer langsamer. Cäsar und
Hannibal bewegten sich kaum noch, stolperten einmal über das andere und sanken
schließlich seufzend zu Boden.
Die Kinder konnten gerade noch aus den Satteln springen. Verwundert starrten sie die
unbeweglichen Tiere an. Cäsar konnte gerade noch sagen:
„Alle Energie ver…”
Er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Die wunderbaren Tiere waren in der
dunklen Unterwelt, in die kein Sonnenstrahl drang, völlig hilflos.
„Was fangen wir jetzt nur an?” fragte Ann.
Tim zuckte mit den Schultern. In diesem Augenblick trat der Mann, den sie aus dem
Fabriktor hatten laufen sehen, auf sie zu. Er war hochgewachsen und hatte ein schönes
blasses Gesicht.
„Elgaro, Gehilfe des Herrschers Ruschero”, stellte er sich vor. „Ich nehme an, daß Ihr
die Schwester Ellis seid, die vor acht Jahren bei uns war.”
„Genau”, sagte Ann und nannte ihren und ihres Freundes Namen.
„Es freut mich, Euch und Euren Freund in der Höhle willkommen zu heißen. Sie ist
heute zwar nicht mehr so belebt, wie zu der Zeit, als Eure Schwester bei uns weilte. Das
kommt daher, daß wir jetzt in der oberen Welt leben und jedes Jahr nur für einen Monat
abwechselnd herkommen, um in der Fabrik oder in der Grube zu arbeiten.”
„Ich weiß es, das hat mir Euer Herrscher Ruschero erzählt.”
„Ich sehe, Ihr seid in Verlegenheit”, fuhr Elgaro fort. „Ist den Tieren etwas zugestoßen?
Kann ich Euch vielleicht helfen?”
Ann begann zu erzählen. Über die Niederlage der Marranen war Elgaro bereits
unterrichtet, nur wußte er nicht, daß der Scheuch und der Eiserne Holzfäller gefangen
waren.
„Das tut mir schrecklich leid”, sagte der Erzgräber. „Ich habe den Scheuch und den
Eisernen Holzfäller gesehen, als sie vor acht Jahren hier waren, und sie in bester
Erinnerung behalten. Sie traten sehr würdevoll auf, als wären sie die geborenen
Herrscher ihrer Völker.”
„Ihr könnt sie aus der Not befreien helfen”, sagte Ann, „wenn Ihr uns ein Paar Flaschen
Schlafwasser gibt.” „Das Schlafwasser wird nur mit schriftlicher Erlaubnis unseres
Herrschers Ruschero ausgegeben”, sagte Elgaro. „Aber angesichts der besonderen
Umstände will ich eine Ausnahme machen. Ich möchte Euch auch sagen, meine lieben
Ann und Tim, daß das Wasser seine Eigenschaften nicht lange bewahrt. Ihr müßt die
Flaschen gut verkorken und das Wasser so schnell wie möglich seinem Zweck
zuführen.”
„Wir werden uns die größte Mühe geben”, versicherte Tim.
Auf Elgaros Befehl trug der Drache die Maultiere, eines nach dem anderen, behutsam
zum Ausgang der Höhle. Dorthin brachte er auch Tim, damit dieser die Tiere in die
Sonne stelle, wo sie sich wieder aufladen konnten. Als der Drache zurückkehrte, band
Elgaro ihm eine Sänfte auf den Rücken (es war dieselbe, in der einst Elli und Fred
gereist waren) und kommandierte: „Zur Schlafwasserquelle! “
Ann stockte das Herz, als sich der Drache mit rauschendem Flügelschlag in die Luft
erhob.
Nach kurzer Zeit kehrten die Kinder mit zwei Flaschen Schlafwasser in das Häuschen
zurück.
Die Reise hatte alles in allem nur eine Woche gedauert.
DIE BEFREIUNG
    Nach Anns und Tims Rückkehr flog die Krähe wieder zu Din Gior und Faramant und
sagte ihnen, sie sollten sich in der kommenden Nacht

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