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Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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Schweigen zu bringen, dann schlucke ich schnell. »Was, wenn wir den Conde in ein Bündnis zwingen? « Das Fleisch rutscht schmerzhaft durch meine Speiseröhre, und ich klopfe mir mit der Faust gegen das Brustbein.
    »Wie meinst du das?«, fragt Humberto.
    »Ich meine, vielleicht können wir ihn dazu zwingen, dass er sich mit uns verbündet. Wenn Invierne zum Beispiel glauben würde, dass er gegen ihre Abmachungen verstoßen hat, dann hätte er keine andere Wahl.«
    Cosmé verengt ihre schwarzen Augen, und ein breites Lächeln zieht über Jaciáns Gesicht. »Die Nahrungslieferungen«, sagt Cosmé.
    Ich nicke. »Ganz genau. Wenn wir nach Basajuan gehen und dort herausfinden könnten, wie und wann Conde Treviño seinen Tribut bezahlt, dann können wir vielleicht etwas tun. Die Lebensmittel vergiften, Duermakraut ins Wasser schütten oder was uns sonst noch einfällt. Die Inviernos werden glauben, er habe sie verraten. Und wenn Conde Treviño schließlich richtig verzweifelt ist, dann werden ihm die Malficio ihre Hilfe anbieten.«
    »Du bist ja verrückt«, sagt Humberto, aber in seinem Gesicht
lese ich resignierte Bewunderung. »Das könnte sogar klappen.«
    »Dieser Plan hat viele ›Wenn‹«, sagt der Priester. »Wenn ihr herausfinden könnt, wo die Nahrungslieferungen abgehen. Wenn ihr sie manipulieren könnt. Wenn ihr nicht erwischt werdet. Wenn Invierne dem Conde überhaupt die Möglichkeit lässt, eure Hilfe anzunehmen und ihn nicht beim ersten Anzeichen des Verrats komplett vernichtet.«
    Seine Worte ernüchtern mich. Wir spielen hier kein Kriegsspiel, und das ist kein Kinderstreich. Hunderte Inviernos könnten sterben, vielleicht mehr. Und wir können unmöglich voraussagen, welche Rache sie deswegen an unserem Volk üben wollen werden.
    »Das hier ist der Krieg, Vater«, sagt Jacián mit finsterem Gesicht auf seine ruhige Art. Ich bin froh, dass er nicht mein Feind ist. »Die Informationen, die wir bisher zusammengetragen haben, legen nahe, dass Invierne jeden Tag mit dem Vormarsch beginnen kann. Wenn das geschieht, werden Tausende von Menschen sterben. Das ist unvermeidlich. Elisas Plan eröffnet uns zumindest eine Möglichkeit, den Fortgang dieses Krieges zu beeinflussen.«
    Er sagt die Wahrheit, aber deswegen fühle ich mich nicht besser. Wie kann ich das Leben einer Gruppe von Menschen gegen das einer anderen eintauschen? Wie kann ich einem Plan zustimmen, der nur vielleicht klappen wird? Es sind Entscheidungen, wie sie mein Vater und meine Schwester seit Jahren gefällt haben, Entscheidungen, wie Alejandro sie immer wieder vermieden hat. Vielleicht sollte ich einen Schritt zurücktreten und alle Beteiligten als Schachfiguren in einer spannenden Partie betrachten. Wenn ich daran denke,
dass es hier um Menschen geht, fällt es mir einfach zu schwer, mich festzulegen.
    Vater Alentín schüttelt den Kopf und brummt: »Das ist unglaublich gefährlich. Cosmé, meinst du, der Conde würde dich wieder willkommen heißen?«
    »Ah, Ihr meint, wenn wir in aller Offenheit zu ihm gingen, anstatt uns heimlich in die Stadt zu schleichen?«, frage ich.
    Er nickt. »Der Conde weiß ja nur, dass Cosmé zur gleichen Zeit aus dem Palast verschwunden ist wie Ihr.«
    »Wir müssen davon ausgehen, dass die Condesa ihn über unser Verschwinden in Kenntnis gesetzt hat«, fügt Cosmé hinzu. »Es wäre wirklich sehr seltsam, wenn ich plötzlich wieder auf seiner Schwelle stünde.«Ihre Stimme wird eine Tonlage tiefer. »Aber er würde sich freuen, wenn ich wieder da wäre. Er freut sich immer.« In ihrem Gesicht sind widerstreitende Gefühle zu lesen, und ich versuche herauszubekommen, was mir da bisher immer noch entgangen ist. Zum ersten Mal, seit ich sie kenne, weicht sie meinem Blick aus.
    Allerdings ist es nicht wichtig für mich, die Geschichte zu verstehen, die Cosmé und den Conde miteinander verbindet, es zählt nur, ob uns diese Verbindung irgendwie helfen kann. »Meinst du, du könntest die Informationen über die Nahrungsmittellieferung herausbekommen, die wir brauchen?« , frage ich sie.
    Sie sieht mich an – überrascht oder vielleicht auch dankbar, dass ich der naheliegenden Frage nicht weiter nachgehen will. »Vom Conde nicht, nein. Aber wenn meine alten Kontakte noch vorhanden sind und die Leute noch mit mir reden wollen, dann ja. Schwierig wird es sein, die Informationen
zu bekommen, bevor der Conde seine eigene Falle zuschnappen lassen will.«
    »Dann sollten wir unangekündigt anreisen«, sagt Humberto.

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