Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
Vom Netzwerk:
weiß nicht, wie Alentín auf etwas reagieren wird, das so viel Leid verursacht hat, aber ich muss unbedingt mit jemandem darüber reden. Ich beuge mich vor, den eingesperrten Feuerstein kalt und tot in meiner Hand.
    Alentíns Augen weiten sich. »Habt Ihr den Eurem toten Animagus abgenommen?«, haucht er.
    »Ja.«
    Erst streckt er die Hand danach aus, dann zieht er sie mit einem Ruck zurück. »Seid Ihr sicher, dass es eine gute Idee war, dieses Ding hierherzubringen, Elisa? Es ist ein Instrument des Bösen. Was, wenn es uns verbrennen wird …«
    »Wird es nicht.«
    »Wie könnt Ihr da so sicher sein?«

    »Es ist nicht böse. Es ist ein Feuerstein.«
    Sein Gesicht erstarrt. »Das ist nicht möglich. Gott würde so etwas nie zulassen.«
    »Ich verstehe das auch nicht, Alentín. Aber ich erkenne einen Feuerstein. Dies ist der vierte, den ich sehe, abgesehen von meinem eigenen. Es besteht keinerlei Zweifel.«
    Alentín senkt seine Stimme zu einem Flüstern. »Wie ist er in seinen Besitz gekommen?«
    »Das weiß ich nicht. Feuersteine lösen sich von ihrem Träger, wenn dieser stirbt. Vielleicht haben die Animagi sie gestohlen. Oder vielleicht …«
    »Vielleicht was?«
    Ich beuge mich näher zu ihm. »Vielleicht wurden auch in Invierne Träger erwählt.«
    Seine Augen werden schmal. »Inviernos sind böse. Sie gehen nicht den Weg Gottes.«
    »Aber sie haben Feuersteine«, erkläre ich achselzuckend. »Und sie üben damit Hexenkunst aus. Wenn ich lernen könnte, die Steine ebenso zu verwenden wie sie …«
    In dunklem, schneidendem Ton erwidert er: »Das wäre ein sehr gefährliches Spiel.«
    Ich lächele humorlos. »Nicht gefährlicher als das, was wir ohnehin schon tun. Ihr wart es doch, der sagte, dass der Träger erwählt wird, um Magie mit Magie zu bekämpfen.«
    Er seufzt. »Ja. Aus diesem Grund haben wir Euch schließlich hierhergebracht, aber das heißt nicht, dass ich darüber glücklich bin. Würdet Ihr einem alten Mann versprechen, sehr vorsichtig zu sein?«
    Spontan umarme ich ihn. »Das verspreche ich.«
    Wir werden von Mara unterbrochen, die uns dampfende
Teller mit gebuttertem Spinat und gewürzten Lammschlegeln reicht. Genussvoll atme ich tief durch die Nase ein und freue mich daran, wie saftig das Essen aussieht. Kein Dörrfleisch, keine Datteln. Wir nehmen unsere Teller, und Mara drückt kurz meine Schulter, bevor sie sich wieder entfernt.
    Den ersten Bissen behalte ich lange im Mund und lasse den Fleischsaft über meine Zunge rinnen. Beinahe erschauere ich. Ich erinnere mich an den letzten Brotlaib, den wir an dem Abend teilten, bevor wir auf Inviernes Armee stießen, und den Belén aus seinem Rucksack zog. Belén.
    »Vater, ich muss Euch noch etwas anderes erzählen. Belén … ist er zurückgekehrt?«
    Er schluckt einen Bissen hinunter. »Noch nicht. Jacián ist gekommen – er ist jetzt auf der Jagd –, aber Belén nicht. Cosmé macht sich große Sorgen um ihn.«
    Ich atme tief durch. »Es kann sein, dass er uns verraten hat.«
    Mit leicht zusammengekniffenen Augen beugt er sich vor. »Wie meint Ihr das?«
    Unbehaglich beschreibe ich ihm, was geschehen ist, was ich im Lager des Feindes gesehen habe.
    »Seid Ihr sicher?«
    »Jeden Tag und jede Stunde habe ich mich seitdem gefragt, ob ich mich nicht auch irren könnte, Vater. Aber er wurde nicht gegen seinen Willen festgehalten. Er konnte sich frei im Lager bewegen. Und ich habe gesehen … dass zwischen ihm und den Inviernos Kameradschaft bestand. Außerdem gibt es keine andere Erklärung dafür, dass sie uns entdeckt haben. Meine Gefährten sind alle sehr geschickt und erfahren. Ich bin sicher, dass niemand von
ihnen durch eine Unachtsamkeit unseren Aufenthaltsort verraten hat.«
    Er denkt darüber nach und sieht mir prüfend in die Augen. »Wenn wir das im Dorf besprechen, steht Euer Wort gegen seins.«
    »Ja.«
    »Das Dorf wird Euch vielleicht glauben, auch wenn Belén einer von uns ist. Ihr seid die Trägerin. Und Ihr habt einen Animagus getötet.«
    »Ich habe seinen Leichnam nicht gesehen …«
    »Wenn Ihr es verlangtet, würde er hingerichtet.«
    Ich schlucke. »Das will ich nicht. Ich möchte ihm die Möglichkeit geben, uns zu helfen. Uns zu erzählen, was er weiß.«
    Alentín nickt. »Dann werde ich in aller Stille die Parole ausgeben, dass Belén für eine Befragung festgesetzt wird, wenn er zurückkehrt. Und wir werden die Wachen an unseren Außengrenzen verstärken. Wir sind darauf vorbereitet, das Dorf zu verlassen, sobald es

Weitere Kostenlose Bücher