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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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erreichte den Saum des Hexenwaldes. Ein Teil von ihm wollte sich umdrehen und davonlaufen. Doch er holte tief Luft, biss die Zähne zusammen und überschritt die unsichtbare Grenze.
    »So ist es brav!«, hörte er die Stimme in seinem Kopf. »Geht einfach weiter! Unter diesen Bäumen seid ihr fürs Erste in Sicherheit. Hinter den Büschen da drüben warten Früchte und ein frischer Quell auf euch. Dort können deine Freunde sich ausruhen. Du aber, Hannez, wirst dich nur kurz stärken und dann ins Fischersechstel von Ilynrah gehen. Bring Meraneh her. Bei uns ist sie besser aufgehoben als in der Stadt!«
4
    Sie wurden verfolgt. Jeden falls behauptete das Boot am Morgen des zweiten Tages, die Nähe eines anderen Schiffes zu spüren, welches hinter ihnen in die gleiche Richtung fuhr.
    Hekendialondilan bat Kip, der gerade mit misstönender Stimme das Lied der ilyndhirischen Seeleute sang, still zu sein, und konzentrierte sich auf das, was die Wellen und der Wind ihr zutrugen. Selbst nach dem anderen Boot zu greifen wagte sie nicht, um dessen Besatzung nicht auf sich aufmerksam zu machen. Doch sie fand heraus, dass es sogar mehrere Schiffe waren, die in breiter Front fuhren und untereinander Kontakt hielten. War dies allein schon ein Zeichen von Gefahr, so verriet ihr Sianderilnehs Anwesenheit auf einem dieser Schiffe, dass man sie und ihre Menschenfreunde jagte.
    Hekendialondilan überlegte, ob sie Mera und den anderen etwasdavon sagen sollte, verschob es aber auf später. Jetzt galt es erst einmal, die Verfolger durch einige überraschende Kursänderungen in die Irre zu führen. Allerdings würde das alleine auf Dauer nicht helfen, ihnen zu entgehen. Sianderilneh zählte zu den magisch stärksten Runi, und sie war keine, die auf halbem Weg aufgab. Sie würde ihnen so lange folgen, bis sie die vier Menschenkinder eingefangen und nach Runia zurückgebracht hatte.
    Doch so leicht wollte Hekendialondilan sich nicht fangen lassen. Sie beschloss, das Ganze erst einmal als spannendes Spiel anzusehen, in dem sie Sianderilneh überlisten musste. Sianderilneh war zwar weitaus erfahrener als sie, dachte aber in gewohnten Bahnen. Möglicherweise konnte sich Hekendialondilans Jugend als Vorteil herausstellen und vielleicht auch die Anwesenheit der vier Menschen, deren Gedanken so schwirrten wie Zikaden beim Paarungstanz.
    »Haltet euch fest!«, warnte sie die vier und befahl ihrem Boot, den Kurs abrupt zu wechseln.
    »Gibt es Probleme?«, fragte Mera lautlos, die einen Teil der Überlegungen des Runimädchens mitbekommen hatte.
    »Wir müssen ein wenig mit Sianderilneh Fangen spielen!«, sendete ihr Hekendialondilan, um die anderen nicht zu beunruhigen. »Sie will euch in die Hände bekommen, aber das werde ich nicht zulassen.«
    Mera sog erschrocken die Luft ein. Wenn die Runifrau, die sie schon einmal eingesperrt hatte, sie erneut verfolgte, würden sie es wohl kaum bis zu den von Menschen besiedelten Inseln schaffen. Schließlich war Hekendialondilan nur ein Kind und nach den Maßstäben der Runier jünger als sie selbst. Dann aber dachte sie daran, wie Kip die Kapitäne der königlich-ilyndhirischen Flotte ausgesegelt hatte, und schöpfte Mut.
    »Wir müssen es schaffen!«
    »Was?«, fragte Girdhan.
    Zuerst glaubte Mera, sie habe laut gesprochen, doch da Kipund Careela nicht aufmerksam geworden waren, begriff sie, dass Girdhan dabei war, die Grundzüge der lautlosen Verständigung zu lernen. Darüber war sie froh, denn sie wollte vor allem Careela nicht in alles einweihen.
    »Was ist los?«, wiederholte Girdhan seine Frage. Nun blickten Kip und die Prinzessin zu ihnen herüber.
    »Das möchte ich auch wissen!«, sagte Kip, der die Manöver des Bootes kritisch beäugte.
    »Nichts. Wir machen nur ein paar Kursänderungen«, sagte Mera so gleichmütig, wie sie es vermochte.
    Wie zur Bestätigung ihrer Worte schlug das Boot einen weiteren Haken. Gleichzeitig bildeten sich neue Segel am Mast, die hungrig den Wind einfingen, und das Boot verdoppelte seine Geschwindigkeit. Der Wechsel war so heftig, dass Kip sich auf den Hosenboden setzte und vor Überraschung schnaufte.
    »Das gibt’s doch nicht! Das sind mindestens zwanzig bis fünfundzwanzig Knoten. So schnell ist nicht einmal ein ardhunischer Piratensegler.«
    Hekendialondilan hätte ihn korrigieren können, denn sie machten nach menschlichen Berechnungen mindestens dreißig Knoten Fahrt. Aber leider bedeutete dies nicht die Rettung, denn die Schiffe der Verfolger waren mindestens

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