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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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das Mädchen gekümmert. Es war nur wenig älter als Mera, würde aber bereits jede erwachsene Frau aus Ilyndhir überragen. Als er sie jetzt ansah, blickte er in ein vor Angst verzerrtes Gesicht.
    »Wir dürfen nicht nach Ilynrah fahren! Eine Stimme sagt mir, dass wir so bald wie möglich anlanden und in einen Wald gehen sollen, der südlich eurer Hauptstadt liegt. Nur dort wären wir sicher!«
    »Der Hexenwald? Dort gehe ich nicht freiwillig hin!« Hannez schüttelte es bei dem Gedanken an die leuchtenden Bäume und die Büsche, die eisenharte Dornen verschießen konnten.
    »Aber wir müssen dorthin! In der Hauptstadt erwartet uns eine heimtückische Gefahr«, beschwor ihn die junge Hexe, die sich Talei nannte. Ihre Augen leuchteten dabei in einem hellen Gelb, aber als Hannez genauer hinsah, glaubte er auch eine Spur Blau darin schimmern zu sehen.
    Als er nicht reagierte, stand das Mädchen auf, packte mit einem für sie ungewöhnlich harten Griff seinen Kopf und zog ihn so zu sich heran, dass ihre Stirn die seine berührte.
    »Hörst du mich, Fischer?«, vernahm er eine ferne Stimme. »Ja«, antwortete er unwillkürlich.
    »Du wirst jetzt das tun, was ich dir sage, und das ohne Widerspruch, verstanden! Das arme Mädchen ist bereits am Ende seiner Kraft.«
    »Aber ...«, begann Hannez, um sofort unterbrochen zu werden. »Du sollst mir zuhören! In der Hauptstadt herrscht finsterster Verrat. Weder du noch Hemor könnt dort etwas bewirken. Man würde euch sofort einsperren oder gar umbringen. Nur im Hexenwald seid ihr sicher. So gefährlich, wie du ihn dir vorstellst, ister nicht. Denke nur an Mera und Girdhan, denen er Schutz vor ihren Verfolgern geboten hat. Dasselbe wird er auch für euch tun. Ihr müsst euch aber beeilen. Versteckt euer Boot in jener kleinen Bucht, die fast ganz von Felsen umschlossen ist, und dann kommt zu mir. Ich warte auf euch!«
    »Wer bist du?«, fragte Hannez noch.
    »Du willst doch Meraneh retten! Dann tu, was ich dir gesagt habe«, bekam er zur Antwort. Dann brach die Verbindung ab. Die kleine Gelondanerin sackte in sich zusammen, während die restlichen Leute an Bord sie beide verwundert anstarrten.
    »Sie hat magische Fähigkeiten. Es kommt wohl von Seiten ihrer Mutter. In meiner Familie gab es so etwas nicht«, erklärte die Alte.
    Hemor, der Erfahrungen mit Hexen besaß, öffnete den Wasserschlauch und flößte der Bewusstlosen einige Tropfen ein. »Sie wird bald wieder aufwachen«, beruhigte er ihre Großmutter und setzte sich so, dass er das Mädchen bequem halten konnte. Danach sah er zu Hannez auf. »Was war das eben?«
    »Jemand will, dass wir nicht nach Ilynrah fahren, sondern uns in den Hexenwald begeben.« Hannez’ Miene zeigte, dass er nicht viel davon hielt. Andererseits traute er dieser Yanga nicht, die ihn und Meraneh verhört und auch die Jagd auf Mera und Girdhan befohlen hatte.
    Anders als er wusste Hemor mehr über die Hintergründe des Kriegszuges und hatte sich bereits seine Gedanken über das zweimalige Versagen der ilyndhirischen Hexen gemacht. »Der Gurrlandspion hat sich doch in diesen Wald geflüchtet«, sagte er nachdenklich.
    Hannez fuhr auf. »Girdhan war kein Spion, sondern ein armer Flüchtlingsjunge aus Girdania, dessen Mutter an Verletzungen gestorben ist, die ihr die Gurrländer beigebracht hatten.«
    Auf Gelonda hatte Hemor Girdanier getroffen und sogar mit den Anführern der dortigen Flüchtlinge gesprochen. Die Männerwaren Todfeinde Gurrlands und nicht bereit, Nachsicht zu zeigen oder für sich zu fordern. »Ein Girdanier also!«
    Er erinnerte sich, dass die Wirtin vom »Blauen Fisch« den Jungen als solchen bezeichnet hatte. »Eigenartig! Das hätte Yanga doch auch wissen müssen. Stattdessen hat sie so getan, als wären alle Flüchtlinge von Gurrland geschickt worden, um Ilyndhir auszuspionieren. In diesem Sinne hat sie auch die Königin und ihre Berater beeinflusst. Ich glaube, es ist tatsächlich besser, wenn wir uns diesen Wald anschauen. Nach Ilynrah können wir immer noch gehen.«
    Diese Entscheidung fiel Hemor nicht leicht, denn ihm graute es ebenfalls vor dem verwunschenen Wald. Dennoch erschien es ihm besser, die seltsame Warnung ernst zu nehmen, als blindlings in eine Falle hineinzustolpern, die in der Hauptstadt auf sie warten mochte.
3
    Hannez kannte die Küste des Golfs von Ilynrah wie sein e Westentasche und fand daher problemlos jene versteckte kleine Bucht, in der sie landen und ihr Boot zurücklassen sollten. Als er die Felsen

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