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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Mera brach ab und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Im Grunde war ihre Flucht völlig sinnlos. Sie hatte ihr ursprüngliches Ziel, ihre Großmutter zu finden und zu befreien, nicht erreicht, und sie sehnte sich wirklich nicht danach, unter die Fuchtel der Hexe Yanga zu geraten. Das Einzige, was sie noch hätte tun können, war, den gelben Hexen auf Gelonda zu helfen, gegen die Gurrländer zu kämpfen.
    »Aber ist es das wert, Hekes Leben zu riskieren?« Sie sprach ihren Gedanken unbewusst aus und wurde durch Kips gekünsteltes Lachen aus ihren Überlegungen gerissen.
    »Jetzt hast du einen Gedanken verloren. Wenn es aber irgendeine Chance gibt, dieser wild gewordenen Runierin da hinten zu entkommen, würde ich sie gerne nützen. Aber ich möchte natürlich auch nicht, dass Heke dabei umkommt. Ich glaube, dann würden die Runier durchdrehen und keinen Finger mehr für uns rühren.«
    »Du meinst: für unsere Völker! Das dürfen wir auf keinen Fall riskieren. Gibt es denn nicht noch eine andere Möglichkeit, Heke? Eine Insel zum Beispiel, auf der du uns zurücklassen und allein weiterfahren kannst?« Girdhan sah Hekendialondilan fragend an.
    Die Runi hob ratlos die Hände. »Ich kenne die See hier nicht gut genug, um zu wissen, ob es in der Nähe eine Insel gibt. Das Wasser kann ich auch nicht danach fragen, denn das würde Sianderilneh erfahren und wüsste dann ganz genau, wo wir sind.«
    »Tu es trotzdem. Wenigstens zum Schein. Vielleicht fällt diese Sianderwasauchimmer darauf herein, und wir flutschen davon wie ein Stück Seife im Bad!«, schlug Girdhan vor und grinste bei dieser Vorstellung. Kip begleitete seine Worte mit einem heftigen Nicken.
    Mera beteiligte sich nicht an der Diskussion, sondern setzte sich an den Bug, kraulte Fleckchen und Timpo, die sich an sie schmiegten, und schaute nach vorne. Noch war die See ruhig, undkein Wölkchen trübte den Himmel. Sie spürte jedoch, dass sich in der Ferne etwas zusammenbraute. Alles in ihr schrie danach, dieses Seegebiet so schnell wie möglich zu verlassen. Doch da die Alternative hieß, in ewige Gefangenschaft zu geraten, wollte sie lieber hoffen, dass sie das Unwetter lebend überstanden. Die Entscheidung darüber lag nicht bei ihr.
    Von Zweifeln gequält, kehrte sie zu den anderen zurück. »Da vorne braut sich ein fürchterlicher Sturm zusammen. Nun muss Heke tun, was sie für richtig erachtet. Wir anderen sollten uns heraushalten.«
    »Ich will nicht versteinert werden! Ich bin ...«, begann Careela.
    Kip unterbrach sie mit einem Grinsen, das eher einem Zähnefletschen glich. »... eine Prinzessin aus dem fürstlichen Haus von Ardhenu! Das hast du uns oft genug vorgebetet. Doch hier geht es um andere Dinge als um Herkunft und Rang. Ich habe von der See der magischen Stürme gehört; reicht es, wenn ich sage, ich würde mein Schiff lieber in den Haupthafen von Gurrland steuern als dort hinein? Kaum eines unserer ilyndhirischen Boote hat bisher einen magischen Sturm überstanden. Zum Glück fegen sie nur selten über die Gewässer, die wir Fischer befahren. Nur im letzten Jahr gelangten sie bis in unsere Fanggründe.«
    »Der Kaiser von Gurrland hat genug Macht angesammelt, um die Stürme lenken und als Waffe verwenden zu können«, erklärte Hekendialondilan.
    »... und er wird sie bald gegen Runia schicken!« Mera hörte sich selbst sprechen und konnte nicht sagen, woher sie dieses Wissen nahm. Aber sie war sicher, dass ihre Vorhersage richtig war, und schüttelte sich vor Grauen wie ein nasser Hund.
    Girdhan reichte ihr einen Becher Wasser. »Du hattest wieder eine Vision. Hier, trink!«
    »Danke!« Mera merkte selbst, dass sie durstig war, und schluckte gierig. Dabei spürte sie, wie Hekendialondilans Blick sinnend auf ihr ruhte.
    »Ich habe Angst«, bekannte das Runimädchen. »Angst vor den magischen Stürmen, Angst vor unseren Verfolgern, aber auch Angst, jetzt das Falsche zu tun. Unsere Königin hatte eine Vision. Sie und Sianderilneh handeln danach, doch ich glaube, dass sie sie falsch auslegen. Da heißt es ...« Im letzten Augenblick erinnerte Hekendialondilan sich an das Versprechen, das sie ihrer Mutter gegeben hatte, niemals das Geheimnis um den neuen Kaiser von Gurrland preiszugeben, und beschränkte sich auf die letzten Zeilen der Prophezeiung, die sie leicht umänderte.
     
    »Ihr Schwert ist das Feuer,
das heißer brennt als der Schmiedeherd.
Sie wird ihm die Maske entreißen
und tiefer sehen, als je ein Runi es

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