Der Feuerthron
ertönte.
Kip sprang erschrocken zurück und rief die Blaue Göttin um Hilfe an. Die anderen zuckten zunächst ebenfalls zusammen, entdeckten dann aber eine glitzernde Kugel von ansehnlicher Größe, die nun zwischen den langen Zähnen des Arghan hing. Der Kristall schimmerte in allen magischen Farben, war aber so gestaltet, dass die Gegenfarben sich nicht direkt berührten. Dennoch fühlte er sich für Mera sehr unmagisch an, obwohl der Boden und die Luft darüber beinahe vor Magie kochten. Als sie genauer hinsah, bemerkte sie, dass magische Wellen von überallher auf die Kugel zuströmten und von ihr verschlungen wurden.
»Seid bloß vorsichtig mit dem Ding!«, rief sie Kip zu, der seine Überraschung überwunden hatte und die Hände nach dem Kristall ausstreckte.
Der Fund schien Careela ebenfalls zu faszinieren, denn sie krochin das weit aufgesperrte Maul das Arghanschädels hinein, um an die Kugel zu kommen.
»Wenn jetzt der restliche Schädel herabsaust, brauchst du keinen Arzt mehr«, spottete Kip und schob sich selbst halb in das Maul hin ein. »Komm, lass das! Ich habe den Kristall freigesetzt und damit den ersten Anspruch«, schimpfte er, weil die Prinzessin sich an die Kristallkugel schmiegte und sie so mit ihrem Körper schützte, dass er das Ding nicht anfassen konnte.
»Sie gehört mir! Ich habe sie als Erste berührt«, fauchte sie, und als Kip zu ihr hinkroch, versuchte sie ihn wegzuschieben.
»Wie die kleinen Kinder«, murmelte Girdhan, obwohl seine Augen ebenfalls begehrlich funkelten. »Was mag dieses Ding wert sein?«
»Im Augenblick gar nichts, weil wir nichts damit anfangen können. Oder willst du es an die Gurrländer verkaufen?« Mera ärgerte sich über ihre Freunde und packte Kip und Careela, um diese aus dem Arghanmaul zu ziehen.
»Wenn ihr so weitermacht, passiert noch ein Unglück!«
Kip gehorchte mit säuerlicher Miene. »Das Ding ist verdammt schwer. Das muss Girdhan herausheben. Er hat die Kraft dazu.«
»Bevor ich den Kristall diesem schwarzen Halbtier überlasse, hebe ich mir lieber einen Bruch«, keuchte die Prinzessin. Mit aller Kraft, die sie besaß, zerrte sie an dem Kristall und wuchtete ihn über die Zähne, bis er im Freien lag. Dann schlang sie die Arme wieder um die Kugel, als hätte sie Angst, ihre Begleiter könnten sie ihr wegnehmen wollen.
»Ich hab ein ganz komisches Gefühl«, murmelte Mera und sah Hekendialondilan fragend an.
»Kann der Kristall die Ursache für den Tod des Arghan gewesen sein?«
Die Runi hob unsicher die Hände. »Ich weiß es nicht. Mich irritieren die vielen Farben. Es heißt zwar, dass Magier versucht haben, mit Gegenfarben zu experimentieren, aber von Wassuram wirdnur berichtet, er sei ein mächtiger, grausamer Magier der Schwärze gewesen, der für alle anderen magischen Farben nur Verachtung übrighatte.«
Mera fühlte sich ebenso hilflos wie Hekendialondilan. »Wir sollten das Ding hier liegen lassen.«
Noch während sie es sagte, wünschte Mera sich, der Kristall wäre ein Drachenei und es würde ein neuer Arghan daraus schlüpfen. Sie kniete nieder, strich trotz Careelas missbilligender Miene über den Kristall und zuckte zurück, als hätte er sie gebissen. Das Ding sog an ihr. Sie hatte den blauen Strom, der aus ihren Fingern in die Kugel überging, deutlich sehen können.
Auch Girdhans erste Begeisterung für den Kristall hatte einem mulmigen Gefühl Platz gemacht, und Hekendialondilan, die den Sog ebenfalls spürte, sah bereits so aus, als wolle sie die Kugel am liebsten ins Meer werfen. Kip aber merkte nichts, sondern stritt sich mit Careela und verlangte seinen – wie er sagte – gerechten Anteil an diesem Kristall.
»Wenn es gerecht sein soll, müsste er durch fünf geteilt werden«, wies Mera ihn zurecht. »Oder willst du uns ausschließen? Aber die Kugel kann mit unseren Mitteln weder zerteilt werden, noch haben wir eine Aussicht, sie zu Geld machen zu können.«
»Wenn wir den nach Hause bringen, kriegen wir sicher viel Geld dafür. Dein Anteil wäre gewiss groß genug, dass deine Mutter den ›Blauen Fisch‹ davon renovieren und umbauen lassen könnte, und ich – ich wäre in der Lage, mir eine zweite ›Seeschäumer‹ zu kaufen.« Kips Stimme klang giftig. Er hatte seinen Freunden uneigennützig geholfen und war dabei von einem gefährlichen Abenteuer ins nächste gestürzt. Nun aber schienen die anderen ihm die erste, wirklich reiche Beute zu neiden.
»Ich teile nicht mit Gesindel!«, schrie Careela auf.
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