Der Feuerthron
suchen, und das meiste war von Sand bedeckt.«
Unterdessen hatte Kip es aufgegeben, nach Fischen zu angeln, die doch nicht anbeißen wollten, und wickelte seine Angelschnur um ein Stöckchen. Als er sah, dass Girdhan Mera die Fundstücke aus Reodhendhors Schiff zeigen wollte, trat er zu ihnen und zog das Bündel zu sich heran. »Es ist das Recht des Kapitäns, die Beute zu teilen!«
Mera fand diesen Anspruch sehr unpassend, denn noch gehörten die Gegenstände dem Geisterruni, und der war ihr Freund.
Reodhendhor bemerkte, dass sie Kip harsch zurechtweisen wollte, und hob begütigend die Hände. »Lass ihn! Wenn diese Sachen ihm Mut verleihen, ist es das wert«, sendete er so, dass nur sie es verstand.
Trotz dieses Rates wollte sie Kip nicht so leicht davonkommen lassen. »Wenn der Kapitän die Sachen aufteilen soll, muss Hekendialondilan es machen. Schließlich gehört dieses Schiff ihr!«
»Sie ist der Eigner, aber der einzig richtige Hochseekapitän an Bord bin ich!«, konterte Kip gelassen und schlug das Tuch auf, das Girdhan und er um ihre Beutestücke gewickelt hatten.
»Was haben wir denn da Schönes?« Er zog den ersten Gegenstand heraus, der noch mit verkrustetem Sand bedeckt war. Als Kip ihn abrieb, kam ein Dolch zum Vorschein, dessen Griff und Scheide aus einem glänzenden gelben Material bestanden, das kein Metall war, aber auch kein Horn oder Holz und das trotz der vielen Jahre, die das Ding in dem Wrack gelegen hatte, wie neu wirkte. Auch als Kip die Klinge aus der Scheide zog, war keine Spur von Rost auf dem Stahl zu sehen.
»Der könnte mir gefallen«, meinte Kip und legte den Dolchneben sich. Als Nächstes holte er einen mit achtzehn Pfeilen gefüllten Köcher und die Einzelteile eines Bogens heraus. Da sie ihm nicht sonderlich zusagten, reichte er die Teile an Girdhan weiter.
Dieser hielt Bogen und Köcher einige Augenblicke in der Hand und blickte Mera an. »Wäre das nichts für dich? Auf Ilyndhir sind doch die Frauen die Bogenschützen.«
»Die von Wardania sollen noch besser sein«, sagte Mera, die nicht so recht wusste, was sie mit einem Bogen anfangen sollte, den sie nicht einmal zusammenbauen konnte.
Hekendialondilan nahm ihr die Waffe aus der Hand und steckte sie so zusammen, wie es sich gehörte. Sie zog auch die Sehne auf und zeigte Mera den Befehl, wie sie diese durch einen kleinen Zauber spannen konnte.
Unterdessen hatte Kip das Paket weiter durchsucht und sah nun staunend auf ein Schwert, das fast so lang war wie er selbst. »Bei der Blauen Göttin, um so eine Waffe zu führen, muss man wirklich so ein langes Elend sein wie unser Freund Reodhendhor.«
»Es waren ja auch mal seine Sachen«, wies Girdhan ihn zurecht. Er nahm das Schwert, reinigte es und hielt dann die blitzende Klinge in die Sonne. Die Waffe war im Grunde auch für ihn zu lang, aber im Gegensatz zu Kip war er kräftig genug, sie zu führen. Da Kip sie nicht wollte und auch keiner der anderen das Schwert für sich forderte, behielt Girdhan es bei sich.
Kips nächster Fund war ein Spiegel, dessen Fassung aus dem gleichen gelben Material bestand wie der Dolchgriff. Der Spiegel selbst war aus Kristall und so gut, dass er die Poren in seinem Gesicht erkennen konnte.
»Das ist eher etwas für Mädchen«, erklärte er und wollte den Spiegel an Careela weiterreichen.
Die Prinzessin schlug jedoch seine Hand weg. »Das Ding ist magisch, du Narr, und aus meiner Gegenfarbe!«
»Entschuldigung!« Kip streckte den Spiegel jetzt Hekendialondilan hin, die ihn nach kurzem Zögern ergriff. Sie blickte jedochnicht hinein, sondern betrachtete die fein ziselierte Rückseite, die einen hohen Baum mit einer weit ausgreifenden Krone zeigte.
»War das euer Heiliger Baum?«, fragte sie Reodhendhor.
Dieser nickte mit trauriger Miene. »Das war der Heilige Baum von Talrunia. Er war damals um ein Viertel höher als der eure auf Meanrunia. Doch Wassuram zerstörte ihn und nahm uns dadurch die Heimat.« Er verwendete die Namen der Inseln, wie sie in seiner Zeit üblich gewesen waren. Mera und ihre Freunde von den Menscheninseln hatten nicht einmal gewusst, dass es früher zwei Runi-Inseln im Archipel gegeben hatte. Eigentlich sogar drei, fuhr es Mera durch den Kopf, denn der Geburtsort der magischen Stürme war einst eine schöne, sanfte Insel gewesen, auf der grüne Runi gelebt hatten. Obwohl Grün ihre eigene Gegenfarbe war, bedauerte sie diese Leute. Gleichzeitig war sie ihnen dankbar, weil ihr Zauber nach so langer Zeit noch
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