Der Feuerthron
gewirkt und ihnen geholfen hatte, Sianderilneh zu entkommen.
Wenn sie es genau nahm, hatten ihr bis jetzt Kräfte fast aller Farben geholfen, ihren Weg fortzusetzen. In dieser Stunde glaubte sie selbst, auserwählt zu sein, den Kaiser auf dem Feuerthron zu stürzen, so wie Reodhendhor es ihr prophezeit hatte.
Argos wütendes Schreien riss Mera aus ihrem Sinnieren. Der Kleine strampelte wild in Careelas Armen und streckte seine Hände nach einem goldenen Schmuckstück aus, das Kip eben aus dem Tuch geholt und mit dem Ärmel abgeputzt hatte.
»Argo will haben!«, krähte der Junge mit beträchtlicher Lautstärke.
Kip, der das Gold am liebsten in die eigene Tasche gesteckt hätte, zog ein schiefes Gesicht. »Du kleines Ungeheuer, sei still!«
Der Erfolg war, dass Argo noch lauter zu brüllen begann und sich von Careela frei machte. Flinker, als man es ihm zugetraut hätte, war er bei Kip und riss ihm den an einer Kette hängenden Anhänger aus den Händen.
»Es ist wirklich kein Wunder, dass jemand dieses Balg in denKristall hineingezaubert hat«, sagte Kip mürrisch und schüttete den Rest des Pakets auf den Schiffsboden.
Unterdessen kehrte Argo mit seiner Beute zu Careela zurück und kletterte auf ihren Schoß. Dabei leuchteten seine Augen vor Freude. Obwohl er ihr ein paar herzhafte Püffe versetzt hatte, war die Prinzessin ihm nicht böse, sondern erwiderte sein Lächeln mit einer fast verliebten Miene und half ihm, die Kette umzulegen.
»So, jetzt bist du ein stolzer, kleiner Mann!«, lobte sie ihn.
Argo schmiegte sich an sie und küsste sie auf die Wange. Selig lächelnd erwiderte sie den Kuss.
»Bäh«, sagte Kip, dem der Gedanke, von einem Mädchen geküsst zu werden, einen Schauder über den Rücken jagte, und nahm ein weiteres glitzerndes Ding in die Hand, das er und Girdhan in ein Tuch eingewickelt hatten, welches sich jetzt als weiter Umhang entpuppte. Bei diesem Schmuckstück handelte es sich um ein schmales Diadem, in das sechs verschiedenfarbige Steine eingearbeitet waren, die aber nichts mit den magischen Farben zu tun hatten.
»Ein Spielzeug, weiter nichts«, erklärte Reodhendhor. »Mein Arghanfreund hat solche Dinge gesammelt. Er war ganz verrückt nach Glitzerzeug, und er mochte es, andere mit solchen Scherzen wie einem Sechsfarbenamulett zu schockieren.«
Die Stimme des Geisterruni klang betrübt, so als hätte dieses Schmuckstück unangenehme Erinnerungen in ihm aufgewühlt.
»Das behalte ich!«, sagte Kip, der seinen Vorrang als Kapitän herausstreichen wollte.
»Careela hat noch nichts! Gib es ihr!« Die meiste Zeit begnügte Argo sich mit kurzen Worten und teilweise unverständlichen Lauten, aber wenn er wollte, konnte er besser sprechen, als es für sein Alter normal gewesen wäre.
Kip wollte nicht auf das Schmuckstück verzichten, denn für seinen Erlös würde er sich ein neues Boot kaufen können. »Careela kann ja den Mantel nehmen!«
Das war kein gutes Angebot, denn der Umhang war verschmiertund sandverkrustet. Careela protestierte auch prompt, aber nicht wegen des Drecks. »Wie stellst du dir das vor? Der Umhang ist doch auch voller gelber Magie. Wenn ich das Ding umlege, krümme ich mich vor Schmerzen und werde darin verbrennen.«
»Ganz so schlimm wird es nicht sein, denn dazu hast du zu wenig magische Substanz. Aber es dürfte sich unangenehm anfühlen, und vielleicht wird dir bei der Farbe sogar übel. Also los, Kip! Gib das Diadem her. Du hast schon den Dolch und kannst den Mantel nehmen!« Mera nahm Kip das Schmuckstück aus der Hand und reichte es Careela.
Die Prinzessin wusste zunächst nichts damit anzufangen, setzte es aber auf Argos Betteln hin auf. Es stand ihr gut, stellte Mera fest, und der Junge schien der gleichen Meinung zu sein. Er schmiegte sich an Careela und griff mit seinen Patschhänden nach dem Schmuck, als wolle er ihn herunterreißen. Stattdessen aber rückte er das Diadem ein wenig gerade, so dass es noch besser saß. Danach gluckste er zufrieden und machte Careela klar, dass er wieder mit Beeren gefüttert werden wollte.
»Vielfraß«, schnaubte Kip und hielt Mera den dreckigen Umhang unter die Nase. »Kannst du mir sagen, was ich damit anfangen soll? In den passe ich zweimal hinein, und zwar der Länge nach!«
»Ich würde ihn erst einmal mit Meerwasser waschen. Vielleicht geht er dann ein«, spottete Girdhan.
Reodhendhors Augen leuchteten bei diesen Worten auf, und um seine Lippen spielte ein Lächeln. Brummend schwang Kip den Umhang
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