Der Feuerthron
Befehle.«
»Girdanier? Ha! Die sind nicht richtig im Kopf und machen alles falsch. Ganz sicher ist dein Schiff völlig unvorschriftsmäßig beladen worden. Schau her, da ist eine Kiste aus Teren! Was hat die auf Girdania zu suchen? Man dürfte sie auch nicht hierherbringen. Zu gefährlich, sage ich dir!«
»Laut meiner Frachtliste ist alles doppelt und dreifach geprüft worden. Es handelt sich um einfaches Zeug, bessere Spielsachen, Trophäen, die für den Palast Seiner Herrlichkeit gedacht sind. Jetzt starr mich nicht so an! Ich habe diese Ladung nicht zusammengestellt, sondern nur hierhergebracht.« Der Kapitän ließ sich von dem Wichtigtuer nicht einschüchtern, sondern hielt ihm erneut seine Frachtzettel hin.
»Hier steht alles! Geh jetzt und hole Sklaven, damit mein Schiff entladen wird. Ich muss heute noch zurückkehren, um die nächste Fracht abzuholen.«
Der andere bewegte sein massiges Kinn, als würde er auf etwas Festem herumkauen. Schließlich wandte er sich ab und brüllte einen Aufseher an, dessen Sklaven teilnahmslos hinter ihm standen.
»Abladen, aber schnell! Die, die und die Kiste kommen in Magazin vier, die dort in drei und der Rest in Magazin sieben. Und jetzt mach deinen Kerlen Beine, sonst hole ich die Peitschenschwinger, und du bekommst ebenfalls Prügel!«
Mera fand die Drohung lächerlich. Die menschlichen Sklaven arbeiteten unter der magischen Beeinflussung so eifrig, als würden sie bereits von Peitschen angetrieben, und der Aufseher musste ihnen nur die Kisten weisen, die sie wegzubringen hatten. Allerdings hatte die allgegenwärtige schwarze Wolke ihren gesunden Menschenverstand ausgeschaltet. Je zwei von ihnen packten eine Kiste und schleppten diese durch die ganze Stadt, anstatt einen Wagen oderwenigstens eine Schubkarre zu verwenden. Nach längerem Marsch durch das wie eine Ansammlung rechteckiger Riesenschachteln wirkende Gurrdhirdon erreichten die Sklaven einen Berg, der sich direkt hinter der Stadt erhob, und trugen die Kisten zu einem eisernen Tor, das in eine glatte Felswand eingelassen war.
Jemand öffnete von innen eine kleine Pforte in einem der Torflügel, die gerade groß genug war, um die Sklaven mit ihrer Last passieren zu lassen. Dann ging es schier meilenweit durch Kavernen und Stollen, die von magischen Laternen in ein graues Dämmerlicht getaucht wurden. Immer wieder trafen sie dabei auf massive Eisenwände, in die ebenso dickwandige Tore eingebaut waren. Mera konnte sich diese Vorrichtungen anfangs nicht erklären, doch nach einer Weile erschien Reodhendhors Gesicht vor dem ihren.
Der Geisterruni hatte den Weg hierher auf eigene Faust zurückgelegt, da ihn, wie er drüben auf Girdania erklärt hatte, weder Fels noch Wasser aufhalten konnten und die meisten Zauber auf Gurrland auf ihn keine Wirkung hatten.
»Der Kaiser muss die alten Aufzeichnungen über meinen Arghanfreund kennen, sonst hätte er keine eisernen Wände einbauen lassen. Doch das wird ihm auch nicht viel helfen. Das Feuer eines Arghan verflüssigt Felsen, und ihm kann auch der beste Stahl nicht lange standhalten.«
Mera dachte an Argo und die Funken, die dieser sprühen konnte. Sie hatten Löcher in gurrländische Panzer gebrannt. Doch gegen die massiven Wände hier hätte er wohl nichts ausrichten können.
»Gut, dass Argo so klein ist, sonst könnten wir ihn nicht in den Palast des Kaisers schmuggeln«, sagte sie augenzwinkernd.
In der Kiste war es zwar ziemlich dunkel, doch Reodhendhor nahm die Geste wahr, und zwinkerte zurück. »Bald werden wir dem Kaiser Auge in Auge gegenüberstehen. Du weißt, was du tun musst?«
Mera nickte. Während ihre Freunde den Kaiser und seine Wachenablenken sollten, musste sie auf den Thron zulaufen und diesen berühren. Sie fragte sich zwar, wieso sie als blaue Hexe ein stärkeres Anrecht auf dieses übermächtige Artefakt besitzen sollte als der Kaiser, doch sie vertraute dem Geisterruni.
»Ich werde es schaffen!« Noch während sie es sagte, begriff sie, dass Girdhan, Hekendialondilan und ihre anderen Freunde bei dieser Aktion sterben konnten. Der Gedanke, danach zwar die neue Kaiserin zu sein, aber auf die toten Leiber ihrer Freunde blicken zu müssen, erschien ihr so schrecklich, dass sie die Sache am liebsten abgeblasen hätte.
»Wenn du jetzt zögerst, werden alle Menschen auf dem Archipel auf ewig Sklaven sein. Nur du kannst dies verhindern!«, beschwor Reodhendhor sie.
Gleichzeitig bedauerte er es, dass nur die drei menschlichen Kinder, ein
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