Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
sowie ein kleines Fischerboot, das, von Ilyndhir kommend, einen weiten Bogen um die anderen Inseln geschlagen hatte und nur noch wenige Tage brauchte, um die Südwestküste Gurrlands zu erreichen.
4
    Hannez’ Achtung vor Meravane stieg. Meranehs Ahnfrau mochte nur noch ein Geist sein, aber sie verstand mehr von der Seefahrt als er selbst. Vor allem kannte sie die Inseln sehr genau und wusste ihm einen Kurs anzugeben, auf dem sie nach achtzehn Tagen das westliche Vorgebirge Gurrlands zu Gesicht bekamen, ohne unterwegs auch nur einem einzigen Schiff, geschweige denn einer Schwarzen Galeere begegnet zu sein. Weder er noch Meravane konnten wissen, dass der Großadmiral des Kaisers den größten Teil seiner Schiffe nach Osten und Norden verlegt hatte, um für einen möglichen Angriff der Runi gerüstet zu sein.
    Eben warf Meravane Hannez einen Blick zu, als würde sie fragen: »Na, wie war ich?«
    Der Fischer schüttelte fassungslos den Kopf. »Ist das wirklich Gurrland? Nach achtzehn Tagen auf See, ohne eine einzige Landmarke zu sehen, wäre das ein Wunder. Soviel ich gehört habe, soll die Westküste von Ardhu ähnlich aussehen.«
    »Spürst du dort vorne etwa Violett?«, fragte die Geisterfrau spöttisch.
    Hannez war, wie er mittlerweile erfahren hatte, etwas magisch begabt, doch magische Farben konnte er nicht erkennen. Daher sah er zu Meraneh hinüber, die die Küste scharf musterte.
    Sie schauderte sichtlich. »Das Land ist tiefschwarz, und es herrscht eine Beeinflussungsmagie, die auch den Fall von Ilynrah bewirkt hat.«
    »Es ist Gurrland, die Insel des Kaisers. Das sagte ich doch!« Meravane klang zufrieden. Obwohl sie das letzte Mal vor über tausend Jahren hier gewesen war, hatte ihr Gedächtnis sie nicht getrogen.
    »Wir segeln noch ein Stück die Küste entlang und suchen uns eine abgelegene Bucht. Von dort sind es keine zweihundert Meilen mehr bis zur Höhlenfestung des Kaisers. Ich habe sie damals miterbaut, und es müsste mit dem Tenelin zugehen, wenn ich nicht den Weg hinein finde.«
    »Was ist mit der Beeinflussungsmagie? Ich spüre sie jetzt schon, obwohl wir gerade mal die Küste ausmachen können«, wandte Hemor ein.
    »Das ist Meranehs und Taleis Aufgabe. Sie werden unter meiner Aufsicht einen Schutzzauber weben, der euch vor der Beeinflussung schützt. Danach müsst ihr jedoch eng zusammenbleiben und dürft euch nicht mehr als fünfzig Schritte von den beiden Hexen entfernen.«
    Während die Geisterfrau so klang, als wäre das alles ein Kinderspiel, sahen Meraneh und die junge gelbmagische Gelondanerin sich erschrocken an. Sie waren keine erfahrenen Hexen und hatten Angst, Fehler zu machen.
    »Keine Sorge, ihr schafft das schon!« Meravane kannte die Fähigkeiten der beiden Frauen, und sie besaß genug Erfahrung, um sie anleiten zu können. Dennoch bedauerte sie es, dass sie selbst außerhalb des Hexenwaldes nur ein Geist mit sehr beschränkten Wirkungsmöglichkeiten war.
    Sie lauschte dem Wind, der immer Neuigkeiten mit sich brachte, und lächelte, als sie vernahm, dass die letzten großen Galeeren, die sich in diesen Gewässern befanden, auf Ostkurs liefen.
    »Es läuft alles gut, Kinder. Wir werden die Sache schon meistern.«
    »Was genau wollen wir erreichen?«, fragte Hemor, der das Ganze für ein Kommandounternehmen mit nur minimaler Aussicht auf Erfolg hielt. Anstatt ihm zu antworten, sang Meravane die ersten Strophen eines Kampfliedes aus alter Zeit. Damit irritierte sie die magisch Begabten einschließlich Hannez, der sich über die Härte des Textes und die Inbrunst wunderte, mit der der Geist die Worte sendete. So viel mörderische Wut und Entschlossenheit passten eigentlich nicht zu einer blauen Hexe.
    Sie hätte ihnen erzählen können, dass sie in ihrer Jugend nachden Regeln schwarzer Kampfmagier ausgebildet worden war und weniger mit den Formen der Magie anfangen konnte, die die Hexen und Adepten von Ilyndhir und Wardania pflegten.
    »Es ist jetzt gut sechsunddreißig mal sechsunddreißig Jahre her, dass ich als blutjunges Ding Wassuram zugeteilt worden bin. Nicht lange danach hat der verderbte Magier sich entschieden, mit seinen Untergebenen, den Adepten und dem gesamten Stab, den ein Kriegsmagier um sich scharrt, hierherzukommen, angeblich um eine neue Waffe – den Feuerthron – zu testen. In Wahrheit aber wollte er sich der Kontrolle der höchsten Magier des Schwarzen Landes entziehen und sein eigenes Reich gründen.«
    »Es gibt also noch andere Länder als unsere?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher