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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Thron Platz genommen hatte. Für ihn waren sie ein Zeichen, dass er mächtiger war als jeder andere Runi, denn kein anderer seines Volkes hätte die Qualen, die er zu Beginn durchlebt hatte, aushalten können. Nun verlieh ihm der Feuerthron die Macht, der unumschränkte Herrscher der gesamten Inselwelt zu werden.
    Besessen von seinen Allmachtsfantasien hätte der Kaiser beinahe die Runi vergessen, nach denen er suchte. Als er sich wieder an sie erinnerte, ließ er seinen magischen Blick über jede Handbreit Boden auf Gurrland wandern. Doch er entdeckte keine Spur von ihnen. Stattdessen fiel ihm in den Bergen westlich der Hauptstadt blaue Abschirmmagie auf. Waren sie das? Die Eindringlinge hatten einen blauen Magier und eine Hexe mitgenommen, die ein solches Feld hätten erzeugen können. Glaubten die Runi, sie könnten ihn durch ein Bündnis verschiedener Farben stürzen? Der Gedanke säte Zweifel im Herzen des Kaisers, denn er wusste selbst, welch unnatürliche Beziehung er mit diesem mächtigen Artefakt eingegangen war. Es kostete ihn viel Mühe, den Thron zu beherrschen, und er zahlte für diese Macht in jeder Sekundemit fast unerträglichen Schmerzen. Ein gut ausgebildeter Magier oder eine exzellente Hexe mit schwarzer oder einer anderen dem Feuerthron zugewandten Farbmagie konnte sich dies unter Umständen zunutze machen.
    »Sie dürfen nicht bis hierher kommen!« Erst als er seine eigene Stimme hörte, begriff der Kaiser, dass er nach der Art der Menschen und Gurrims mit dem Mund gesprochen hatte. Einige Diener, die in seiner Nähe auf Anweisungen warteten, eilten auf ihn zu und warfen sich vor ihm zu Boden.
    »Welche Befehle habt Ihr für uns, Euer Glorifizienz?«
    »Lasst die Spitzohren und ihre blauen Freunde auf der gesamten Insel und den vorgelagerten Eilanden suchen. Kehrt das Unterste zuoberst, wenn es nötig sein sollte, aber findet sie. Sie dürfen diese Hallen niemals erreichen!«
    »Sehr wohl, Euer Glorifizienz!« Die Diener rannten sofort los, um seine Befehle weiterzugeben. Der Kaiser sah ihnen nach, presste dann die Handflächen gegen den brennenden Kristall und griff nach den Geistern seiner hochrangigsten Offiziere auf Gurrland. Es ging schneller, seine Kommandos in deren Köpfe zu pflanzen, als zu warten, bis die Kuriere sie überbracht hatten.
    Zufrieden sah er, wie seine Gurrim-Soldaten die Kasernen verließen und ausschwärmten. Ihre Zahl war allerdings geringer, als er angenommen hatte. Die meisten seiner Regimenter standen auf den eroberten Inseln, um dort jeden Widerstand auszumerzen. Da er die auf Gurrland geborenen Männer und Frauen benötigte, um Runia niederzuwerfen, würde er dafür sorgen müssen, dass die Menschen sich selbst bewachten. Dazu würde er die Farbfeindschaften der Leute ausnutzen, grüne Malvoner nach Ilyndhir schicken und blaue Ilyndhirer nach Malvone. Bei Gelonda würde das etwas schwieriger werden, weil die Gelben sich mit geflohenen Ardhuniern verbündet hatten. Nach Gelonda musste er seine violetten Piraten schicken und von diesen einen Keil zwischen die Unterworfenen treiben lassen.
    Erneut ertappte er sich dabei, dass seine Gedanken zu weit in die Zukunft griffen. Dabei galt es erst einmal, die nun entstandene Situation zu meistern. Während er das Ausrücken seiner Truppen überwachte und den Kommandanten seine Befehle erteilte, wuchs in ihm die Überzeugung, dass nicht einmal eine Maus die Chance besaß, seinen Soldaten zu entkommen – und größer als eine Maus waren die Runi allemal.
10
    Für Meras Em pfinden blieb Reodhendhor eine halbe Ewigkeit aus, so dass sie bereits fürchtete, ihm sei etwas zugestoßen. Inzwischen wurde sie von fürchterlichem Durst geplagt, und ihr Magen knurrte auf eine Weise, dass Timpo sich ängstlich hinter Fleckchen verkroch.
    »Keine Sorge, mein Kleiner. Für ein Frühstück bist du mir zu haarig«, flüsterte Mera ihm zu und wünschte sich, dass der Geisterruni endlich zurückkäme.
    Als Reodhendhors Gesicht ohne Vorwarnung vor dem ihren auftauchte, erschrak sie so sehr, dass sie beinahe aufgeschrien hätte. Sie atmete ein paarmal tief durch und sah ihn dann fragend an. »Was hast du entdeckt?«
    »Erst einmal Hekendialondilan, Girdhan, Careela und Argo. Wo Kip hingeschafft wurde, habe ich leider nicht herausfinden können. Dafür ist er einfach zu unmagisch.« Reodhendhor klang enttäuscht, denn er hatte etliche Magazine durchforstet und sich erst spät daran erinnert, dass er die anderen nicht ewig in ihren Kisten warten

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