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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Feldern und steilen Hangwiesen abmühten.
    Meravane und ihre Begleiter gingen allen Leuten aus dem Weg, denn die Beeinflussung, die wie ein grauer Dampf über dem Land lag, zwang jeden dazu, unerwartete Begegnungen weiterzumelden. Aus diesem Grund hätte Hemor gerne einen Späher vorausgeschickt, aber Meravane lehnte seine Bitte rundweg ab.
    »Wir sind von einer magischen Wolke umgeben, die jeden Mann und jede Frau binnen kurzer Zeit zu einem willfährigen Sklaven des Feuerthrons macht. Ihr seid nur so lange dagegen gefeit, wie ihr euch im Bereich des Schutzzaubers unserer beiden Hexen aufhaltet.« DieGeisterfrau wies auf ihre Nachfahrin Meraneh, die Hand in Hand mit der Gelondanerin Talei inmitten der Gruppe ging. Die beiden Frauen waren so in ihrem gemeinsamen Zauber versunken, dass Hannez und ein weiterer Mann sie führen mussten.
    Hemor verzog wütend das Gesicht. »Auf die Weise werden wir irgendwann einer Horde Gurrländer gegenüberstehen!«
    »Du vergisst, dass ich als Geist von diesem Beeinflussungszauber nicht betroffen bin. Ich muss zwar auf unsere beiden Schätzchen aufpassen, damit sie alles richtig machen, aber mir bleibt genug Zeit, immer wieder ein kleines Stück vorauszueilen!« Um ihre Worte zu bekräftigen, schwebte Meravane davon und kehrte erst nach einer Weile zurück.
    »Wir müssen einen kleinen Umweg machen. Weiter vorne ist die Straße schon vor längerer Zeit durch eine Mure verschüttet worden. Zu Wassurams Zeiten hätte es so eine Nachlässigkeit nicht gegeben. Die Gepflogenheiten im Land des Feuerthrons sind wirklich seltsam.« Sie griff sich an den Kopf und winkte dann den anderen, ihr zu folgen.
    »Wie lange werden wir uns noch durch dieses Gebirge quälen müssen?«, fragte Hannez. Wie die meisten, die sich der Gruppe angeschlossen hatten, stammte er vom flachen Land und fühlte sich angesichts der hoch aufragenden Berge und engen Schluchten ziemlich unwohl. Die Geisterfrau antwortete ihm nicht, sondern führte die Gruppe nun über Pfade, die eher für eine Ziege gangbar waren als für einen Menschen. Hannez und die anderen stolperten ein ums andere Mal, und sie richteten in den nächsten Stunden mehr Stoßgebete an Ilyna, Talien oder die anderen Götter ihrer jeweiligen Farbe als sonst in einem Monat.
    »Vorsicht!« Meravanes geistiger Warnruf traf Hemor wie ein Schlag zwischen die Schulterblätter und zwang ihn, sich auf der Stelle umzudrehen. Er sah, wie ein Gelondaner, der hinter ihm ging, das Gleichgewicht verlor und in die Tiefe zu stürzen drohte. Rasch griff er zu und hielt den Mann fest.
    »Aufpassen, mein Junge! Das hier ist kein gutes Land, um fröhlich vor sich hin zu schlendern. Da heißt es gut schauen, wohin du deinen Fuß setzt.«
    Der Gelondaner nickte mit bleicher Miene. »Ja, Herr! Talien ... äh ... Ilyna möge es dir danken.«
    »Beide werden es tun!« Hemor zwinkerte dem anderen grinsend zu und ging weiter.
    Als hochgestellter Höfling in Ilyndhir hatte er das Privileg besessen, in den dortigen Bergen zu jagen. Aus diesem Grund vermochte er sich hier recht leichtfüßig zu bewegen und konnte außerdem auf die anderen achtgeben. Wenig später musste er Hannez helfen, die beiden Hexen über eine gefährliche Stelle zu bringen, an der der Pfad gerade noch breit genug war, um einen Fuß vor den anderen zu setzen. Zur rechten Hand stieg die Felswand steil an, während sich links von ihnen eine schmale, aber sehr tiefe Schlucht erstreckte. Wie tief sie war, hörten sie an den Steinen, die sie lostraten und die schier endlos fielen, bis sie auf dem Grund aufschlugen.
    »Davon werde ich noch meinen Enkeln erzählen«, entfuhr es Hannez. Gleich darauf wurde er ganz rot im Gesicht. Meraneh schien seine Worte trotz ihrer Trance vernommen zu haben, denn sie stieß ein kurzes Kichern aus, ehe ihre Miene wieder starr wurde.
    Hannez seufzte. Mehr denn je wünschte er sich, Meraneh würde ihn heiraten. Aber dazu mussten sie erst einmal diesem Höllenschlund lebendig entkommen.
    Meravane grinste ihn an. »Ein paar Kinder mehr mit meinem Hexenblut in den Adern würden Ilyndhir guttun. Also halt dich ran, mein Junge.«
    »Wenn wir diese Sache hinter uns haben ...«, murmelte Hannez, biss die Zähne zusammen und führte die beiden Hexen weiter. Bei Meraneh ging es ja ganz gut, doch trotz der Hilfe des Gelondaners tat er sich bei der Gelben schwer, denn das junge Mädchen überragte ihn bereits um einen halben Kopf. Da der Pfad meist nur füreinen Platz bot, ging er voran und leitete

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