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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Wie stellst du dir das vor?« Girdhan versuchte sie auszulachen, doch es drang nur ein Krächzen aus seiner Kehle.
    Mera hob belehrend den rechten Zeigefinger. »So dumm ist die Idee gar nicht. Wir tun nur das, was Hannez sowieso vorhatte. Wir schleichen uns zum Meer, nehmen ein Boot und folgen der Spur.«
    »Welcher Spur?«
    Da Mera den blauen Faden einmal entdeckt hatte, vermochte sie ihn sofort wieder zu finden. Sie wollte Girdhan darauf aufmerksam machen, doch der Junge starrte sie nur verdattert an. »Also, ich sehe nichts!«
    »Ich aber! Es liegt wohl an meiner Veranlagung, von der Torrix gesprochen hat. Ich glaube, Großmutter muss gewusst haben, dass sie nicht bis zum Palast der Königin gelangen würde, denn sonst hätte sie Timpo niemals zurückgelassen. Früher hat sie ihn überall mit hingenommen, und gerade habe ich entdeckt, dass zwischenden beiden eine magische Verbindung besteht. Wenn wir ihr folgen, werden wir die Großmutter finden.«
    »Du würdest wirklich bis Gurrland reisen?« Girdhan schüttelte sich, denn trotz seines gurrländischen Erbteils zog ihn nichts auf die große Insel am südöstlichen Ende des Archipels.
    Auch Mera war für einige Augenblicke unsicher. Gurrland zu betreten hieß, in den Machtbereich des dortigen Kaisers einzudringen, und der war nach allem, was sie gehört hatte, schier übermächtig. Vielleicht vermochten ihn die gesammelten Magier der Welt herausfordern, doch für ein Mädchen wie sie und einen Jungen, der vielleicht doch zu einem ergebenen Sklaven des Feuerthrons werden würde, wäre es der direkte Weg vom Fischernetz in die Bratpfanne.
    Dennoch nickte sie heftig. »Wenn es sein muss, werden wir auch nach Gurrland gehen. Aber ich hoffe, dass es nicht nötig sein wird. Darüber brauchen wir uns erst den Kopf zu zerbrechen, wenn wir draußen auf dem Meer in Sicherheit sind. Wir müssen uns erst mal etwas einfallen lassen, wie wir an ein Boot kommen.«
11
    Unter Tag wäre es Wahnsinn gewesen, den Hexenwald zu verlassen. Daher kehrten Mera und Girdhan zu der Stelle zurück, an der sie übernachtet hatten. Als sie dort ankamen, hing der Blaubeerstrauch wieder voller Früchte, und gleich daneben entsprang eine Quelle mit wohlschmeckendem Wasser.
    Mera, die sich im Gegensatz zu ihrem Ziehbruder schnell an diese magischen Veränderungen gewöhnt hatte, setzte sich neben den Busch und begann zu essen. Auch Timpo sicherte sich seinen Anteil an Blaubeeren, und in seinen Magen passten sehr vielehinein. Zuletzt überwand auch Girdhan seine Scheu und griff zu. Seinem Gesichtsausdruck nach schien es ihm nicht besonders zu schmecken.
    »Es ist alles so unheimlich«, flüsterte er.
    Mera schien es, als würde der Wald ihn auslachen. »Keine Sorge, uns passiert hier schon nichts!« War sie selbst es gewesen, die das gesagt hatte? Sie spitzte die Ohren, hörte aber nichts. Erneut erklang ihre Stimme, ohne dass ihr bewusst war, gesprochen zu haben.
    »Wir sollten uns hinlegen und ausruhen. Uns steht eine lange Nacht bevor.«
    Jetzt war sie sicher, dass jemand anderes durch ihren Mund gesprochen hatte. Sie war jedoch viel zu müde, um darüber nachdenken zu können. Gähnend kuschelte sie sich ins Moos, zog Timpo zu sich herein und schlief sofort ein.
    Als sie und Girdhan wieder erwachten, stand die Sonne bereits weit im Westen, und am Blaubeerbusch hingen neue Früchte. Sie aßen und tranken, bis sie satt waren, dann wies Mera nach Osten.
    »Ich weiß jetzt, wie wir zum Fischerhafen kommen. Über Land ist das unmöglich. Aber in dieser Richtung stößt der verzauberte Wald an den Blauen Fluss. Wir können dort ins Wasser steigen und schwimmen.«
    »Und die Hexe?«, fragte Girdhan.
    Mera lachte. »Nun, die vermutet uns doch hier im Wald. Wahrscheinlich sucht sie immer noch Freiwillige, die sich den Pfeilbüschen aussetzen wollen.«
    »Wenn die Leute, die wir am Vormittag gesehen haben, in die Stadt zurückgekehrt sind, wird sie wohl niemand mehr finden!« Girdhan fühlte sich viel besser als am Morgen und hatte seine Angst vor dem Hexenwald weitestgehend überwunden. Mit einem Mal tat es ihm sogar leid, ihn verlassen zu müssen.
    Als er das zu Mera sagte, nickte diese eifrig. »Mir geht es ähnlich. Aber wir dürfen hier nicht bleiben. Irgendwann würde es der Hexegelingen, in den Wald einzudringen und uns zu fangen. Komm! Es liegt noch ein ziemlich weiter Weg vor uns, wenn wir den Fluss erreichen wollen.«
    »Na dann los!« Girdhan blickte in Richtung der vereinzelten

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